Team jameda
Immer mal wieder lässt Frau Scholz ihr Gedächtnis im Stich: Wo ist ihre Handtasche? Was wollte sie eigentlich einkaufen? Und wie hieß noch mal der nette junge Nachbar? Langsam macht sie sich Sorgen. Ob sie wohl an Alzheimer leidet?
Damit wir uns überhaupt Dinge merken können, müssen in unserem Gehirn komplexe Prozesse ablaufen, an denen viele Gehirnbereiche beteiligt sind. Dabei müssen Informationen nicht nur abgespeichert, sondern vor allem auch wiedergefunden werden.
Wenn wir lernen, verändert sich die Struktur des Gehirns: Nervenzellen bauen neue Verbindungen untereinander auf, sie produzieren vermehrt Botenstoffe, Teile des Gehirns vernetzen sich stärker.
Damit entwickeln sich Fähigkeiten, die das Überleben im Alltag ermöglichen: Das Ultrakurzzeitgedächtnis, mit dem wir auf Sinneseindrücke für einige Sekunden zurückgreifen können, ermöglicht die Orientierung in der Gegenwart, liefert also beispielsweise die Information, wo wir uns befinden und was wir gerade tun. Das Kurzzeitgedächtnis speichert Fakten für einige Minuten, erlaubt also etwa, die Küchenschränke durchzusehen und dann einen Einkaufszettel zu schreiben. Informationen des Kurzzeitgedächtnisses können auch längerfristig abgespeichert werden, wenn sie in das Langzeitgedächtnis überführt werden: Dort sind sie über Tage bis zu Jahren hin abgespeichert. Dazu gehören nicht nur Vokabeln einer Fremdsprache, sondern auch gelernte Bewegungsabläufe wie Schwimmen oder Fahrradfahren.
Kinder lernen besonders schnell und gewinnen fast immer beim Memoryspielen. Verantwortlich dafür sind die Nervenzellen in ihrem Gehirn, die bei Kindern besser vernetzt sind als bei Erwachsenen. Mit fortschreitender Gehirnentwicklung nimmt die absolute Anzahl der Vernetzungen ab, allerdings werden einige Verbindungen besser ausgebaut. Alterungsprozesse wirken sich wie auf den restlichen Körper auch auf das Gehirn aus. Zwar laufen Denkprozesse insgesamt langsamer ab, doch gibt es auch hier Unterschiede. Der Alterungsvorgang macht sich vor allem in Situationen bemerkbar, in denen man sich auf neue Verhältnisse einstellen muss oder mit neuen Problemen konfrontiert ist. Dagegen funktionieren Vorgänge, die in der Vergangenheit häufig praktiziert und geübt wurden, auch im Alter noch zuverlässig.
Wenn bei jüngeren Menschen Gedächtnisstörungen auftreten, sind häufig Hirnschädigungen durch Unfälle oder Infektionen die Ursache. Mit zunehmendem Alter lässt dagegen auch bei gesunden Menschen das Gedächtnis leicht nach. Allerdings gibt es neben dem natürlichen Alterungsprozess weitere Erkrankungen, die mit Gedächtnisstörungen einhergehen können. Ein deutliches Warnzeichen sind anhaltende Beschwerden, die das Leben im Alltag beeinträchtigen. Wer sich neue Dinge nicht mehr merken kann, nicht mehr die richtigen Worte findet oder sich in einer bekannten Umgebung verläuft, sollte schleunigst seinen Hausarzt aufsuchen. Auch Persönlichkeitsveränderungen, wenn ältere Menschen also zunehmend aggressiv oder auffällig zurückgezogen werden, können auf eine beginnende Demenz hindeuten. Kompetente Ansprechpartner finden sich auch in Gedächtnisambulanzen, die an vielen Krankenhäusern oder Unikliniken angeboten werden.
Mit Hilfe von psychologischen Tests kann der Arzt diagnostizieren, ob die Hirnleistung gestört ist. Dabei achtet er vor allem auch darauf, ob eventuell andere Erkrankungen für den Leistungsabfall verantwortlich sind (etwa Depressionen, Infektionen oder hormonelle Störungen). Auch Medikamente können Gedächtnisstörungen verursachen. Durch diagnostische Verfahren kann der Arzt auch feststellen, ob tatsächlich eine Demenz vorliegt oder lediglich eine „leichte kognitive Beeinträchtigung’, wie sie im Alter häufiger vorkommt. Zwar ist bei dieser Erkrankungsform die Gehirnleistung niedriger als bei anderen Personen im gleichen Alter, doch sind die Betroffenen in der Regel noch in der Lage, ihren Alltag zu meistern. Allerdings ist das Risiko hoch, dass sich aus der leichten kognitiven Beeinträchtigung eine Demenz entwickelt.
Mediziner sprechen nur dann von einer Demenz, wenn neben der Gedächtnisschwäche noch mindestens eine weitere Gehirnfunktion, wie Orientierung oder Sprache, betroffen ist und die Patienten in ihrer Alltagsaktivität seit mindestens 6 Monaten massiv eingeschränkt sind. Bei den etwa 1 Millionen Menschen in Deutschland, die von einer Demenz betroffen sind, ist bei etwa 50 bis 70% die Alzheimer-Krankheit die Ursache. Weitere 20% leiden unter einer vaskulären Demenz, bei der die Gehirnleistungsstörung von Durchblutungsstörungen, etwa aufgrund von Schlaganfällen oder anderen Gefäßerkrankungen, verursacht wurde.
Bei der Alzheimer-Erkrankung weiß man, dass Ablagerungen von Eiweißstoffen dafür sorgen, dass Nervenzellen untergehen. Bisher gibt es keine ursächliche Therapie. Medikamente und andere therapeutische Maßnahmen können jedoch dafür sorgen, dass der Krankheitsverlauf hinausgezögert und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert wird.
Häufig werden Mittel wie Ginkgo, Ginseng, Vitamin E oder Lecithin zur Förderung der Gedächtnisleistung beworben. Medizinische Experten der Fachgesellschaften für Psychiatrie und Neurologie sind jedoch zu der Bewertung gekommen, dass die Wirksamkeit dieser Substanzen wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist. Empfohlen wird regelmäßige körperliche Bewegung, eine gesunde Ernährung sowie ein aktives geistiges und soziales Leben.
Zu einem ähnlichen Ergebnis ist auch eine aktuelle Untersuchung im Britischen Ärzteblatt gekommen. Danach sind ein niedriges Bildungsniveau, Depressionen, Diabetes sowie eine ungesunde Ernährung wichtige Faktoren, die die Entstehung einer Demenz fördern können, aber teilweise auch vermeidbar oder behandelbar sind.
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