Auch wenn Botulinumtoxin den meisten Menschen nur aus der ästhetischen Medizin zur Behandlung von Falten bekannt ist, wird es bereits seit vielen Jahren in der Neurochirurgie, zur Behandlung von Spastiken aber auch bei chronischen Kopfschmerzen, Migräne oder Zähneknirschen eingesetzt.
Wer unter Migräne leidet, weiß wie belastend die Schmerzen sein können und welche Einschränkungen im Alltag damit verbunden sind. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Botulinumtoxin gegen Migräne helfen kann und wie eine Therapie genau abläuft.
Botulinumtoxin ist für seine entspannende Wirkung der Muskulatur, vorwiegend gegen lästige Falten, bekannt. Bei Migräne kommt es zu einer sehr starken Anspannung und Aktivierung der Muskeln in Gesicht, Nacken und Schultern.
Die Muskulatur drückt auf die Gefäße, hemmt die Blutzirkulation und führt einen Sauerstoffmangel herbei. Infolgedessen entstehen starke Migräne-Kopfschmerzen, Übelkeit und Geräusch- und Lichtempfindlichkeit.
Die Injektion von Botulinumtoxin hemmt die Ausschüttung des Botenstoffs im Körper, welcher für die Aktivierung der Muskeln verantwortlich ist. Ziel der Behandlung ist es die Muskelbewegung durch die muskelentspannende Wirkung von Botulinumtoxin an den Stellen zu reduzieren, an denen die Muskeln auf den Nerv drücken und damit den Migräneschmerz auslösen.
Wer zum Beispiel viel mit dem Handy oder PC beschäftigt ist, spannt in der Regel die Zornesfalte an. Diese Muskelanspannung kann den darunterliegenden Nerv reizen und einen Migräneschub auslösen. Botulinumtoxin verringert die Muskelbewegung und der Trigger wird ausgeschaltet. Die Migräneattacken können nicht gänzlich verhindert werden, aber auf ein Minimum reduziert werden.
Die PREEMPT-Studie aus dem Jahr 2010 mit 1384 Migräne -Patienten zeigt, dass sowohl die Anzahl der Kopfschmerz-Tage deutlich reduziert werden konnte aber auch die Intensität der Schmerzen durch den Einsatz von Botulinumtoxin signifikant abgenommen hat**.**
Von PREEMPT wurde auch ein Schema zur Dosierung und Injektion des Botulinumtoxins entwickelt. Die Zulassung von Botulinumtoxin zur Migränebehandlung erfolgte 2011 vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BFArM).
Die Botulinumtoxin - Einheiten werden direkt in den Muskel bzw. in die Schmerzpunkte an Stirn, Kopf und Nacken punktgenau injiziert. Da bei einer Botulinumtoxin Behandlung sehr feine Nadeln verwendet werden, verursachen diese kaum Schmerzen beim Einstechen. Ein Oberflächenanästhetikum oder eine Kühlung sorgen zusätzlich für eine weitgehend schmerzlose Behandlung.
Die schmerzstillende Wirkung des Botulinumtoxins setzt nach ca. 48 bis 72 Stunden ein und ist nach 14 Tage vollständig erreicht. Die Wirkung hält zwischen drei bis sechs Monaten an, abhängig vom körpereigenen Abbauprozess. Die Behandlung sollte regelmäßig wiederholt werden, um einen langfristigen Verbesserungseffekt zu erzielen. Studien gaben Aufschluss darüber, dass die besten Ergebnisse im ersten Behandlungsjahr erzielt wurden, wenn die Therapie alle drei Monaten erfolgte.
Nach einer Behandlung mit Botulinumtoxin kann es zu kurzfristigen Nacken- oder Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel kommen. Auch Rötungen oder Hämatome an den Einstichstellen können auftreten, diese verschwinden jedoch nach kurzer Zeit wieder.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist eine Botulinumtherapie gegen Migräne nicht erlaubt.
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