Artikel 26/02/2021

Vasektomie ist weniger schmerzhaft als Männer erwarten

Priv.-Doz. Dr. med. Jan Schmitges Urologe
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Urologe
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Die Durchtrennung der Samenleiter (Vasektomie) ist eine der sichersten Möglichkeiten zur dauerhaften Empfängnisverhütung. Im Vergleich zu anderen Verhütungsmethoden ist sie besonders zuverlässig, nebenwirkungsarm und kosteneffektiv.

In den letzten 10 Jahren ist die Zahl der Männer, die sich dem Eingriff unterziehen, allerdings um über 60 % zurückgegangen. Warum dies so ist, kann keiner genau sagen. Ein Grund für die Abnahme kann im Image des Eingriffes liegen. Denn für viele Männer ist eine Vasektomie immer noch gleichgesetzt mit Kastration.

Angstgeschichten über Schmerzen und unbegründeten Sorgen über die Auswirkungen auf das Sexualleben können zudem abschrecken.

Wie beeinflusst eine Vasektomie das Sexualleben?

Wenn man sich mit dieser Form der Verhütung näher beschäftigt, kann schnell mit diesen Vorurteilen aufgeräumt werden. Denn es handelt sich keineswegs um eine Kastration im Sinne einer Entfernung der Hoden.

Es werden lediglich beide Samenleiter im Hodensack durchtrennt, sodass anschließend mikroskopisch keine Samenfäden im Sperma mehr nachweisbar sind. Das Volumen, Aussehen und Geruch des Ejakulats ändert sich nämlich anschließend nicht. Somit ist nach Abheilen der winzigen Wunden von „außen“ eine Vasektomie gar nicht mehr zu erahnen. Der sexuelle Höhepunkt, inklusive Samenerguss, ist zudem vollkommen unbeeinträchtigt und kann wie eh und je erlebt werden. Ein weiteres Vorurteil, das schnell widerlegt ist.

Eine Vasektomie nimmt zudem auch keinen Einfluss auf das Lustempfinden und die Potenz. Im Gegenteil: Fallen hormonelle Verhütungsmethoden weg, kann das sexuelle Verlangen der Frau zunehmen und die gemeinsame Sexualität in der Partnerschaft erhält möglicherweise einen neuen Schub.

Bleibt die Sache mit den Schmerzen

Eine aktuelle Studie aus Großbritannien zeigt nun, dass das Schmerzniveau nach diesem Eingriff wesentlich geringer ist, als vorher von den Männern erwartet wurde. Die Briten untersuchten das Zusammenspiel von Erwartungen vor und Schmerzwahrnehmung nach einer Vasektomie. Am Ende des Eingriffs wurden die Männer gebeten, ihre Erwartung von Schmerzen vor der OP, Schmerzen aufgrund der Anästhesienadel und Schmerzen während des Verfahrens zu bewerten.

Der durchschnittliche Schmerz durch die lokale Betäubung und den operativen Eingriff waren tatsächlich wesentlich geringer, als erwartet. Darüber hinaus berichtete die Mehrheit der Männer (63 %) über weniger Schmerzen durch die Nadel als vor dem Eingriff erwartet, während nur 10 % über mehr Schmerzen als erwartet berichteten.

Im Vergleich dazu glaubte etwa die Hälfte der Patienten, dass die Schmerzen während des gesamten Verfahrens geringer waren als erwartet (52 %). 12% gaben an, mehr Schmerzen, als erwartet zu haben. Im Allgemeinen machten vasektomierte Männer dieser Studie eine positivere Erfahrung, als erwartet.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind für Männer mit Vasektomiewunsch ermutigend, da die durch den Eingriff verursachten Schmerzen geringer ausfallen, als erwartet. Diese Studie ist insofern interessant, da sie eindeutig die verbreiteten Fehlinformationen über die Schmerzhaftigkeit der Vasektomie wissenschaftlich widerlegt. Bisher hatte sich erst eine Studie aus Kanada mit diesem Thema beschäftigt, welche im Jahr 2017 erschien, und zu gleichen Ergebnissen kam.

Abgesehen von unbegründeten Ängsten vor „Kastration“ und Impotenz, sollte die Angst vor dem Schmerz also kein Grund mehr sein, sich nicht mit dieser sicheren Form der Verhütung näher zu beschäftigen.

Quellen

  • Sooltangos et. al, BMJ Sex Reprod Health, 2020 Jul

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