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Zwischen Entzündung und Verschleiß der Schulter
Das Schultergelenk ist ein sehr komplexes Gelenk mit einer großen Beweglichkeit, die durch das Zusammenspiel von Schulterhauptgelenk sowie den Gelenken des Schultergürtels ermöglicht wird. Eine Vielzahl von Muskeln und Bändern wirken an der außerordentlichen Funktionsfähigkeit dieses Gelenkes mit. Störungen können naturgemäß vielfältig sein und bedürfen einer exakten Diagnosestellung und spezifischen Therapie.
Schulterarthrose – Omarthrose. Auch an dem Schultergelenk kann sich eine Arthrose ausbilden, entweder ohne ersichtlichen Grund (primäre Arthrose) oder als Folge einer Gelenkschädigung, z.B. einem Schulterbruch mit Gelenkbeteiligung oder einer systemisch entzündlichen Gelenkerkrankung (sekundäre Arthrose). Da die Schulter kein lasttragendes Gelenk ist und eine eingeschränkte Beweglichkeit zum Teil durch den Schultergürtel ausgeglichen werden kann, tritt die Beschwerdesymptomatik bei Omarthrose im Vergleich zur Hüft- oder Kniegelenksarthrose erst zu einem späteren Zeitpunkt in den Vordergrund. Von Arthrose kann nicht nur das Schulterhauptgelenk betroffen sein sondern auch das Schultereckgelenk, die Verbindung zwischen Schulterhöhe (Acromion) und Schlüsselbein. Häufig sind neben den Gelenken selbst auch die Rotatorenmanschette und die umgebenden Weichteile betroffen, so dass ein Mischbild aus Arthrose und „periartikulären“ Beschwerden besteht. Führt eine konservative Therapie nicht zu einer erfolgreichen Beschwerdereduzierung besteht die Möglichkeit der Implantation einer Schulterendoprothese. Je nach Schwere der Gelenkzerstörung und Ausmaß des Weichteilschadens können unterschiedliche Endoprothesentypen verwendet werden.
Rheumatoide Arthritis - Omarthritis. Trotz des häufigen Befalls des Schultergelenkes bei Patienten mit rheumatioder Arthritis ist die operative Frequenz an diesem Gelenk eher niedrig. Dieses liegt nicht zuletzt an den großen funktionellen Reserven des Schultergürtels. Kennzeichen der rheumatischen Omarthritis ist neben der Gelenkzerstörung eine progrediente Zerstörung der umgebenden Weichteile: Schon früh lassen sich entzündliche Veränderungen der subacromialen Strukturen wie Bursitiden, Tenosynovialitiden der langen Bizepssehne und Rotatorenmanschettendefekte nachweisen.
Die operative Therapie orientiert sich an dem Destruktionsmuster und dem Ausmaß der entzündlichen Veränderungen. Ziel des operativen Eingriffes ist es, ein langfristiges schmerzfreies und funktionsfähiges Schultergelenk mit ausreichendem Bewegungsausmaß zu erhalten. Bei den präventiven, gelenkerhaltenden Eingriffen hat neben der subacromialen Bursektomie und Tenosynovektomie der langen Bizepssehne mit oder ohne Rekonstruktion der Rotatorenmanschette die offene oder arthroskopische Synovektomie (Entfernung der entzündlich veränderten Gelenkschleimhaut) weiterhin Bedeutung. In fortgeschrittenen Stadien mit Destruktionen der knöchernen Anteile sind präventive Eingriffe nicht mehr ausreichend und rekonstruktive Eingriffe müssen für den Erhalt der Schulterfunktion herangezogen werden. Dabei zeichnet sich die Tendenz ab, mit rekonstruktiven Eingriffen frühzeitig zu beginnen, und nicht den Erfolg von gelenkerhaltenden Operationen abzuwarten und damit die Entstehung von schweren Destruktionen in Kauf zu nehmen.
Das dominierende rekonstruktive Verfahren ist die Schulterendoprothetik. Die Implantatwahl richtet sich neben der knöchernen Situation und der Schwere der glenohumeralen Destruktion auch nach dem Zustand und der Rekonstruierbarkeit der Rotatorenmanschette.
Die richtige Wahl der Endoprothese
Oberflächenersatz – Kappenprothese: Diese in den letzten Jahren sehr erfolgreich angewendete Prothesenkonzept beruht auf der Grundlage, nur dass zu ersetzen, was auch erkrankt ist: Die Gelenkoberfläche. Durch eine anatomisch geformte „Metallkappe“ erhält der Oberarmkopf eine neue Gelenkfläche, ggf. auch mit Ersatz der Gelenkpfanne. Der Vorteil liegt in dem knochensparenden Vorgehen sowie in der anatomischen Wiederherstellung des Gelenks. Die Kappe benötigt für den sicheren Halt guten Knochen im Oberarmkopf und eine zumindest teilweise funktionsfähige Muskelmanschette (Rotatorenmanschette).
Schaftverankerte Prothese – Stielprothese: Die klassische Form der Schulterendoprothese. Ist der Oberarmkopf zu stark zerstört, erfolgt die Verankerung der Prothese mit Hilfe eines Stiels im Oberarmschaft. Verwendet werden zementierte oder zementfreie Implantate, je nach Knochenbeschaffenheit. Verschiede Stecksysteme erlauben das Aufsetzen unterschiedlicher Köpfe auf diesen Schaft, so dass eine anatomische Wiederherstellung des Gelenks erfolgt. Ggf. kann auch hier die Gelenkpfanne (Glenoid) mitersetzt werden.
Inverse Schulterprothesen: Besteht neben der Gelenkzerstörung eine starke Schädigung der Rotatorenmanschette, muss die fehlende Muskelfunktion durch eine besondere Konstruktion der Prothese ersetzt werden. Das Gelenk wird umgedreht. Die Kugel sitzt nun auf der ehemaligen Gelenkpfanne und der Oberarmkopf wird durch eine künstliche Pfanne ersetzt. Dadurch werden die Hebelarme an der Schulter so verändert, dass allein der Schulterkappenmuskel (Deltamuskel) eine gute Beweglichkeit der Schulter erzielen kann. Schwer geschädigte Schultergelenke können mit diesen Prothesensystemen sehr gut versorgt werden.
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