Artikel 27/11/2014

Kurzschaftprothese oder Oberflächenersatz - Die Knochen sparende Hüftprothese

Dr. med. Martin Rinio Fußchirurg, Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
Dr. med. Martin Rinio
Fußchirurg, Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
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Kurzschaftprothese: Vorteile der Knochen sparenden Hüftprothese
Immer häufiger müssen wir junge Patienten unter 60 oder sogar unter 50 Jahren wegen fortgeschrittener Hüftarthrose mit einer Hüftprothese versorgen. Bei diesen jungen Patienten ist wegen des normalen Verschleißes eines Kunstgelenks eine Wechseloperation der Hüftprothese nach 20 oder 25 Jahren wahrscheinlich. Durch eine Knochen sparende Operation der Hüftprothese gilt es, gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Prothesenwechsel zu erhalten. Bei Patienten über 65 Jahren stellt die normale Geradschaftprothese der Hüfte die beste Behandlungsmöglichkeit bei Hüftarthrose dar. Bei den jüngeren Patienten mit Hüftarthrose ist die Kurzschaftprothese eine Knochen sparende Alternative.

Wann ist eine Kurzschaftprothese eine optimale Hüftprothese?
Wie bei jeder Hüftprothese wird auch die Kurzschaftprothese vor allem bei Hüftarthrose (Coxarthrose) eingesetzt. Bei jüngeren Patienten ist häufig eine Formabweichung des Hüftgelenks die Ursache der Hüftarthrose: Hüftdysplasie oder Hüftimpingement. Eine Hüftkopfnekrose (Knochennekrose des Hüftgelenks) kann den Ersatz des Hüftkopfes erzwingen, wenn die gelenkerhaltende Behandlung nicht gelingt. Auch eine gelenknahe Fraktur des Hüftgelenks (Oberschenkelhalsbruch) kann eine Prothesenversorgung erforderlich machen. Bei älteren Patienten über 65 Jahren nehmen wir meist die konventionelle Geradschaftprothese. Bei jüngeren Patienten ist für uns auch bei Fraktur die Knochen sparende Alternative vorzuziehen.

Kurzschaftprothese im Vergleich zu anderen Hüftprothesen
Die Kurzschaftprothese hat, wie der Name schon sagt, im Vergleich zur Standard-Hüft-TEP, einen deutlich verkürzten Prothesenschaft. Diese Kurzprothese wird zementfrei implantiert. Im Vergleich zur Standard-Hüfttotalendoprothese muss der Oberschenkelknochen viel weniger ausgehöhlt werden: Große Teile des Schenkelhalses werden erhalten, was bei einer Geradschaftprothese nicht möglich ist. Noch weniger Knochenverlust hat nur die Kappenprothese des Hüftgelenks (McMinn-Prothese oder Oberflächenersatz). Die Kurzschaftprothesen sind nach den bisherigen Erkenntnissen ähnlich gut haltbar, wie die bewährten zementfreien Geradschaftprothesen.

Untersuchungen vor der OP-Entscheidung einer Hüftprothese
Die Hüftarthrose wird klinisch und radiologisch mit Hilfe von Röntgenbildern und MRT-Aufnahmen festgestellt. Wie vor jeder Prothesenversorgung muss auch die Knochendichte gemessen werden, um eine Osteoporose (Demineralisierung des Knochens) auszuschließen.

Wann ist eine Kurzschaftprothese des Hüftgelenks ungeeignet?
Für die Knochen sparende Prothesenversorgung mit einer Kurzschaftprothese muss die Knochenqualität für ein haltbares Ergebnis sehr gut sein. Mit Knochenqualität meinen wir die Knochendichte bzw. den Kalziumgehalt des Knochens. Osteoporose ist also eine Kontraindikation der Kurzschaftprothese, weil der weniger stabile Knochen für ein haltbares Ergebnis meist eine Geradschaftprothese erfordert, evtl. auch unter Verwendung einer Zementfixation. Des Weiteren ist nicht jede Knochenform für eine Kurzschaftprothese geeignet. Deshalb führen wir vor jeder Operation eine entsprechende Planung mit Computersimulation durch, um das geeignete Prothesenmodell festzulegen.

Wie wird eine Kurzschaftprothese des Hüftgelenks operiert?
Die Kurzschaftprothese operieren wir wie alle anderen Hüftprothesen seit vielen Jahren mittels des minimalinvasiven sog. “anterolateralen Zugangs”. Bei diesem Zugang ist keine Durchtrennung von Muskelfasern erforderlich. Das schafft gerade in der Frührehabilitation nach der Endoprothesenoperation erhebliche Vorteile: weniger Komplikationen, weniger Schmerzen und wesentlich beschleunigte Wundheilung und schnellere Rehabilitation bei besserer Funktion.

Wie wird eine Kurzschaftprothese des Hüftgelenks befestigt?
Die Kurzschaftprothese wird zementfrei implantiert. Sie wird zunächst durch Druck im elastischen Knochen verklemmt und stützt sich am intakten Schenkelhals ab. Dies bezeichnet man als “Primärstabilität”. In den nächsten Wochen wächst nun der Knochen in die raue Oberfläche der Prothese ein und es kommt zu einer großflächigen Verzahnung mit dem Implantat. Dies bezeichnet man als “Sekundärstabilität” und ist Voraussetzung für eine lange Haltbarkeit der Prothese. Auch bei Wechseloperationen ist die einwachsende Prothese meist einfacher zu wechseln, als eine zementierte Prothese.

Nachbehandlung und Lebensqualität mit Kurzschaftprothese des Hüftgelenks
Die Einheilung der einwachsenden Prothese benötigt Zeit. Vermeiden Sie in den ersten 3 Monaten zu viel Belastung in dieser Phase der Knochenheilung damit der Einheilungsprozess ungestört verläuft und die Prothese sicher und stabil verankert. Die Kurzschaftprothese hat den Vorteil, bei guter Planung die Geometrie des Hüftgelenks nicht zu verändern. Sie ist daher gut beweglich und hat einen sehr guten Tragekomfort.

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