Team jameda
Sie möchten wissen, wie eine Prostata-OP abläuft, wie lange Sie krankgeschrieben werden und welche Risiken es gibt? Lesen Sie hier aktuelle Information über Ablauf und Nachsorge von Prostata-OPs.
Eine Prostata-OP ist meistens bei einer gutartigen Prostatavergrößerung oder beim Prostatakrebs notwendig. In beiden Fällen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die ganze Prostata oder einen Teil zu entfernen.
Die operative Entfernung der ganzen Prostata, auch radikale Prostatektomie genannt, wird bei einem Prostatakarzinom unter folgenden Voraussetzungen empfohlen:
Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung ist eine OP spätestens dann notwendig, wenn Sie wiederkehrende Harnverhaltungen trotz medikamentöser Therapie erlitten haben oder bei häufigen Infekten, Verschlechterung der Nierenfunktion, Blut im Urin oder Blasensteinen. Meistens ist eine Teilentfernung der Prostata nötig, um die Beschwerden zu lindern.
Gutartige Prostatavergrößerung: Wenn sich die Beschwerden und die gutartige Vergrößerung der Prostata in Grenzen halten, sind konservative Maßnahmen sinnvoll. In diesem Fall wird Ihr Arzt eine oder mehrere Alternativen anbieten, wie zum Beispiel:
Krebs: Bestrahlung-, Chemo- oder Hormontherapie sind bei Prostatakrebs sinnvoller als eine OP, wenn der Krebs nicht lokal begrenzt ist, wenn das Krebsgewebe durch die OP nicht vollständig entfernt werden kann oder wenn sich schon Metastasen gebildet haben.
Krebs: Die radikale Prostatektomie ist entweder eine offene Operation oder ein minimal-invasives Verfahren, auch endoskopischer Eingriff genannt. Bei einer offenen OP gibt es zwei Zugangsmöglichkeiten, vom Unterbauch oder vom Damm aus.
Die endoskopische Entfernung der Prostata kann durch Roboter-Assistenz unterstützt werden. Dazu wird das sogenannte Da-Vinci Operationssystem genutzt, das aus einer Konsole und einem Operationsroboter mit vier Armen besteht. Der Chirurg sieht ein dreidimensionales und zehnfach vergrößertes Bild des Operationsfeldes und steuert den Roboter durch die Konsole millimetergenau.
Gutartige Prostatavergrößerung: Für eine Teilentfernung der Prostata gibt es mehrere Alternativen, wie zu Beispiel die trans-urethrale Resektion der Prostata (TURP), die bipolare Plasmavaporisation oder das Grünlicht-Laser Verfahren.
Darüber hinaus steht Ärzten die transurethrale Inzision für relativ kleine Prostatavergrößerungen zur Verfügung. Dabei schneidet der Chirurg nur den Blasenhals und das angrenzende Prostatagewebe seitlich ein. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Samenerguss aus der Harnröhre oft erhalten bleibt, was nach einer TURP nicht mehr möglich ist, weil die Samenflüssigkeit in die Blase zurückfließt.
Krebs: Die aufwendigste Prostata-OP ist die offene radikale Prostatektomie, die ungefähr 2 bis 3 Stunden dauert. Der Ablauf der OP ist folgender: Nachdem der Chirurg den Unterbauch aufgeschnitten hat, entnimmt er erst Lymphknoten, die sofort feingeweblich untersucht werden. Dann entfernt er die Prostata mit der Prostatakapsel, die Samenblasen und eventuell weitere Lymphknoten. Anschließend vernäht er die Harnröhre mit dem Blasenhals, legt Wunddrainagen ein und verschließt den Hautschnitt.
Gutartige Prostatavergrößerung: Bei einer TURP wird nach der Narkose ein Gleitmittel in die Harnröhre eingebracht. Danach lässt der Chirurg ein Resektoskop durch in die Harnröhre in die Blase gleiten. Das Resektoskop ist ein dünner Schlauch mit einer kleinen Kamera, Spülungsbahnen und einer speziellen Elektroschlinge, die das Abtragen von Prostatagewebe ermöglicht. Eine TURP dauert ungefähr eine Stunde.
Während der OP spürt der Patient keine Schmerzen, weil die Empfindung durch die Narkose ausgeschalten wird. Nach der OP kann der Blasen- und Harnröhrenbereich für einige Tage weh tun. Die Schmerzen nach der OP sind gut mit Medikamenten behandelbar.
Je nach OP-Methode wird entweder eine Voll- oder eine Teilnarkose angewandt. Die radikale Prostatektomie wird meistens unter Vollnarkose durchgeführt, wobei bei minimal-invasiven oder transurethralen Verfahren eine Teilnarkose zum Einsatz kommt.
Krebs:
1. Allgemeine OP-Risiken: Wie jede Operation ist auch eine offene Prostata-OP mit allgemeinen Operationsrisiken wie zum Beispiel Thrombosen, Embolien, Lungenentzündungen, Blutungen oder Wundheilstörungen verbunden. Diese Komplikationen treten allerdings nur selten auf.
2. Inkontinenz: Nach einer radikalen Prostatektomie leiden 3 – 16 % der Operierten an Inkontinenz. Nachdem der Blasenkatheter entfernt worden ist, können die meisten Männer den Urin nicht halten. In vielen Fällen verbessert sich die Harnkontrolle nach den ersten Wochen oder Monaten. Darüber hinaus gibt es Medikamente und andere Therapiemöglichkeiten, die Ihnen helfen können, die Inkontinenz zu lindern. Eine bedeutende Rolle spielen dabei spezielle Beckenbodenübungen. Zur Behandlung der Inkontinenz ist auch die operative Einpflanzung eines künstlichen Schließmuskels möglich.
3. Verletzungen im Enddarm, vorübergehende Nervenschädigung in den Beinen, Schwellungen im Genitalbereich und an den Beinen wegen der Entfernung der Lymphknoten, Verkürzung der Penis
Gutartige Prostatavergrößerung:
1. TUR-Syndrom: Bei der TURP braucht der Arzt eine spezielle elektrolytfreie Spülflüssigkeit, um mit dem Strom arbeiten zu können. Gelangt diese Flüssigkeit in den Blutkreislauf, kommt der Salz- und Mineralhaushalt durcheinander. Das äußert sich mit Kreislaufstörungen, Übelkeit und Verwirrtheit, dem sogenannten ‚‚TUR-Syndrom‘‘.
2. Kreislaufbelastung: Eine Entwicklung der klassischen TURP ist die bipolare TURP-Variante. Dabei arbeitet der Arzt mit zwei Elektroden - die elektrolytfreie Spülflüssigkeit ist nicht nötig, also kann auch kein TUR-Syndrom entstehen. Stattdessen verwendet der Chirurg physiologische Kochsalzlösung, die auch in den Kreislauf gelangen kann, aber kein TUR-Syndrom verursacht, sondern das Herz temporär belastet.
3. Weitere Risiken einer Prostata-OP:
Krebs und gutartige Prostatavergrößerung: Nach einer Prostata-OP haben viele Männer Erektionsstörungen. Die Art und der Umfang der OP bestimmten das Impotenz-Risiko. Bei einer Teilentfernung der Prostata ist das Impotenz-Risiko kleiner, bei einer radikalen Entfernung ist es größer. Wichtig ist auch, ob eine nervenschonende OP möglich ist oder ob die Nervenbahnen während des Verfahrens beschädigt werden.
Die Impotenz kann wie folgt behandelt werden:
Krebs: Nach einer offenen radikalen Prostatektomie ist der Krankenhausaufenthalt und der Heilungsprozess am längsten. Wenn keine Komplikationen auftreten, sind Sie nach einer offenen OP 7 - 12 Tage im Krankenhaus. Solange müssen Sie im Krankenhaus bleiben.
Die Dauer der Krankschreibung ist nicht genau berechenbar. Sie hängt nicht nur vom Verlauf der OP, sondern auch von den körperlichen Ansprüchen Ihres Berufs ab.
Nach einem minimal-invasiven Verfahren dauert die stationäre Behandlung 5 - 8 Tage und der Heilungsprozess ist deutlich kürzer.
Gutartige Prostatavergrößerung: Nach einem transurethralen Verfahren wie der TURP sind die Betroffenen im Schnitt 2 bis 3 Wochen krankgeschrieben. Der Heilungsprozess dauert insgesamt ungefähr 6 Wochen.
Krebs: Nach einer Prostata-OP ist es sehr wichtig, die PSA-Werte regelmäßig überprüfen zu lassen. Die Nachsorge beginnt spätestens zwölf Wochen nach der OP und findet in den ersten beiden Jahren alle drei Monate statt.
Im dritten und vierten Jahr ist die Nachsorge halbjährlich und ab dem fünften Jahr jährlich angesagt. Ein Rezidiv ist möglich, wenn der PSA-Wert in zwei Messungen auf mehr als 0,2 ng/ml ansteigt.
Der Ablauf der Nachbehandlung hängt von Ihren individuellen Heilungsverlauf ab. Für alle gilt:
Ist der Heilungsprozess abgeschlossen, können eine Rehabilitation und diverse Anwendungen hilfreich sein:
Physiotherapie mit Wasser- und Wärmeanwendungen
Beckenbodentraining
Krankengymnastik und Ausdauer-Sport für die Stärkung des Abwehrsystems
[Psychosoziale Unterstützung
](/psychotherapeuten-psychologen/gruppe/)
Krebs: Je nach OP-Methode besteht die Möglichkeit, dass externe oder interne Narben zurückbleiben. Nach einer offenen Prostata-OP müssen Sie mit einer kleinen Hautnarbe rechnen, die jedoch selten sichtbar ist, da sie sich entweder tief im Unterbauch oder im Damm befindet.
Gutartige Prostatavergrößerung: Interne Narben im Blasenhalsbereich oder der Harnröhre können zu einer Verengung des Blasenhalses führen, die Probleme beim Wasserlassen verursachen könnte.
Sie sollten erst wieder Fahrradfahren, wenn der Heilungsverlauf abgeschlossen ist. Beim Fahrradfahren sitzen Sie auf Ihrem Prostatabereich, der mit Ihrem ganzen Gewicht belastet wird. Der Druck, der auf den Damm ausgeübt wird, kann die Nerven in der Region beeinträchtigen, insbesondere wenn Sie länger als 3 Stunden pro Woche Fahrradfahren. Das ist für einen gesunden Mann kein Problem, nach einer Prostata-OP hingegen können Taubheitsgefühle im Dammbereich auftreten, die in den Penis ausstrahlen.
Unabhängig davon dürfen auch gesunde Männer 1 - 2 Tage vor einer urologischen Untersuchung nicht Fahrradfahren, insbesondere wenn Blut zur PSA-Wertbestimmung abgenommen wird. Die mechanische Prostatareizung führt nämlich zu einer temporären PSA-Erhöhung.
Die wissenschaftlichen Fortschritte im Bereich der Prostata-OP sind beeindruckend. Zwischen der traditionellen offenen Prostata-OP bis zum roboter-assistierten minimal-invasiven Eingriff liegen Welten. Dennoch hat jedes Verfahren seinen eigenen Platz in der operativen Behandlung der Prostataerkrankungen.
Wichtige Tipps:
Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. Arbeitskreis Benignes Prostatasyndrom der Akademie der Deutschen Urologen. Leitlinie zur Therapie des benignen Prostatasyndroms der Qualität S2e. awmf.org. Stand 09.09.2016
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V; Hrsg. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Version 1.00, September 2009.
Bauer, R. M., et al.: Harninkontinenz nach radikaler Prostatektomie. Urologe 2009; 48: 1044-1049.
Heidenreich, A., et al.: Guidelines on prostate cancer. European Association of Urology (EAU), 2/2012.
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