Artikel 24/10/2020

Aquabeam: Robotergesteuerte Therapie der Prostata mit Wasserstrahl

Dr. med. Ralf Thiel Urologe, Androloge
Dr. med. Ralf Thiel
Urologe, Androloge
aquabeam-robotergesteuerte-therapie-der-prostata-mit-wasserstrahl

Die gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH) ist bei Männern über 50 die häufigste Ursache für Probleme beim Wasserlassen. Neben den etablierten medikamentösen und Standard-OP-Verfahren gibt es immer mehr moderne Techniken, die die Beschwerden verbessern können.

Das Spektrum reicht heute von der herkömmlichen TUR (transurethrale Resektion) – vom Laien gelegentlich als ‘Hobeln’ bezeichnet – über Laserverfahren bis hin zu Enukleationsverfahren. Bei Enukleationsverfahren werden die Prostatalappen im Ganzen entfernt und in der Blase zerkleinert.

Daneben gibt es einige minimal invasive Verfahren für besondere Fälle wie sehr kranke und kaum operable Patienten. Alle dienen dem Zweck, das Wasserlassen wieder zu normalisieren und eine Katheterbehandlung zu vermeiden.

So läuft die robotergesteuerte Behandlung ab

Seit 2018 existiert in Deutschland eine neuartige Methode, bei der die Prostata von innen her mit einem kräftigen Wasserstrahl ‘wie mit einem Kärcher’ ausgeschält wird. Bei der ‘Aquabeam’ oder ‘Aquablation’ genannten Technik wird zunächst die Prostata über Ultraschall vermessen. Anschließend wird das Operationsfeld mittels Computer nach Angaben des Chirurgen exakt markiert.

Ein Roboter steuert dann den beweglichen und einstellbaren Wasserstrahl und fräst eine individuell geplante Höhle in die Prostata, damit der Weg für das Wasserlassen wieder frei wird. Das Ganze geht in Narkose in einem kleinen stationären Krankenhausaufenthalt, wobei die Gewebeabtragung an sich in wenigen Minuten erledigt ist.

Der Chirurg verfolgt die Prozedur von innen per Video und von außen per Ultraschall. Es handelt sich also um ein nicht-thermisches Verfahren, bei dem keine Hitze zum Schneiden oder Ausflocken verwandt wird. Anschließend wird wie bei fast allen Prostata-Operationen für ein bis zwei Tage ein Katheter in die Blase eingelegt. Der Krankenhausaufenthalt beträgt zwei bis drei Tage.

Für welche Patienten bietet sich diese Methode an?

Geeignet ist die neue Methode für viele Patienten mit vergrößerter gutartiger Prostata im Bereich zwischen 30 und 150 ml. Die Patienten sollten aber möglichst keine Blutgerinnungshemmer nehmen müssen, da es sonst zu Komplikationen während oder nach der Operation kommen kann.

Entzündungen oder Steine in der Blase sind ebenfalls relative Ausschlusskriterien; gelegentlich auch die genaue Anatomie der Prostata.

Welcher Patient exakt für diese neue und noch wenig verbreitete Methode in Frage kommt, kann nur der Operateur selbst entscheiden. Die Entscheidung hängt auch noch von weiteren Faktoren ab. In der Regel ist eine persönliche Untersuchung in der behandelnden Klinik erforderlich.

Mit welchen Ergebnissen kann gerechnet werden?

Erste klinische Ergebnisse mit mehreren tausend Patienten weltweit und Nachuntersuchungen in Studien zeigen sehr gute Erfolge, teilweise sogar mit Schonung der Ejakulation. Mehr als 90 % der Patienten können nach dem Eingriff gut mit gebessertem Strahl Wasserlassen. Auch die Häufigkeit der Toilettengänge nimmt ab. Die Komplikationsraten sind in geübten Händen ähnlich wie bei den oben erwähnten herkömmlichen Methoden.

Trotzdem ist es ein operatives Verfahren, das noch neu ist und über das keine Langzeitergebnisse vorliegen. Derzeit kann noch nicht beurteilt werden, welchen Stellenwert es bei der operativen Therapie des Prostataadenoms in Zukunft haben wird. Dazu laufen weltweit noch Studien.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.