Team jameda
„HIFU“ ist die Abkürzung für ,hochintensiven fokussierten Ultraschall‘‘, der bei Prostatakrebs genutzt wird. Lesen Sie, wie HIFU funktioniert und ob diese Therapie in Ihrem Fall von Vorteil sein könnte.
HIFU zeichnet sich durch sehr konzentrierte Schallwellen aus, die sich in unmittelbarer Nähe des Schallgebers befinden.
Wie bei einem Vergrößerungsglas, das die Sonnenstrahlen bündelt und ein Loch in ein Blatt brennt, entstehen sehr hohe Temperaturen, die das Krebsgewebe erhitzten und zerstören. Durch die Bündelung der Schallenergie bleibt das umliegende Gewebe unberührt. Schnitte oder Bestrahlung sind nicht erforderlich.
HIFU wird unter Teil- oder Vollnarkose durchgeführt. Während der Behandlung wird der Schallkopf in den Enddarm des Patienten eingeführt, wobei ein Computer die dreidimensionale Darstellung der Prostata ermöglicht. Der Arzt steuert die Ultraschallsonde mit Hilfe des Computers millimetergenau.
Das Verfahren ist zeitintensiv, da die Behandlung von ungefähr 10 Gramm Gewebe eine Stunde dauert. Nach einer HIFU-Behandlung bleiben die Patienten zwei bis sieben Tage im Krankenhaus.
Die ersten HIFU-Berichte wurden schon im Jahr 1942 veröffentlicht. Allerdings wurden damals nicht Prostatakrebspatienten behandelt, sondern Menschen mit Gehirntumoren und anderen neurologischen Erkrankungen.
Ab 1956 wurde die HIFU-Methode in der Behandlung von Uterusmyomen, Adenomyose, Brustkrebs und Knochenmetastasen erprobt. Die HIFU-Therapie bei Prostatakrebs wurde im Jahr 1993 eingeführt. Seit 1996 ist die Methode in Deutschland im Einsatz.
Bei einer Studie mit 290 Teilnehmern zeigte sich, dass 80 % der Krebspatienten nach sieben Jahren noch am Leben waren. In anderen Studien variierte die Überlebensrate der Patienten ohne erneute Krebsausbildungen zwischen 25 % und 75 %, aber die meisten dieser Studien waren nur auf 6 Monate bis 5 Jahre angelegt.
Eine Zusammenfassung von 21 Studien zur Anwendung von HIFU bei 4.000 Patienten mit örtlich begrenztem Prostatakrebs berichtet von einer 4-jährigen Überlebensrate von 99 % der Teilnehmer.
Basierend auf den aktuellen europäischen Leitlinien, die im August 2016 veröffentlicht wurden, wird die HIFU-Methode noch nicht für den routinemäßigen Einsatz empfohlen. Der Grund dafür ist, dass es bislang keine ausreichend gesicherten wissenschaftlichen Nachweise gibt, insbesondere keine 10-jährigen Langzeitstudienergebnisse.
Die HIFU Methode eignet sich bei:
Der Arzt sagt Ihnen, ob HIFU die geeignete Therapie für Sie ist. Seine Einschätzung basiert auf:
der auf den Prostatakrebs bezogenen Krankengeschichte
dem pathologischen Therapiebefund
der Größe und dem Gewicht der Prostata
dem PSA-Wert der Erstdiagnose
Ihrer aktuellen medikamentösen Therapie
weiteren Untersuchungsergebnisse, wie zum Beispiel einer Abbildung der Knochenmetastasen mit Nukleartechnik, transrektalem Ultraschall oder [Magnet-Resonanz-Tomographi
](/gesundheits-lexikon/magnetresonanztomografie/)
Nach einer HIFU-Behandlung können folgende Komplikationen auftreten:
Ärzte behandeln Prostatakrebs grundsätzlich entweder mit einer fokalen oder einer radikalen Therapie. Bei einer fokalen Therapie behandelt der Arzt bestimmte Anteile der Prostata, bei einer radikalen Therapie wird die Prostata ganz entfernt. HIFU ist eine fokale Therapie, die zu weniger Nebenwirkungen führt.
Prostatakrebs kann sehr unterschiedlich verlaufen. Bei einem aggressiven Prostatakrebs bietet die radikale Therapie einen klaren Überlebensvorteil, weil die gesamte Prostata operativ entfernt oder bestrahlt wird. Die radikale Therapie geht allerdings mit mehr Nebenwirkungen einher, wie zum Beispiel Inkontinenz und Impotenz.
Welche Therapie eignet sich bei einem langsam voranschreitenden Prostatakrebs? Ist eine radikale Therapie nötig? Oder würden Ärzte in diesem Fall mit Kanonen auf Spatzen schießen?
Um schwerwiegende Nebenwirkungen bei weniger aggressiven Tumoren zu vermeiden, überwachen Ärzte das Krebsgeschwür mittels regelmäßiger PSA- und Biopsiekontrollen. So erkennt der Arzt, wann sich der Tumor möglicherweise aggressiver verhält und eine radikale Therapie zu empfehlen ist
Aber für viele Patienten bedeutet die aktive Überwachung eine enorme psychische Belastung. Daher ist die fokale Therapie manchmal eine gute Alternative: Sie ist die Brücke zwischen der radikalen Therapie und der aktiven Überwachung.
Außer HIFU gibt es noch folgende fokale Therapiemöglichkeiten:
Eine HIFU-Prostatabehandlung kostet ungefähr 10.000 Euro. Fragen zur Kostenübernahme sollten Sie mit Ihrer Krankenkasse und Ihrem Arzt im Vorfeld klären. Manchmal verweigern die gesetzlichen und privaten Krankenkassen die Kostenübernahme, manchmal tragen sie die Kosten in Verbindung mit einem stationären Krankenhausaufenthalt.
Ein Vorteil der HIFU-Methode ist ihre Wiederholbarkeit und die jederzeitige Anwendung einer anderen Behandlung, inklusive einer OP danach.
Weitere Vorteile der HIFU-Therapie:
HIFU ist eine minimalinvasive Therapie, die Krebsgewebe fokussiert zerstört, ohne dass gesundes Gewebe in Mitleidenschaft gezogen wird. Es handelt sich um eine neue, vielversprechende Methode, mit der Patienten und Ärzte schon gute Erfahrungen gemacht haben, aber über die noch nicht ausreichend gesicherte wissenschaftliche Nachweise vorliegen, insbesondere keine 10-jährigen Langzeitstudienergebnisse.
Daher ist die HIFU-Methode für bestimmte, gut definierte Patientengruppen geeignet, die von den Vorteilen der HIFU-Methode profitieren können.
Quellen:
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