Team jameda
Die psychosozialen Belastungen stuhlinkontinenter Menschen können sehr vielfältig und beeinträchtigend sein. Eine Stuhlinkontinenz sollte man frühestmöglich behandeln, da sie zum persönlichen Stressfaktor werden kann.
Unter Stuhlinkontinenz versteht man die Unfähigkeit seinen Stuhl- oder Windabgang willkürlich zurückzuhalten. Es kommt so zum ungewollten Abgang.
Das Schließmuskelorgan besteht aus dem äußeren und dem inneren Schließmuskel (Sphinkter). Diese Muskeln sind bei der Kontrolle von Wind- und Stuhlabgang eingebunden. Bei der Öffnung des Schließmuskels kommt es zur Stuhlentleerung. Bei Betroffenen mit Stuhlinkontinenz ist der Vorgang der Stuhlentleerung (Defäkation) nicht mehr vollständig bewusst steuerbar.
Die Ursachen der Stuhlinkontinenz sind vielfältig. Die natürliche Fähigkeit, den Schließmuskel in Ruhe ausreichend angespannt halten zu können, sinkt mit steigendem Alter ab. Viele Medikamente können die Entstehung einer Stuhlinkontinenz begünstigen. Solche sind beispielsweise Abführmittel, Antidepressiva, Antiparkinson-Medikamente.
Häufigste Ursachen für Stuhlinkontinenz sind:
Verletzungen während der Geburt
Schließmuskelverletzungen
Infektionen (Durchfall)
Mit dem Alter nachlassende Muskelkraft. Vor allem ältere Menschen sind von der Stuhlinkontinenz betroffen.
Hämorrhoiden, vorstülpen der Darmschleimhaut nach außen mit Verlust der sensiblen Wahrnehmung (Rectumprolaps), Abszesse, Fisteln, Fissuren.
Eine Enddarmentzündung (Proktitis) oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie die Colitis ulcerosa oder der Morbus Crohn können die Funktion des Schließmuskels beeinträchtigen,
Neurologische Störungen und Erkrankungen (Schlaganfall, Tumore und Krebserkrankungen)
Die Diagnostik der Stuhlinkontinenz beginnt mit einer ausführlichen Befragung (Anamnese) des Betroffenen durch den Arzt und wird durch diverse Untersuchungen fortgesetzt.
Die Untersuchung beginnt mit der Abtastung mit dem Finger (Palpation). Im Sinne der erweiterten Diagnostik können die nachstehenden Untersuchungen notwendig werden:
die Spiegelung des Analkanals und des Mastdarmes (Proktoskopie und Rektoskopie) sowie die Dickdarmspiegelung (Koloskopie).
Druckmessungen im Bereich des Verschlussapparates z. B. in Ruhe und bei der Kontraktion (Zusammenkneifen)
Elektromyographische Untersuchung der Schließmuskeln zur Abgrenzung eines Nervenschadens
Die Endosonographie (Ultraschalluntersuchung um ein Abbild der Schließmuskeln zu erhalten)
Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmitteln
Schweregrade der Stuhlinkontinenz
Grad 1: Leichte Form - Unkontrollierter Abgang von Winden
Grad 2: Mittlere Form - Unkontrollierter Abgang von dünnflüssigem Stuhl bzw. die sog. „Schmierinkontinenz“
Grad 3: Schwere Form - Unkontrollierter Abgang von geformtem Stuhl
Therapie
Je nach Ursache der Stuhlinkontinenz kommen entweder konservative (nichtoperative) oder operative Therapieverfahren zur Anwendung. Die Behandlung der Stuhlinkontinenz ist in erster Linie Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung. Die Ursache ist entscheidend für die Behandlung der Stuhlinkontinenz, so z. B. werden Darmentzündungen häufig medikamentös behandelt. Durch Operationen kann man z. B. das Hämorrhoidalleiden bzw. Darmvorfälle behandeln, Tumore abtragen, den Beckenboden straffen oder ein künstlicher Schließmuskel einsetzen. Die operative Therapie richtet sich nach der Ursache der Stuhlinkontinenz.
So werden z.B. kleine Verletzungen des Schließmuskels genäht, damit ein sicherer Verschluss des Afters gewährleistet wird. Hämorrhoiden können entweder durch ambulant durchgeführte Unterbindung oder bei stark vergrößerten Knoten durch eine operative Entfernung behandelt werden. Bei vorstülpen der Darmschleimhaut nach außen kann eine operative Raffung vorgenommen werden. Ebenso kann bei Muskelschwäche durch eine, durch elektrische Impulse induzierte Stimulation des Schließmuskels, Abhilfe geschaffen werden. Eine spezielle, unter fachlicher Anleitung durchgeführte, Beckenbodengymnastik kann auch zuweilen sehr hilfreich sein.
Verlauf
Unbehandelt verläuft die Stuhlinkontinenz chronisch. Der Schweregrad kann im Laufe der Zeit zunehmen. Durch eine frühzeitig einsetzende Diagnosestellung und Beginn der Therapie kann in vielen Fällen Abhilfe geschaffen werden oder zumindest die Lebensqualität verbessert werden. In einem Teil der Fälle ist auch eine Heilung möglich.
Wie kann man Stuhlinkontinenz vorbeugen?
Bestehen Anzeichen für seine Stuhlinkontinenz, sollte früh ein Arzt aufgesucht werden, um die richtige Diagnostik und Behandlung rechtzeitig in Gang setzen zu können. Eine vorbeugende Maßnahme gegen die Stuhlinkontinenz, insbesondere nach Schwangerschaft und Geburt, ist die gezielte Stärkung der Beckenbodenmuskulatur.
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