Artikel 20/11/2008

Stillen - Ein himmlischer Start ins Leben

Team jameda
Team jameda
stillen-und-natuerliche-geburt

Die Rolle der Frau ist heutzutage nicht mehr so klar definiert, wie es früher einmal war. Das ist einerseits gut so, andererseits stehen viel junge Frauen, die ein Kind erwarten der Situation hilflos gegenüber und fühlen sich der großen Aufgabe nicht gewachsen. Die Tatsache, dass unsere Generation meistens nicht in einer Großfamilie aufgewachsen ist, wo es selbstverständlich war, dass sich ältere Geschwister mit um die Kleinsten kümmerten, trägt dazu bei, dass vieles erst im Erwachsenenalter erlernt werden muss und zwar oftmals erst dann, wenn man selber ein Kind erwartet. Wie in fast allen Bereichen des Lebens, ist es positiv und hilfreich einer neuen Situation gut informiert gegenüber zu treten. Das gilt besonders für die Geburt und das Stillen und der Trend geht, wie so oft, zu back to basic. Demzufolge ist klar, wie wichtig eine vertrauensvolle, kompetente Hebammenbetreuung ist. Wie es die Tiere instinktiv tun und wie es auch in anderen Kulturen durchaus üblich ist, sollten wir uns klar machen, dass das das Zauberwort „bemuttern“ heißt. Attachment Parenting heißt verbundenes Elternsein. Der Begriff stammt aus dem Buch ‘Schlafen und wachen’ von William Sears. Es handelt sich nicht um einen Erziehungsstil im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr um die Grundeinstellung gegenüber dem Kind und seinen Bedürfnissen. Es geht darum, sich auf das Kind einzulassen, eine enge Bindung zu ihm einzugehen und es liebevoll und intensiv zu betreuen. Insbesondere wird auf emotionale und räumliche Nähe Wert gelegt. Das Continuum Concept von Jean Liedloff (‘Auf der Suche nach dem verlorenen Glück’) geht in die gleiche Richtung: es ist das Eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes, die Kunst, die Bedürfnisse zu stillen (und sie nicht dem Kind abzugewöhnen) und damit zufriedene Menschen heranwachsen zu sehen. Es ist die Abkehr vom ‘Kind nach Plan’, das mit festen Fütterungs- und Schlafenszeiten und Mutterersatzprodukten, wie dem Schnuller und dem Kuscheltier, sowie mit dem schnellen Gewöhnen an ein Durchschlafen - alleine! - zu einem möglichst früh selbständigen Menschen erzogen werden sollte. Das klingt für Noch-nicht-Eltern zwar sehr praktisch, aber das, was wir beim Attachment Parenting praktizieren, ist um ein vielfaches praktischer, auch wenn es erstmal schwieriger und zeitaufwendiger aussieht.

Natürliche Geburt

Wir wissen, dass ein Baby im Mutterleib in wahrlich paradiesischen Zuständen lebt und die Natur hat es so eingerichtet, dass ein Baby im Bauch der Mutter, welche bewusst und gesund lebt, im allgemeinen rundherum versorgt ist, es warm hat, keinen Hunger und Durst leiden muss und körperliche Nähe pur erfährt. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Neugeborenes, aber auch die Mutter, die so eben ihr Kind geboren hat, das tiefe Bedürfnis hat, es in die Arme zu nehmen, auf ihren freien Oberkörper zu legen und diesen Moment des Einsseins, welcher durch die Geburt unterbrochen wurde, wieder aufleben zu lassen. Das passiert durch Körperkontakt und erstes Stillen in der Phase nach der Geburt, die auch Bonding (Bindung) genannt wird. Jede Unterbrechung und eine Trennung stören diese Phase Wieder-Eins-Werdens, die für Mutter und Kind ungemein wichtig ist, jedoch auch nachgeholt werden kann. Ein respektvoller und natürlicher Umgang mit den nachgeburtlichen Bedürfnissen von Mutter und Kind, wird  besonders bei Hausgeburten, Geburten im Geburtshaus und in Klinken gefördert, die das WHO und Unicef-Zertifikat „Babyfreundliches Krankenhaus“ erhalten haben.

Stillen

Stillen hat viele Vorteile, sowohl für das Kind, als auch für die Mutter und ist die natürliche Ernährungsform und gleichzeitig ist Muttermilch die natürliche Nahrung. Muttermilch hat nicht nur viele Antikörper und passt sich immer perfekt den jeweiligen Bedürfnissen des Kindes an, sondern Stillen bedeutet sehr viel mehr und ist eben nicht nur eine Ernährungsform, sondern bedeutet Nahrung für die Seele und ein Liebesabenteuer mit dem Kind, denn durch die Hormone, die bei einer stillenden Frau ausgeschüttet werden, wird das mütterliche Verhalten gefördert. Eine stillende Mutter ist gelassener und belastbarer. Stillen fördert und stärkt erwiesenermaßen das liebende Band zwischen Mutter und Kind, was gerade in der heutigen Zeit, wo so viel schreckliche Dinge über Vernachlässigung und Kindesmisshandlung durch die Medien gehen, besonders wichtig ist. Oftmals ist Stillen jedoch nicht so einfach, denn immer wieder kommen auch Milchstaus und wunde Brustwarzen vor, die einer Mutter das Stillen verleiden können. Normaler weise gibt es aber kaum eine Situation, wo nicht trotzdem gestillt werden kann und auch ein schwieriger Start, z.B. bei einem zu früh geborenen oder behinderten Baby, bedeutet kein Stillhindernis. Kompetente und professionelle Hilfe und Unterstützung geben ausgebildete und professionelle Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC. Obwohl die Babymilchindustrie groß und äußerst geschäftstüchtig ist, weiß inzwischen durch Information und Aufklärung fast jeder, dass Muttermilch der Flaschenmilch weit überlegen ist und keinesfalls eine gleichwertige Alternative darstellt. Genauso wenig, wie wir selbst tagtäglich und zu jeder Mahlzeit, Dosen-Beutel und Tütenmahlzeiten zu uns nehmen möchten, ist es für ein Baby ebenfalls wichtig, gerade in diesen ersten wichtigen Monaten seines Lebens, wo es komplett auf ein einziges Nahrungsmittel angewiesen ist, frische und natürliche Nahrung zu sich zu nehmen, da die Art der Nahrung auch Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Nicht umsonst raten WHO und Unicef ein Baby bis zum sechsten Lebensmonat ausschließlich zu stillen und danach eine dem Alter entsprechende Beikost einzuführen, die die Muttermilch jedoch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Des weiteren wird empfohlen, weiter, bis über das 2. Lebensjahr hinaus zu stillen, und weiter, solange es Mutter und Kind wünschen.
**
Tragen**

Zum „Neugeborenen-Rundherum-Sorglos-Paket“ gehört auch, dass man seinem Baby nach der Geburt auch weiterhin viel Haut- und Körperkontakt gewährt. Das geschieht Fantastischerweise an der Mutterbrust ganz automatisch und wird durch die Anwendung eines Babytragetuchs gefördert. Sie können sich sicher sein, dass ein Tuch sehr viel praktischer für Sie ist und Ihr Kind wird sich in einem Tuch, wo es Ihre warme Nähe mit allen Sinnen spüren und aufrecht in die Welt blicken kann, sicher einem Kinderwagen vorziehen.

Gemeinsames Schlafen

Auch das Co-sleeping, wo Eltern und Kind im selben Zimmer schlafen, ist eine wichtige Hilfe zum Bindungsaufbau. Das bedding-in geht sogar noch einen Schritt weiter: Mutter und Kind teilen das Bett, so, wie es in vielen Kulturen auf der Welt noch durchaus üblich ist. Das nächtliche Stillen wird enorm erleichtert und das Baby kann sich leichter dem Tag-Nacht-Rhythmus anpassen. Eine gute Alternative ist ein spezielles Babybett, was an das Elternbett montiert wird. Beachtet man all diese Aspekte und ist man offen dafür, das Leben mit dem Kind als Chance zu sehen, um zu wachsen, so werden Sie sehen, dass nicht nur Sie selbst glücklicher und zufriedener sind, sondern auch Ihr Kind. Trotzdem hört man immer wieder noch ab und an den Satz, dass ein Baby nicht verwöhnt werden soll. Ein Baby kann jedoch gar nicht genug verwöhnt werden, denn sein weinen ist der einzige Hilferuf, den es anwenden kann, um sich mitzuteilen. So sollte man diese Mitteilung niemals ignorieren, sondern dem Baby immer ein Feedback geben und ihm zeigen, das man für es da ist und es verstanden hat. Nur so wird es vertrauensvoll in die Zukunft blicken können. Ein wahrlich „himmlischer Lebensbeginn“, finden Sie nicht auch? Die Chancen stehen gut, dass Ihr Kind ein wirklich glücklicher, friedliebender, bindungsfreudiger und- fähiger, verantwortungsvoller Mensch sein wird, der weiß, was Liebe ist und der sich geliebt fühlt, weil Sie ihm Liebe gegeben und vorgelebt haben.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.