Artikel 20/05/2017

Sterilisation beim Mann rückgängig machen: Erfolgschancen der Vasovasostomie

Dr. med. Pedram Derakhshani Urologe
Dr. med. Pedram Derakhshani
Urologe
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Jedes Jahr lassen sich in Deutschland zwischen 30.000 und 50.000 Männern sterilisieren. Die Sterilisation des Mannes wird als Vasektomie bezeichnet und ist derzeit die sicherste, effektivste und einfachste Methode zur Empfängnisverhütung beim Mann.

Doch die Sterilisation muss nicht endgültig sein. Ändern sich die Lebensumstände, besteht die Möglichkeit, die Zeugungsfähigkeit wiederherzustellen. Dabei werden in einem modernen mikrochirurgischen Verfahren die Samenleiter wieder miteinander verbunden. Die Erfolgsquote der so genannten Vasovasostomie (Refertilisation) liegt bei 70 bis 90 Prozent.

Häufige Vorurteile

In einem kleinen chirurgischen Eingriff werden die Samenleiter durchtrennt, was dazu führt, dass im Ejakulat keine Spermien mehr vorhanden sind. Eine Vaterschaft kann somit nahezu sicher ausgeschlossen werden.

Die Vorstellung eines solchen Schrittes löst bei einigen Männern noch immer Unbehagen aus. Dabei werden Empfindungen beim Geschlechtsverkehr und Erektionsfähigkeit in keiner Weise beeinträchtigt.

Der Samenerguss bleibt in Farbe und Konsistenz wie zuvor. Selbst die Menge des Ejakulats ist nahezu dieselbe, denn nur fünf Prozent der Samenflüssigkeit sind Spermien.

Ablauf der Vasektomie

In einer etwa zwanzig Minuten dauernden Operation werden die Samenleiter beidseitig mit einem etwa 7 mm langen Schnitt in die Haut des Hodensacks freigelegt. Die Samenleiter werden durchtrennt und der Arzt entfernt ein Stück davon. Anschließend werden die Samenleiterenden, die bei der Operation entstanden sind, abgebunden und durch Hitze verschorft. Zusätzlich fixiert der Arzt zwischen den beiden Enden umliegendes Bindegewebe.

Die Vasektomie wird in aller Regel ambulant und in örtlicher Betäubung durchgeführt. Der Patient kann unmittelbar nach der Operation ohne größere Beschwerden wieder nach Hause gehen. Alternativ ist auch ein Eingriff in Kurznarkose möglich. Ein stationärer Aufenthalt ist nicht notwendig.

Vorteile der „No-Scalpel“-Technik

Bei der „No-Scalpel“-Technik ist kein echter Hautschnitt nötig. Die Haut des Hodensacks wird durch eine spezielle Klemme gedehnt und gespreizt, sodass eine sehr kleine „Hautöffnung“ entsteht. Aus der Öffnung werden die Samenleiter hervorgeholt und durchtrennt. Der Vorteil gegenüber der klassischen Vasektomie liegt in einer geringeren Komplikationsrate, weniger Beschwerden und einer schnelleren Wundheilung.

Risiken der Vasektomie

Wie bei jeder anderen Operation kann es auch nach einer Vasektomie zu Komplikationen kommen. Die Komplikationsrate liegt jedoch bei weit unter einem Prozent. Direkt nach der Operation können in Einzelfällen Hodenschmerzen oder Nachblutungen auftreten.

Mittelfristig bilden sich in sehr seltenen Fällen so genannte Spermagranulome. Das sind etwa reiskorn- bis erbsengroße Vernarbungen und Ansammlungen von Spermien im Bereich des Operationsgebietes, die jedoch in der Regel schmerz- und komplikationslos bleiben.

Erfolgskontrolle

Da auch nach dem Eingriff die ableitenden Samenwege noch voller Spermien sind, muss zunächst noch für einige Wochen weiter verhütet werden, bis die Spermien alle abgebaut worden sind.

Aus diesem Grund wird etwa zwei Monate nach dem Eingriff die Samenflüssigkeit dreimal auf lebende Spermien untersucht. Dann ist die Vasektomie eine der sichersten Verhütungsmethoden.

Vasovasostomie, Refertilisierung

Veränderungen der Lebenssituation können dazu führen, dass Männer, die eine Sterilisation vorgenommen haben, den Eingriff auch nach vielen Jahren wieder rückgängig machen lassen möchten. Grund dafür ist meist ein erneuter Kinderwunsch in einer neuen Partnerschaft. Ziel der so genannten Vasovasostomie (Refertilisierung) ist es, die in einer Vasektomie durchtrennten Samenleiter wieder zu verbinden und für Spermien durchgängig zu machen.

Die Chance, dass die Samenleiter wieder durchgängig werden, ist gerade in den ersten Jahren nach der Sterilisation so gut wie sicher. Liegt die Vasektomie 10 bis 15 Jahre zurück, beträgt sie immerhin noch 70 Prozent.

Ablauf der Vasovasostomie

Die Operation ist Feinstarbeit. Operationsgeschick und Fingerspitzengefühl sind gefragt, um die nur einen halben Millimeter großen Öffnungen der Samenleiter wieder zu verbinden. Unter starker Vergrößerung eines modernen, stark auflösenden Operationsmikroskops vernäht der Urologe die Samenleiter mit sehr feinen, für das bloße Auge nicht sichtbaren Fäden. Dafür nutzt er eine spezielle, mehrschichtige Nahttechnik.

Dazu werden zunächst in Narkose die Samenleiter freigelegt, angeschnitten und das Narbengewebe entfernt. Dabei tritt aus den Enden der Samenleiter Samenflüssigkeit aus, die aufgefangen und noch während der OP unter dem Mikroskop auf funktionsfähige Spermien hin überprüft wird. Nach dem Verbinden der Samenleiter vernäht der Arzt nur noch die Hautschnitte am Hodensack. Zurück bleiben zwei unauffällige Narben.

Risiken der Vasovasostomie

Eine Vasovasostomie birgt wie jeder chirurgische Eingriff gewisse Risiken. Komplikationen wie Infektionen oder Nachblutungen sind allerdings sehr selten. Gelegentlich kommt es zu lokalen Blutergüssen und leichten Schmerzen, die aber innerhalb weniger Tage abklingen.

Nach dem Eingriff

Schon wenige Stunden nach der Operation, die unter Vollnarkose stattfindet, können die Patienten in der Regel wieder nach Hause entlassen werden. Allerdings sollten Patienten nach vorangegangener Vasovasostomie für etwa 10 Tage auf Baden, Schwimmen oder Saunen verzichten. Duschen ist allerdings schon nach 2 bis 3 Tagen wieder möglich. Außerdem sollten die Betroffenen für etwa vier Wochen schwere körperliche Anstrengungen oder Sport meiden.

Erfolgskontrolle

Nach ungefähr sechs bis acht Wochen erfolgt die Probe aufs Exempel: Zum ersten Mal überprüft der Urologe anhand eines Spermiogramms den Erfolg des Eingriffs. Befinden sich in dem Ejakulat funktionsfähige Spermien, ist der Beweis für die Durchgängigkeit der Samenleiter erbracht. Jetzt ist nur noch Geduld gefragt: In der Regel dauert es 6 bis 12 Monate, bis mit einer Schwangerschaft zu rechnen ist.

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