Artikel 07/05/2020

Prostatakrebs mit MRT genau erkennen

Prof. Dr. med. Henrik J. Michaely Radiologe
Prof. Dr. med. Henrik J. Michaely
Radiologe
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Prostatakrebs (auch Prostatakarzinom) ist aktuell die häufigste Tumorart bei Männern.

Wie kann Prostatakrebs diagnostiziert werden?

Das übliche Vorgehen zur Diagnostik des Prostatakarzinoms ist die Bestimmung des sogenannten PSA-Werts im Blut durch den Urologen.

Dieser kann bei einer altersüblichen, gutartigen Prostatavergrößerung aber auch bei einem Prostatakarzinom erhöht sein.

Welche Problematik kann bei einer Biopsie entstehen?

Ein erhöhter PSA-Wert führt zu einer weiteren Abklärung der Prostata durch den Urologen: eine Abtastung der Prostata und gegebenenfalls auch eine Probeentnahme (auch Biopsie genannt) aus der Prostata. Die Biopsie wird dabei durch eine im Enddarm liegende Vorrichtung durchgeführt.

Hier werden aus der Prostata sechs bis zwölf Gewebezylinder aus unterschiedlichen Arealen der Prostata entnommen. Dieses Verfahren entnimmt ca. 1/1000 des Prostatavolumens.

Bei kleinen Karzinomen und steigendem PSA-Wert findet die Biopsie – auch nach mehreren Versuchen – häufig keine bösartigen Zellen, weil durch die zufällige Probeentnahme der Tumor einfach verpasst werden kann.

Um dieses Dilemma zu vermeiden, werden immer häufiger vor einer Biopsie MRT-Untersuchungen der Prostata angeordnet. Diese können in bequemer Rückenlage durchgeführt werden. Auf dem Becken des Patienten wird eine leichte Messspule gelegt, die die Signale der Prostata erkennen kann.

Wie läuft die MRT-Untersuchung ab?

Der Kopf des Patienten bleibt während der ganzen Untersuchung außerhalb der Röhre des MRT. Teilweise werden den Patienten Medikamente verabreicht, die die Darmbewegungen verringen.  So kann die Bildqualität optimiert werden. Im Rahmen der Untersuchung werden dabei verschiedene Bilder (auch Wichtungen genannt) der Prostata aufgenommen, die unterschiedliche Gewebeeigenschaften der Prostata hochaufgelöst darstellen können:

  1. Die Form und innere Struktur der Prostata (Morphologie): Tumore zeichnen sich dabei durch eine Störung der Prostataarchitektur aus.
  2. Die Zelldichte der Prostata (Diffusion): Tumore haben aufgrund ihres Wachstums eine höhere Zelldichte als gesundes Gewebe.
  3. Der Blutfluss der Prostata (Perfusion): Tumore sind besser durchblutet als normales Prostatagewebe. Diese Messung erfordert die Gabe von Kontrastmittel über eine Vene.

Man nennt diese Art der MRT-Untersuchung eine multiparametrische MRT (mpMRT) der Prostata. Die Dauer der Untersuchung beträgt ca. 30min. Durch eine standardisierte Auswertung dieser drei Parameter nach dem sogenannten PI-RADS Schema können Prostatakarzinome mit einer Genauigkeit von ca. 90% entdeckt – oder ähnlich wichtig – sicher ausgeschlossen werden.

Dem behandelnden Urologen kann dann genau die Größe und Lage des Tumorherds mitgeteilt werden. Eine Biopsie kann dann gezielt erfolgen. Zudem erfolgt eine Betrachtung der Lymphknoten des Beckens und der Knochen des Beckens, so dass schon zusätzlich Aussagen über eine mögliche Streuung des Tumors getroffen werden.

Was sagen Studien über die MRT-Untersuchung?

Die aktuelle Studienlage zur MRT untermauert deren Genauigkeit:

Promis Study, The Lancet 2017:

Die Verwendung der multiparametrischen MRT der Prostata zur Tumorsuche senkt die Rate der unnötigen Biopsien um 27% und senkt die Rate der Detektion nicht-behandlungswürdiger Tumore um 5%.

Precision Study, The New England Journal of Medicine 2018

Die Verwendung der multiparametrischen MRT der Prostata zur Tumorsuche führt zu einer höheren Detektionsrate von behandlungswürdigen Tumoren als ohne MRT (38% mit MRT verglichen mit 26% ohne MRT).

Die Verwendung der multiparametrischen MRT der Prostata hat die höchste Detektionsrate für behandlungswürdige Tumore kann gleichzeitig unnötige Biopsien in 49% der Fälle vermeiden.

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