Artikel 20/10/2016

Migräne ist keine psychosomatische Erkrankung!

Team jameda
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Im Herbst leiden viele Migränepatienten unter häufigen Schmerzattacken. Trotzdem fällt es vielen Betroffenen immer noch schwer, ihre Erkrankung als eine immer wiederkehrende Anfallserkrankung zu verstehen.

Aber auch die Wissenschaft hat Migräne erst stückweise über viele Jahrzehnte hinweg verstanden und ihre medizinischen Überzeugungen verändert.

Migräne hat keine psychosomatischen Ursachen

Die Migräne galt noch vor 40 Jahren unter anderem als eine psychosomatische Erkrankung. Dementsprechend gestaltete sich auch die Therapie. Die Betroffenen litten infolgedessen häufig nicht nur unter den Schmerzattacken, sondern auch unter der Behandlung …

Mit Beginn der 90er Jahre wurde den Betroffenen die Substanzklasse der Triptane zur Verfügung gestellt. Das war der Beweis des Irrtums: Wenn ein Molekül, rechtzeitig als Medikament eingenommen, einen Anfall wirksam beenden kann, handelt es sich also nicht um eine psychosomatische Erkrankung.

Dennoch glauben bis heute viele Patienten, eine Psychotherapie im Sinne eines analytischen Vorgehens könne den ‘Knoten im Kopf’ lösen.
Sie versuchen immer noch, eine ‘Ursache’ in ihrer Biografie, einen ‘Fehler’ in ihrer Erziehung oder Probleme im Elternhaus zu finden  und glauben, dass ihre Migräne dann weggeht.

Triptane gegen Migräne-Anfälle

Bei der Migräne handelt es sich um eine angeborene Reizverarbeitungsstörung oder auch - einfach gesagt - um eine Störung der körpereigenen Schmerzbremse. Dieses Problem lässt sich leider mit psychotherapeutischen Verfahren nicht beheben.

In den letzten Jahren haben wir gelernt, dass die Triptane neben der zuverlässigen Wirkung bei frühzeitiger Einnahme auch gut verträglich sind. Nach nunmehr drei Jahrzehnten können wir die gute Verträglichkeit und Unschädlichkeit auch bei regelmäßiger Einnahme belegen.

Klinische Studien zum Einsatz der Triptane zur Migräne-Prophylaxe gab und gibt es leider nicht.

Wenn die Migräne chronisch wird

Neue Erkenntnisse führten auch dazu, dass die Fachgesellschaften die Existenz einer chronischen Migräne nicht mehr anzweifeln. Diese Erkrankung kann nun auch im internationalen Code-System diagnostiziert werden.

Eine chronische Migräne liegt vor, wenn der Betroffene an wenigstens 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen und davon an mindestens acht Tagen Migräne hat. Diese Werte übertreffen viele Patienten deutlich.

Therapie mit Botox

Das Behandlungsspektrum hat sich bei der chronischen Migräne um den Einsatz von Botulinumtoxin drastisch erweitert. Ziel ist die Reduktion der Anfallshäufigkeit und -intensität um wenigstens 50 % - in den allermeisten Fällen ist ein deutlich besseres Ergebnis möglich.

Neue Forschungen führen zu neuen Anfallspräparaten. So gibt es vielversprechende neue Wirkstoffe, die sich der Betroffene einmal monatlich injiziert und damit eine erhebliche Reduktion der Anfälle erzielen kann. Darüber hinaus beginnen nächstes Jahr klinische Studien zu neue Anfallspräparaten mit noch besserem Risikoprofil.

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