Team jameda
Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Oskar Scherner interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Arzt.
jameda: Herr Scherner, was hat Sie motiviert, Arzt zu werden und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?
Herr Scherner: Vier Semester Studium in medizinischer Theorie, Anatomie, Grundlagen und Hilfswissenschaften der Medizin endeten im wohl schwierigsten Prüfungsabschnitt: dem ‘Physikum’ oder 1. Staatsexamen. Als ich die Nachricht des Bestehens bekam, fragte ich mich: ‘Was fängst du jetzt konkret damit an?’ Sofort meldete ich mich bei meiner ersten Weiterbildung in einer bewährten Wirbel- und Gelenktherapie an und kam mit der Welt der Osteopathie in Berührung, der ich bis heute treu geblieben bin.
jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?
Herr Scherner: Die Osteopathie ist im Amerika des 19. Jahrhunderts entstanden, nachdem ihr Begründer, Andrew T. Still, erschüttert durch den Meningitis-Tod seiner Kinder und enttäuscht von der herkömmlichen Medizin nach Alternativen suchte und die Osteopathie ‘erfand’. Für mich ist sie ein Juwel medizinisch-therapeutischer Kunst und nutzt Qualitäten, nach denen sich viele ärztliche KollegInnen sehnen: Es braucht Zeit und Erfahrung für eine adäquate Diagnose.
Befundet wird mittels des ärztlichen Gesprächs und der eigenen Hände. Diagnose und Therapie erfolgen fühlend und wissend – was kann es schöneres für einen Arzt geben? Jeder Mensch ist ein Individuum und Einzelfall. Es ist funktionelle Medizin, die die herkömmlichen Säulen der Schulmedizin hervorragend ergänzt und nur im Team mit allen weiteren Fachdisziplinen funktioniert.
jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?
Herr Scherner: Es sind sehr viele! Die wichtigsten fallen mir sofort ein, mich hat immer ihr Mut und ihr besonderes Denken fasziniert. Werner Forßmann, Arno Thaller, Sandor Ferenczi, Josef Lehner, Janusz Korczak. Aber das wichtigste Vorbild sollten unsere Selbstheilungskräfte des ‘inneren Arztes’ in den Zellen jedes Menschen sein.
jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?
Herr Scherner: Ich höre immer wieder, dass die Patienten begeistert sind, dass wir uns die Zeit nehmen, die es braucht. Dass Ursachen gefunden werden, die andere Ärzte oder Fachdisziplinen nicht diagnostizieren oder erhaltend behandeln können. Dass Operationen mit weitreichenden Konsequenzen vermieden werden können und dass selbst langjährige Leiden verschwinden können.
jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?
Herr Scherner: Ich liebe es besonders, ein Stück weit ‘Familienarzt’ zu sein und Einblicke in andere Familiensysteme haben zu dürfen. Oft wird meine Arbeit weiterempfohlen und ich begegne der Schwester oder dem Vater oder der Mutter einer ehemaligen Patientin auf meiner Behandlungsliege. Dann denke ich mir: ‘Bestimmt werden sie nach dieser Behandlung miteinander sprechen!’ – und darüber freue mich. Aber nur sehr selten wird mir später auch davon berichtet.
jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Scherner: Eine Patientin von mir bat mich, Ihrer leidenden Haushälterin zu helfen, die wegen schwerster Rückenschmerzen zehn Tage stationär aufgenommen worden war und ohne ursächliche Therapie mit Schmerzmitteln entlassen wurde. Wegen der Dringlichkeit musste ich auf einem Wohnzimmertisch behandeln.
Ich erinnere mich, dass ich Ihre ehemalige Kaiserschnittnarbe und inneren Organe behandelte, ohne Ihren Rücken zu berühren. Ihre Schmerzen verschwanden noch am Ort vollkommen. Nach sechs Monaten erfolgte ein weiterer Termin.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Scherner: Disziplinieren Sie sich zum Guten in Gedanken und Tat, ob Ihnen jemand zusieht oder nicht. Tun Sie anderen Wesen so, wie Sie wollen würden, dass man mit Ihnen umgeht. Seien Sie großzügig und ehrlich mit sich selbst.
Oskar Scherner, geboren 1988 in Berlin, studierte Humanmedizin an der Charité-Berlin. Er gründete seine Praxis 2015 in Berlin zunächst als Heilpraktiker, 2020 erfolgte die Neugründung als Privatarztpraxis in Hamburg.
Als Experte für alternative Schmerztherapie ist er darüber hinaus als Dozent, Ausbilder sowie als ärztliches Mitglied der Prüfungskommission bei der staatlichen Berufszulassung zum Osteopathen (WPO) in Hessen tätig.
Ärztliche Osteopathie und Ursachenforschung Praxis Scherner ist eine Schwerpunktpraxis für alternative Schmerztherapie, Osteopathie, Ursachenforschung sowie bei der alternativen Therapie bei Rheuma.
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