Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Dr. Gärtner interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Urologe.
jameda: Herr Dr. Gärtner, was hat Sie motiviert, Urologe zu werden?
Herr Dr. Gärtner: Ich bin grundsätzlich an einer ganzheitlichen Betrachtung des Patienten interessiert. Zeitgleich haben mich bereits im Studium die operativen Fächer begeistert. In der Urologie verbindet sich beides: Die Urologie ist ein sehr breites Fachgebiet mit Prävention, Sexualität, allgemeinen Beratungen, Tumorerkrankungen, Entzündungen, Kinderurologie, Hormonstörungen, aber eben auch Operationen. In der Urologie kann ich meine Fähigkeiten und Interessen optimal für den Patienten einsetzen.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Gärtner: Die meiste Freude bereitet mir das Gespräch mit dem Patienten: Gemeinsam erörtern wir Beschwerden und mögliche Lösungswege. Am Ende soll eine „maßgeschneiderte“ Therapie stehen. Die Herausforderung besteht darin, sich im straff getakteten Praxisalltag unter all den Vorschriften genug Zeit, Raum und Muße zu nehmen.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Gärtner: Viele Menschen denken, der Urologe sei ein reiner „Männer-Vorsorge-“ und „Prostata-Arzt“ und sind dann ganz erstaunt, wenn noch andere Themen zur Sprache kommen und viele Frauen die Hilfe des Urologen in Anspruch nehmen.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Gärtner: Ich denke, man sollte sich Ausgleich schaffen und Momente einplanen, in denen das Leben einen Augenblick für Schönes stillsteht. Es ist auch legitim, eine Therapie – vor allem am Lebensende – abzulehnen. Hier braucht es eine feinfühlige ärztliche Beratung und Führung.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Gärtner: Einerseits kann das natürlich manchmal an Messwerten abgelesen werden. Andererseits müssen die Reaktionen der Patienten im Gespräch wahgenommen werden. Manch einer traut sich vielleicht nicht zuzugeben, dass er eine Therapie so nicht möchte. Das sollte man dennoch erkennen.
jameda: Wenn Sie das Gesundheitssystem ändern könnten, was würden Sie als Erstes tun?
Herr Dr. Gärtner: Ich würde der Prävention von Erkrankungen noch mehr Stellenwert beimessen. Vorbeugen ist besser als behandeln, kann viel Leid ersparen und ist womöglich auch kostengünstiger für das System.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Gärtner: Ärzte sind absolute Spezialisten auf ihrem Gebiet. Verbesserungspotenzial sehe ich in der Vernetzung des eigenen Wissens mit dem der verwandten Fachdisziplinen. Die Einheit von Körper und Psyche wird beispielsweise oft noch zu wenig gesehen. Ebenso sollten Schritte in Richtung Eingliederung komplementärmedizinischer Angebote in die Schulmedizin unternommen werden, wie es von vielen Patienten gefordert wird.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Gärtner: Wir haben eine sehr innovative Praxis mit modernem Equipment. Die Ausstattung unseres klimatisierten OP-Saals sticht hier besonders hervor. Wir haben beispielsweise ein OP-Mikroskop und ein Laser-Chirurgie-Gerät. So können wir innovative Therapien auf höchstem Niveau einsetzen.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Gärtner: Negative Erfahrungen mache ich zum Glück sehr wenige. Das Strahlen der Patienten, die nach einem erfolgreichen Eingriff erleichtert die Praxis verlassen, ist auch für mich jedes Mal eine Freude.
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Gärtner: Ich denke, eine Kombination aus gesundem Lebensstil, Vorsorge-Untersuchungen und auch Impfungen sind der Schlüssel zum Erfolg. Der „Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung“ der WHO fasst sehr gut in 12 kurzen Punkten zusammen, was man tun kann.
Mein Studium absolvierte ich an der LMU München. Nach der Approbation habe ich zunächst eine Assistenzarztstelle im Marienhospital in Stuttgart angetreten. Später dann habe ich im Klinikum Ludwigsburg in der urologischen Abteilung gearbeitet. Ich betreute Patienten im urologischen Konsiliardienst im RBK Stuttgart und im ambulanten Tumorzentrum des Klinikums Ludwigsburg (ATZ).
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