Team jameda
Der Frauenarzt hat bei der Routineuntersuchung einen Eierstockgeschwulst entdeckt? Jetzt nur keine Panik, denn 75 Prozent aller Eierstocktumoren sind gutartig und heilbar! Lesen Sie hier, wie der Unterleibstumor entsteht, wie er diagnostiziert wird und welche Behandlungs- und Selbsthilfemöglichkeiten es gibt.
Die Tumoren des Eierstocks, auch Ovarialtumoren genannt, können bös- oder gutartig sein. Die gutartigen Tumoren sind auf einen Eierstock begrenzt und breiten sich nicht im Körper aus. Ungefähr 75 Prozent der operativ entfernten Ovarialtumoren sind gutartig.
Die Wahrscheinlichkeit, an einem gutartigen Eierstocktumor zu erkranken, liegt zwischen 1 und 2 Prozent. Meistens leiden Frauen zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr darunter. Nur 10 Prozent der Fälle treten vor dem 40. Lebensjahr auf, wenn es eine genetische Prädisposition gibt.
Die Ursachen eines Eierstocktumors sind nicht geklärt. Die Risikofaktoren sind:
Aus jedem Gewebetyp kann ein Tumor entstehen:
Myome, gutartige Tumoren, die aus Muskelfasern entstehen, bilden sich auf den Eierstöcken nicht, weil sie kein Muskelgewebe enthalten.
Die häufigsten Tumoren des Eierstocks sind die epitheliale Tumoren, die 65 bis 75 Prozent aller gutartigen Ovarialtumoren ausmachen. Die Keimzelltumoren repräsentieren nur 15 bis 25 Prozent aller gutartigen Eierstocktumoren. Die Keimstrang- und Stroma-Tumoren sind mit 5 bis 10 Prozent noch seltener.
Die gutartigen Eierstocktumoren wachsen über lange Zeit, ohne Symptome zu verursachen, weil es viel Platz rund um den Eierstock gibt und die neuen Zellen nicht stören. Erst wenn der Tumor sehr groß ist, äußert er sich mit Symptomen, wie zum Beispiel:
Die Keimstrangtumoren führen eher zu Symptomen, weil sie Hormone produzieren. Je nachdem, um welche Hormone es sich handelt, kommt es zu unterschiedlichen Beschwerden:
Einige Keimzellentumore beinhalten funktionierendes Schilddrüsengewebe und verursachen Symptome der Schilddrüsenüberfunktion, wie Herzrasen und Gewichtsverlust.
Ein Ovarialfibrom kann mit Bauchwassersucht und einer übermäßigen Flüssigkeitsansammlung zwischen der Lunge und den Rippen einhergehen und wird dann Meigs-Syndrom genannt.
Eine seltene, aber gefährliche Komplikation ist die Stieldrehung des Eierstocks mit Unterbrechung der Blutversorgung, die plötzliche, starke Bauchschmerzen verursacht und dringend operiert werden muss. Weitere Komplikationen sind Blutungen, das Platzen einer Zyste und Unfruchtbarkeit. Darüber hinaus entwickelt sich aus einem gutartigen Tumor manchmal ein bösartiger.
Die wichtigste Methode für die Diagnostik eines Eierstocktumors ist die Ultraschalluntersuchung.
Es gibt bestimmte Ultraschallbefunde, die dem Arzt bei der groben Einschätzung helfen.
eher gutartig
eher bösartig
Innere Gewebestruktur
gleichmäßig
unregelmäßige Verdickungen
Randstruktur
glatt begrenzt
unscharf begrenzt
Größe
< 5 cm
> 5 cm
Anteile
nur zystische Anteile
zystische und solide Anteile
Gefäße
unauffällig
zentrale Gefäßneubildung
Douglasraum(*)
keine Flüssigkeit
freie Flüssigkeit
(*) Der Douglasraum ist eine taschenförmige Aussackung des Bauchfells zwischen dem Mastdarm und der Gebärmutter.
Zur Kalkulation des Bösartigkeitsrisikoindexes werden folgende Ultraschallbefunde mit jeweils einem Punkt bewertet: solide Anteile, Metastasen, falls vorhanden, freie Flüssigkeit im Douglasraum, die Existenz mehrerer Zysten und Befunde in beiden Eierstöcken.
CA 125 ist ein Tumormarker, der nicht nur bei Eierstock- und Eileiterkrebs zu hoch ist, sondern auch bei anderen Krankheiten, wie zum Beispiel bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, einer Leberzirrhose oder während der Schwangerschaft. Deswegen ist CA-125 selbst nicht hilfreich zur Differenzierung des Tumors. Ärzte nutzen den Tumormarker jedoch, um festzustellen, ob die Therapie anschlägt. Er wird auch zusammen mit anderen Faktoren zur Kalkulation des Bösartigkeitsrisikoindexes genutzt.
Der ,Risk of Malignancy Index‘‘ (RMI) hilft zu erkennen, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Medizinische Leitlinien empfehlen die Anwendung des RMI bei Frauen nach den Wechseljahren. Der RMI ist eine Kombination von 3 Faktoren:
Eine sichere Diagnose ist aber nur mit einer Biopsie und feingeweblichen Untersuchung des Eierstocktumors möglich.
Frauen mit kleinen Eierstockzysten müssen meistens nichts unternehmen, weil sie sich oft nach 2 bis 3 Monaten von selbst zurückbilden. Sind die Zysten größer, müssen sie einmal pro Jahr mit einer Ultraschalluntersuchung kontrolliert werden. Verändern sie sich, müssen sie operativ entfernt werden.
Solide Ovarialtumoren müssen operativ entfernt werden, auch wenn sie gutartig sind, weil es immer das Risiko gibt, dass sich ein gutartiger Eierstocktumor sich in einen bösartigen Eierstockkrebs verwandelt.
Bei Frauen mit einer genetischen Prädisposition, d.h. wenn mehrere Familienmitglieder bereits an Eierstocktumoren erkrankt sind, ist eine präventive, operative Entfernung der Eierstöcke und -leiter möglich.
Obwohl die Anti-Baby-Pille das Risiko für einen Ovarialtumor zu mindern scheint, wird sie von den medizinischen Leitlinien zu diesem Zweck nicht empfohlen, weil es keine überzeugenden und wissenschaftlich belegten Daten über Effektivität und Sicherheit gibt.
Empfehlenswert ist dagegen eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten, naturbelassenem Getreide, Natriumbikarbonat und Gelbwurz. Zu vermeiden sind Fleisch, Eier, Milch und Milchprodukte, frittierte Speisen und Zucker.
Die Prognose eines gutartigen Eierstocktumors ist günstig. Die 5-Jahresüberlebensrate liegt bei 80 bis 90 Prozent und hängt von Typ und Größe des Tumors, auftretenden Komplikationen und dem Alter der Patientin ab.
Die meisten Eierstocktumore sind gutartig und können erfolgreich behandelt werden oder bilden sich sogar von selbst zurück. Gutartige Ovarialtumoren können sehr groß werdenund symptomlos sein, deswegen werden sie meistens bei einer Routineultraschalluntersuchung entdeckt. Dennoch sind gutartige Eierstocktumoren nicht immer ganz harmlos: Selten können sie bösartig werden, Blutungen verursachen oder zu einer Stieldrehung des Eierstocks führen, die dringend operiert werden muss oder für Unfruchtbarkeit verantwortlich sein kann.
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