Artikel 01/07/2016

Optimierte Prostatatumordiagnostik mittels MRT-3D-TRUS-Fusionsbiopsie

Prof. Dr. med. Peter Rubenwolf Urologe
Prof. Dr. med. Peter Rubenwolf
Urologe
fusionsbiopsie-bei-prostata-mrt-3d-fusionsbiopsie

Prostatakrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung und dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern in Deutschland.

Prostatatumordiagnostik

Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) der Prostata gilt derzeit als diagnostisch genaueste Methode zur Darstellung und Markierung krebsverdächtiger Areale in der Prostata.

Allerdings reicht das mpMRT nicht aus, um ein Prostatakarzinom sicherzustellen oder auszuschließen. Hierfür ist weiterhin eine Gewebeentnahme („Biopsie“) aus der Prostata notwendig. Standardverfahren ist bislang die transrektale (über den Enddarm durchgeführte), ultraschallgesteuerte Prostatabiopsie.

Hierbei werden systematisch (d.h. nach einem vorgegebenen Schema) aus verschiedenen Arealen des Organs rechts und links in der Regel mindestens 10 kleine Gewebezylinder entnommen. Die systematische Prostatabiopsie ist somit nicht zielgerichtet, da der Ultraschall zwar sehr gut zur Abbildung der Prostata, aber nur sehr bedingt zur Darstellung krebsverdächtiger Areale geeignet ist. Daher besteht die Gefahr, dass ein Krebsherd zwar in einem Areal des vorgegebenen Schemas der systematischen Biopsie liegt, jedoch nicht punktgenau getroffen wird.

Wie funktioniert die MRT-3D-Fusionsbiopsie bei der Prostatadiagnostik?

Eine neue Methode, die sogenannte MRT-3D-TRUS-Fusionsbiopsie, bietet aktuell die größtmögliche Aussagekraft in der Prostatakarzinomabklärung. Bei diesem Verfahren wird mit Hilfe einer Ultraschallsonde (TRUS) ein dreidimensionales (3-D) Bild der Prostata erzeugt und mit zuvor angefertigten mpMRT-Bildern der Prostata kombiniert.

Dadurch können beide Bilder des Organs „fusioniert“, also genau übereinander gelegt werden. Durch die Kombination von Ultraschall und MRT können nun die Vorteile beider Methoden optimal genutzt und im MRT markierte krebsverdächtige Herde bei der Probeentnahme gezielt („punktgenau“) mit der Biopsie-Nadel angesteuert werden. Dies erhöht ganz wesentlich die Aussage, ob bei einem Patienten ein Prostatakarzinom vorliegt oder nicht

Im Gegensatz zu allen anderen Bildgebungsverfahren können die Lokalisationen der durchgeführten Stanzbiopsien im 3D-Modell gespeichert werden. Im Falle einer unter Umständen erforderlichen erneuten Gewebeentnahme kann diese Bildinformation problemlos wieder aufgerufen werden.

Dies ist besonders dann von Nutzen, wenn bei Vorliegen eines sehr frühen Tumorstadiums eine aktive Überwachung („active surveillance“) des Tumors durchgeführt wird.

Ob sich der derzeitige Trend bewährt, eine Fusionsbiopsie direkt bereits beim ersten Verdacht auf einen bösartigen Tumor durchzuführen, bleibt abzuwarten.

Fazit

Zusammenfassend ist die MRT-3D-TRUS Fusionsbiopsie ein innovatives, optimiertes Verfahren, welches Urologen mit entsprechender Expertise erlaubt, neben der klassischen systematischen Biopsie zusätzlich tumorverdächtige Areale mit hoher Präzision zu punktieren und somit eine bessere Aussage über das Vorhandensein und die Aggressivität eines Prostatakarzinoms zu gewinnen.

Das besondere Potential der Methode liegt aus meiner Sicht darin, ohne erhöhte Invasivität der Probenentnahme die Frage nach dem Vorhandensein eines Prostatakarzinoms zu optimieren und, im Falle eines Tumornachweises, dem Patienten eine detailliertere Information über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten zu geben.

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