Team jameda
Die Diagnose des Gebärmutterhalskrebses ist immer ein Schock. Das liegt vor allem daran, dass die Symptome untypisch sind und erst im fortgeschrittenen Stadium auftreten. Lesen Sie hier, was Sie tun können, damit es gar nicht erst so weit kommt.
Die Zellen an der Oberfläche des Muttermundes vermehren sich unkontrolliert, sobald ihr Erbgut beschädigt ist. Wenn bereits die oberste Schicht der Schleimhaut befallen ist, diagnostiziert der Arzt eine Krebsvorstufe.
Mit der Zeit dringen immer mehr kranke Zellen weiter in die Schleimhaut ein. Die Folgen: Ein Tumor entsteht, das gesunde Gewebe wird zerstört und am Muttermund bildet sich Gebärmutterhalskrebs.
Seltener vermehren sich die Drüsenzellen im Gebärmutterhalskanal und bilden ein so genanntes Adenokarzinom.
Beide Krebsarten des Gebärmutterhalses breiten sich auf benachbarte Organe aus, wie zum Beispiel den Gebärmutterkörper, die Scheide, die Lymphknoten, den Enddarm, die Harnblase oder das Bauchfell. Zellveränderungen im Körper der Gebärmutter können aber auch ohne Muttermundkrebs auftreten.
Über die Gefäße wandern die Krebszellen noch weiter und bilden Metastasen in Lungen, Leber oder Knochen.
In Deutschland erkranken etwa 15 bis 16 von 100.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Besonders gefährdet sind Frauen zwischen dem 35. und dem 50. Lebensjahr. Die Häufigkeit des Gebärmutterhalskrebses hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten allerdings stark abgenommen, da die Früherkennungsmaßnahmen sehr verbessert wurden.
Ungefähr 90 Prozent aller Frauen mit Gebärmutterhalskrebs haben sich in der Vergangenheit mit Papillomaviren infiziert. Daher nehmen Experten an, dass das Virus an der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses beteiligt ist, obwohl nicht alle infizierten Frauen auch an Krebs erkrankten. Weitere Risikofaktoren, die einen Gebärmutterhalskrebs begünstigen, sind:
Humane Papillomaviren verursachen eigentlich eine infektiöse Gebärmutterhalskrankheit, die sich mit Genitalwarzen äußert. Die Infektion ist sehr häufig und Experten schätzen, dass sich bis zu 80 Prozent aller Menschen damit anstecken.
Übertragen wird das Virus hauptsächlich durch den Geschlechtsverkehr. Bei den meisten Infizierten heilt die Erkrankung symptomlos aus. In einigen chronischen Fällen bleiben die Viren jedoch im Gewebe hängen und schädigen es, so dass es sich schließlich in Krebszellen umwandelt.
So entsteht bei einigen Frauen Gebärmutterhalskrebs. Bei Männern kann das Virus Peniskrebs verursachen.
Studien zeigen, dass die Impfung gegen humane Papillomaviren gegen die Infenktion und den Krebs schützt.
Grundsätzlich kann in jedem Alter geimpft werden. Am besten wirkt sich die Impfung jedoch aus, wenn sie vor dem ersten Geschlechtverkehr durchgeführt wird. Die ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt die Impfung für jedes Mädchen im Alter zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr. Der Schutz hält mindestens 7 Jahre an.
Zu den Risiken, die mit der Impfung verbunden sind, gehören Hautreaktionen rund um dem Spritzeneinstich, wie zum Beispiel Rötungen, Schwellungen, Juckreiz oder Schmerzen und allergische Reaktionen, die auch schwerwiegend ausfallen können.
Weitere Tipps zur Vorbeugung von Papilloma-Infektionen und Gebärmutterhalskrebs:
Die Vorsorge und die Früherkennung sind umso wichtiger, weil der Gebärmutterhalskrebs unbemerkt wächst und nur in fortgeschrittenen Stadien Beschwerden verursacht. Dazu gehören:
Der Pap-Test
Ein Gebärmutterhalskrebs entsteht nicht plötzlich, sondern entwickelt sich sehr langsam. Es dauert mehr als 10 Jahre, bis sich Zellen mit den Merkmalen einer Vorkrebsstufe in einen Tumor umwandeln.
Glücklicherweise sind die Krebsvorstufen in dieser Zeit erkennbar und heilbar. Das ist bei Krebs nur selten der Fall. In Deutschland gibt es mittlerweile 60 Prozent weniger Betroffene, was der Einführung des Krebstest-Abstriches zu verdanken ist.
Der Gebärmutterhalskrebs ist jedoch nur dann frühzeitig behandelbar, wenn Sie sich regelmäßig vom Frauenarzt untersuchen lassen. Der Arzt entnimmt einen Krebstest-Abstrich, einen Schleimhautabstrich vom Gebärmutterhals, der gefärbt und unter dem Mikroskop untersucht wird. Die PAP-Skala dient der Klassifizierung der Befunde.
Pap-Test
Bedeutung
Pap I-II
normale Zellen
Pap II-III
geringgradige Vorstufe
Pap III-IV
mittelgradige Vorstufe
Pap IV-V
hochgradige Vorstufe
Als schlechte Pap-Test-Werte gelten die Stufen 3,4 und 5.
Weitere Einstufungen
Wenn der Arzt die Vorstufenstadien klassifiziert, ist sein Ziel, das Risiko der Weiterentwicklung zum Gebärmutterhalskrebs einzuschätzen und danach therapeutisch zu handeln. Zu diesem Zweck gibt es zwei weitere Klassifizierungssysteme, die den Grad der Veränderungen der Schleimhautzellen beschreiben:
CIN-Klassifizierung(*)
SIL-Klassifizierung(**)
Bedeutung
kein CIN
kein SIL
Normale Zellen
CIN I
geringgradiges SIL
Geringgradige Vorstufe
CIN II
gering- bis hochgradiges SIL
Mittelgradige Vorstufe
CIN III
Hochgradige Vorstufe
(*) CIN: Cervicale Intraepitheliale Läsionen
(**) SIL: Squamöse Intraepitheliale Läsionen
Weitere Untersuchungen bei Verdacht auf Krebsausbreitung und Metastasen
Es gibt zwei Einstufungsmethoden, um die Ausbreitung des Gebärmutterhalskrebses festzulegen: die FIGO-Klassifikation und die TNM-Klassifikation.
FIGO-Klassifikation
FIGO-Stadium
Größe und Ausbreitung des Tumors
5-Jahres-Überlebensrate
0
Der Tumor ist auf die oberste Schicht der Schleimhaut beschränkt.
I
- IA
- IA1
- IA2
- IB
- IB1
- IB2
Der Tumor ist auf den Gebärmutterhals begrenzt.
Der Tumor ist nur durch das Mirkoskop sichtbar.
Der Tumor ist weniger als 3 mm x 7 mm groß.
Der Tumor ist 3 bis 5 mm dick und weniger als 7 mm breit.
Der Tumor ist mit bloßem Auge sichtbar.
Der Tumor is kleiner als 4 cm.
Der Tumor ist größer als 4 cm.
93 %
92 %
II
- IIA
- IIB
Der Tumor hat sich über den Gebärmutterhals hinaus, aber nicht weiter als bis zum unteren Drittel der Scheide oder bis zur Wand des Beckens ausgebreitet.
Der Tumor ist nicht in die Bänder der Gebärmutter eingedrungen, hat aber die oberen zwei Drittel der Scheide befallen.
Der Tumor ist in die Bänder der Gebärmutter eingedrungen, hat sich aber nicht bis zur Wand des Beckens ausgebreitet.
63 %
50 %
III
- IIIA
- IIIB
Der Tumor hat das untere Drittel der Scheide befallen, ist bis zur Beckenwand vorgedrungen oder verursacht die Stauung einer Niere.
Der Tumor has das untere Drittel der Scheide befallen, sich aber nicht bis zur Wand des Beckens ausgebreitet.
Der Tumor hat sich bis zur Wand des Beckens ausgebreitet oder die Stauung einer Niere verursacht.
40 %
IV
- IVA
- IVB
Der Tumor hat sich auf benachbarte Organe im Becken ausgebreitet oder in weiteren enfernten Organen Metastasen gebildet.
Der Tumor hat benachbarte Organe befallen.
Der Tumor hat Fernmetastasen verursacht.
10 %
**
TNM-Klassifikation**
Die Heilungschancen sind umso höher, je früher der Krebs erkannt wird. Das beste, was Sie tun können, ist also, regelmäßige gynäkologische Untersuchungen wahrzunehmen. So kommt es erst gar nicht zu Gebärmutterhalskrebs.
Nicht nur das Stadium der Erkrankung ist wichtig für die Wahl der Therapie, sondern auch das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand der Frau. Der Arzt muss wissen, ob die Frau noch Kinder bekommen möchte, da die Behandlung von Krebsvorstufen den Erhalt der Gebärmutter erlaubt.
Bei gering- oder mittelgradigen Krebsvorstufen ist keine sofortige Therapie notwendig, weil die Krebsvorsufen bei ungefähr 55 % der Frauen mit CIN I und bei 45 % der Frauen mit CIN II selbständig verschwinden. Gering- oder mittelgradige Krebsvorstufen können auch mit Laser zerstört werden, mittel- und hochgradige Krebsvorstufen behandelt der Arzt dagegen mit einer elektrischen Schlinge.
Bei hochgradigen Krebsvorstufen wird ein kegelförmiges Gewebestück aus dem Gebärmutterhals herausgeschnitten. Ärzte nennen diese Operation auch Konisation. Sie wird meistens stationär unter Vollnarkose durchgeführt. Obwohl der Gebärmutterhals dann geschwächt ist, ist eine Schwangerschaft noch möglich. Allerdings kommt es häufiger zu Früh- oder Fehlgeburten.
Wenn es sich um Krebs ohne Metastasen handelt, kann er operativ vollständig entfernt werden. Die operative Entfernung der Gebärmutter ist die radikalste Therapie für Frauen, die die Krebsvorstufen verpasst haben. Eine Chemotherapie wird manchmal vor der Operation eingesetzt, damit der Tumor bereits vorab schrumpft.
Je nach Ausbreitung des Tumors müssen weitere Organe entfernt werden, wie zum Beispeil der Halteapparat der Gebärmutter, die nahegelegenen Lymphknoten, der obere Teil der Scheide, die Eierstöcke und die Eileiter oder auch Teile der Harnblase und des Enddarms. Nach einer Operation ist in einigen Fällen eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie sinnvoll.
Wenn es Metastasen gibt, ist das Ziel der Therapie, das Überleben zu verlängern und die Lebensqualität so gut wie möglich zu erhalten. Ist eine Operation wegen eines metastasierten Tumors nicht mehr sinnvoll, kommt eine Strahlen- oder Chemotherapie in Frage.
Ein Gebärmutterhalskrebs entsteht langsam und symptomlos. Dadurch besteht die Gefahr, die Krebsvorstufen zu verpassen, wenn Sie sich nicht regelmäßig vom Frauenarzt untersuchen lassen. Auf der anderen Seite ist die Früherkennung des Krebses und sogar der Vorkrebsstadien durch den Pap-Test möglich. Eine Impfung gegen Papillomaviren schützt gegen eine Infektion und einen möglichen Gebärmutterhalskrebs. Am besten wirkt die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr.
Frauenselbsthilfe nach Krebs
Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie
Berufsverband der Frauenärzte
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Deutsche Krebshilfe
Österreichische Krebshilfe
Krebsliga Schweiz
Deutsches Krebsforschungszentrum
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums
[Deutsche Krebsgesellschaft
](http://www.krebsgesellschaft.de/)
Quellen
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