Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellte jameda Dr. Tschebiner interessante Fragen über kritische Patienten, neue gynäkologische Methoden und seinen Umgang mit medizinischen Vorurteilen.
jameda: Herr Dr. Tschebiner, was hat sie motiviert, Frauenarzt zu werden?
Herr Dr. Tschebiner: Die Gynäkologie ist ein sehr vielseitiges und interessantes Fach. Neben medizinischer Kompetenz spielen der zwischenmenschliche Kontakt und die gute Einfühlung in meine Patientinnen für mich eine wichtige Rolle.
jameda: Was macht Ihnen im Praxisalltag am meisten Freude? Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Herr Dr. Tschebiner: Die Vielseitigkeit meiner Arbeit macht mir große Freude. Neben der allgemeinen Gynäkologie und Schwangerschaftsbetreuung ist mir die medizinische Begleitung und Beratung der Frau ab 40 in ihrer Lebensphase eine Herzensangelegenheit, insbesondere die Diagnostik und Behandlung hormoneller Störungen. In Kombination mit der ästhetischen Medizin, d.h. der Faltenbehandlung mit Botulinumtoxin und Hyaluronsäure ist dies ein echter ganzheitlichen Ansatz im Bereich der Frauenheilkunde und Anti-Aging-Medizin, der meine tägliche Arbeit bereichert. Mein Labor für gynäkologische Zelldiagnostik, in dem die Vorsorgeabstriche beurteilt werden und mein Hormonlabor ergänzen das breite Spektrum meiner Tätigkeit.
Eine tägliche Herausforderung für mein Team und mich ist es, unsere Patientinnen medizinisch und menschlich auf höchstem Niveau zu betreuen und diese Qualität aufrechtzuerhalten. In Zeiten des Internets, in dem sich jeder über alles informieren kann, ist dies eine lohnenswerte und ernst zu nehmende Aufgabe.
jameda: Welchen Vorurteilen begegnen Sie häufig in Ihrer Praxis?
Herr Dr. Tschebiner: Vorurteile haben in der Regel mit nachvollziehbaren Ängsten zu tun. In Internet-Foren werden diese häufig leider noch geschürt, auch wenn es oft gut gemeinte Ratschläge sind. Deshalb ist es wichtig, die geäußerten Vorurteile ernst zu nehmen und auf sie einzugehen.
Zwei Beispiele:
‘Ultraschall ist für mein Baby gefährlich’ und ‘Hormone machen dick oder Krebs’.
Diese und andere pauschale Gerüchte halten sich hartnäckig in den Medien. In der Regel ist es aber möglich, in einem ausführlichen Aufklärungs-Gespräch den Frauen die unnötige Angst zu nehmen. Natürlich müssen auch Risiken von Diagnostik oder Therapie angesprochen werden, nur dann kann eine vernünftige Entscheidung getroffen werden.
jameda: Manche Krankheiten und Therapien sind unangenehm und verlangen viel Durchhaltevermögen vom Patienten. Was raten Sie Patienten in solchen Situationen?
Herr Dr. Tschebiner: Das ist abhängig von der Erkrankung oder der jeweiligen Behandlung. Studien haben gezeigt, dass unangenehme Begleiterscheinungen sehr durch die psychische Konstitution der Betroffenen beeinflusst werden. Eine emotional zugewandte Begleitung durch den behandelnden Arzt fördert die positive Einstellung und die bessere Verarbeitung der Situation. In der Partnerschaft die schwierigen Gefühle zu teilen kann ebenfalls sehr hilfreich sein.
jameda: Wie reagieren Sie, wenn Sie merken, dass ein Patient Ihren Therapieplan nicht befolgt?
Herr Dr. Tschebiner: Zunächst versuche ich zu verstehen, warum die Patientin sich so verhält. Ich versuche, auf eventuelle Ängste oder Bedenken einzugehen und diese, wenn möglich, auszuräumen oder Alternativen aufzuzeigen. Entscheidet sich die Patientin dennoch gegen eine vorgeschlagene Behandlung, so respektiere ich dies natürlich, kläre sie aber über mögliche Konsequenzen auf.
jameda: Kein Mensch ist perfekt. In welchen Bereichen haben Ärzte Ihrer Meinung nach Verbesserungspotential?
Herr Dr. Tschebiner: Natürlich ist absolute Perfektion eine Utopie. Dennoch - die medizinischen Erkenntnisse und Möglichkeiten entwickeln sich ständig weiter, deshalb ist es unerlässlich, dass wir Ärzte und auch unser Praxis Team uns kontinuierlich fortbilden, um in der Praxis Medizin auf höchstem Qualitätsniveau anbieten zu können.
Bei der realistischen Selbstwahrnehmung und kritischen Eigenbetrachtung der Ärzte gibt es durchaus noch Nachholbedarf. Die Zeit der ‘Götter in Weiß’ ist erfreulicherweise vorbei, wir haben es heute mit aufgeklärten Patientinnen zu tun, die ernst genommen werden wollen.
jameda: Die Welt der Medizin verändert sich ständig. Gibt es neue Therapieverfahren oder Gerätschaften, die Sie in Ihrer Praxis anwenden?
Herr Dr. Tschebiner: Im Bereich der Schwangerenbetreuung bieten wir unseren Patientinnen die Möglichkeit der Live-4D-Ultraschall-Untersuchung ihres Babys - zum Anfassen nah. Fotos und Filme werden auf CD festgehalten.
Für die Hormonbehandlung in den Wechseljahren verwenden wir vor allem ‘bioidentische Hormone’, die über die Haut appliziert werden und dadurch schonend und risikoarm zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität führen.
In meiner ‘Männer-Sprechstunde’ unterstütze ich Männer im besten Alter, wieder zu ihrer alten Form zurück zu finden. Beschwerden wie Schwitzen, Leistungsabfall, Burn-Out, Potenzstörungen und depressive Verstimmungen sind häufig Symptome einer nachlassenden Hormonproduktion. Diese tritt oft schon um das 50. Lebensjahr auf. Durch die richtige Behandlung kann die Lebensqualität innerhalb weniger Wochen deutlich verbessert werden.
Die Faltenbehandlung mit Hyaluronsäure hat in der letzten Zeit wichtige Entwicklungen durchlaufen. Anstatt einzelne Falten zu unterspritzen, führt heute ein ganzheitlicher Ansatz bei der ästhetischen Gesichtsverjüngung zu besseren Ergebnissen. Die Filler der neuesten Generation bieten eine hervorragende Verträglichkeit und eine deutlich längere Haltbarkeit.
jameda: Gibt es einen Patienten oder ein Erlebnis in Ihrer Praxis, das Sie nie vergessen werden?
Herr Dr. Tschebiner: Ich habe das große Glück, meine Patientinnen zum Teil seit über 20 Jahren begleiten zu dürfen. Es berührt mich immer wieder sehr, wenn eines Tages die Tochter und später die Enkelin den Weg in meine Sprechstunde finden. Eine Familie über drei Generationen betreuen zu dürfen ist ein großes Geschenk. Dafür bin ich dankbar!
jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Herr Dr. Tschebiner: Aus gynäkologischer Sicht halte ich eine Kontrolle je nach Vorgeschichte alle 6-12 Monate für eine lohnenswerte Maßnahme zur Erhaltung Ihrer Gesundheit. Durch meinen ganzheitlichen Ansatz in der Medizin ist es mir ein Anliegen, auch häufige nicht-gynäkologische „Zivilisationserkrankungen“ wie z.B. Diabetes, Schilddrüsen-Funktionsstörungen, Gefäßerkrankungen oder Darmkrebs auszuschließen bzw. frühzeitig erkennen zu helfen.
Wenn es Ihnen zusätzlich gelingt, ausgewogene Ernährung und regelmäßige sportliche Betätigung mit Freude in Ihr tägliches Leben einzubauen, ist dies ein guter Grundstein für Ihre Gesundheit. Eine schöne Partnerschaft und ein netter Freundeskreis tun ein Übriges.
Ich möchte, dass sie gesund bleiben!
Zur Person
Dr. Tschebiner wurde in München geboren und studierte Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Die Facharztausbildung absolvierte er an der renommierten Universitäts-Frauenklinik Maistraße in München bei Prof. Dr. Josef Zander und Prof. Dr. Günther Kindermann. Studienaufenthalte in den USA, Kanada und Israel rundeten seinen ärztlichen Werdegang ab.
Zur Praxis
Niederlassung 1989 in eigener Praxis in München. Im Jahr 1993 gehörte er zu den Gründern des Ärzte-Zentrums im Nordsternhaus mit eigener Tagesklinik. Seitdem betreut er dort mit seinem Team Patientinnen in allen Belangen ihres Frau-Seins.
In den letzten Jahren nimmt neben der Diagnostik und Behandlung von Hormonstörungen auch die ästhetische Medizin einen zunehmend wichtigen Platz im ganzheitlichen Ansatz der Praxis ein.
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