Prävention bietet im Allgemeinen die Chance, den Gesundheitsproblemen in der Bevölkerung entgegenzuwirken. Ob dies wirklich so gemeint ist, ist immer die Frage. Aktuell gibt es in den Medien auch zahlreiche Diskussionen, ob der Pflichtversicherte nicht mehr finanzielle Eigenleistungen für seine Gesundheit aufbringen sollte. Einsparpotentiale werden in der gesetzlichen Krankenversicherung erst zuletzt diskutiert.
Auch im Ärzteblatt wird dann eingangs der Begriff Prävention über die Begrifflichkeit direkter und indirekter Kosteneinsparungen diskutiert. Die Überalterung mit altersspezifischen Erkrankungen, sowie lebensstilbedingte Erkrankungen, wie Adipositas und Diabetes mellitus Typ II werden in diesem Zusammenhang als Kostentreiber angesprochen.
An sogenannten nicht übertragbaren Erkrankungen (NCD: non-communicable diseases), wie Kardiovaskulären Erkrankungen, Krebs, Diabetes und Lungenerkrankungen versterben weltweit jährlich circa 41 Millionen Menschen. Das RKI (Robert-Koch Institut) gibt für Deutschland diesen NCD einen Anteil von bis zu 90 Prozent an den jährlichen Todesfällen.
Wir wissen, dass 50 % der Krebserkrankungen durch Prävention hätten verhindert werden könnten, bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen sogar bis zu 70 Prozent. Prävention heißt daher im engeren Sinne, Beseitigung oder Senken der Risikofaktoren. Diese wären Nikotin, Diabetes mellitus und der Bluthochdruck.
Die gesundheitliche Versorgung ist vor allem kurativ, also auf Heilung ausgerichtet. Prävention und Gesundheitsförderung haben im Wesentlichen keinen Stellenwert. Im Jahre 2021 wurden laut Statistiken der Gesetzlichen Krankenversicherer (GKV) circa 540 Millionen Euro für die Primär- und Sekundärprävention ausgegeben. Hierunter fällt beispielsweise die Förderung von Sport, sogenannte Früherkennungsuntersuchungen oder Schulungen. Betrachtet man die Gesamtausgaben der GKV in Höhe von 263,4 Milliarden Euro, beträgt dieser präventive Aspekt einen Anteil von 0,21 Prozent.
Die Untersuchung und Verbesserung von Arbeits- und Lebensbedingungen, Screening Untersuchungen, Betriebsuntersuchungen, Schuluntersuchungen, die Abklärung von genetischen Mutationen und deren Ursachen sind weitere Präventionsangebote. Genauer betrachtet handelt es sich hierbei jedoch wieder um kurative Ansätze, die mit der Definition einer Prävention wenig zu tun haben.
Präventive Stellschrauben wären die Aufklärung und Schulung hinsichtlich Ernährung und Stressabbau. Des Weiteren die breite Förderung von Sport. Und dies beginnt bereits in den KITAs mit einer gesunden Ernährung und der Förderung der Gesundheit auch durch Bewegung.
Die Abhängigkeit von Tabak und Alkohol wird durch Programme der GKV angegangen. Sinnvollerweise ist jedoch auch hier viel früher anzusetzen.
Das Bundesgesundheitsministerium versteht unter Prävention im Gesundheitswesen die Umsetzung zielgerichteter Maßnahmen und Aktivitäten, um Krankheiten oder gesundheitliche Schädigungen zu vermeiden, das Risiko der Erkrankung zu verringern oder ihr Auftreten zu verzögern.
Der Aspekt der Vorbeugung wird hier deutlich konkretisiert. In der Medizin scheint jedoch eher der heilende Versuch (kurativer Ansatz) im Vordergrund zustehen, als dass man sich um die Prävention kümmert. Prävention kommt weit vor der Therapie und sollte Letztere im Wesentlichen überflüssig machen. Für den Gedanken, dass es hier auch ein erhebliches finanzielles Einsparpotenzial geben könnte, ist man leider noch nicht offen. Zusatzbeiträge und zusätzliche Kostenübernahmen durch die Versicherten scheinen einfacher realisierbar, als nach anderen Lösungen im Vorfeld einer Erkrankung zu suchen. Prävention ist einfach unmodisch und mit Selbstverantwortung verbunden. Vorbeugen und mehr Eigenverantwortung wäre auf lange Sicht hin effektiver, als darüber zu diskutieren, ob Heilung überhaupt möglich ist. Weniger erforderliche Heilung bedeutet aber auch, dass die kurative Medizin weniger zu tun hätte. Ist es aber nicht unser höchster Anspruch den Kranken und nicht die Krankheit zu heilen?
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