Artikel 02/09/2024

Schlaflosigkeit: Was Sie selbst tun können

Dr. phil. Margrit Schreier Heilpraktiker
Dr. phil. Margrit Schreier
Heilpraktiker

Kennen Sie das? Sie legen sich abends ins Bett – und obwohl Sie erschöpft sind, will der Schlaf einfach nicht kommen. Oder Sie wachen mitten in der Nacht auf und sind hellwach. Sie wälzen sich von einer Seite auf die andere. Und Sie werden mit jeder Minute unruhiger, denn Sie wissen: Am nächsten Morgen müssen Sie wieder fit sein.

Es ist ein schwarz-weiss-Bild. Zu sehen ist eine Frau liegend im Bett und ihr Gesicht ist zur Hälfe abgedunkelt. Was Sie bei Schlafstörungen tun können.

Ursachen von Schlafstörungen abklären lassen

Zu wenig Schlaf bringen wir oft mit Stress in Verbindung – und manchmal ist Stress auch die alleinige Ursache. Aber Schlafstörungen können auch auf ernsthafte Erkrankungen zurückgehen, wie z. B.:

  • Unruhige Beine (Restless Legs Syndrome)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Depression
  • Schlafapnoe (Aussetzen der Atmung während des Schlafs)
  • Und viele andere

Daher ist es wichtig, dass Sie Schlafstörungen immer auch ärztlich abklären lassen. Wenn keine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt, können Sie es einmal mit einem der folgenden Tipps versuchen.

Die Voraussetzung: Schlafhygiene

Eine wichtige Voraussetzung für einen gesunden Schlaf ist die richtige Schlafhygiene. Dazu gehört unter anderem:

  • Körperliche Bewegung tagsüber, aber nicht in den letzten Stunden vor dem Einschlafen.
  • Weniger Koffein und Alkohol.
  • Das Schlafzimmer sollte ein Ort der Entspannung sein, an dem Sie sich gerne aufhalten. Besonders wichtig ist die richtige Temperatur. Diese sollte nicht über 20 Grad Celsius liegen.
  • Keine aufregenden Serien, Spiele, Lektüre vor dem Schlafengehen.
  • Möglichst keine digitalen Geräte im Schlafzimmer – und wenn es gar nicht anders geht, auf jeden Fall den Blaulichtfilter aktivieren.

Manchmal will sich der Schlaf aber auch unter den besten Voraussetzungen nicht einstellen. Dann können die folgenden Tipps hilfreich sein.

Natürliche Einschlafhilfen

Zu den natürlichen Einschlafhilfen zählen einmal Pflanzen wie z. B. Baldrian, Schlafbeere (Ashwagandha), Kamille, Hafer (Avena sativa), Passionsblume, Melisse oder Helmkraut. Es gibt auf dem Markt fertige Teemischungen oder Zusammenstellungen verschiedener Pflanzen in Kapsel- oder Drageeform. Pflanzliche Mittel muss man allerdings meist über mehrere Wochen einnehmen, bevor sie ihre Wirkung zeigen.

Natürliche Einschlafhilfen sind auch körpereigene Substanzen wie z. B. das Schlafhormon Melatonin, die Aminosäuren Gaba und Tryptophan.
Auch wenn alle diese Substanzen ‚natürlich‘ sind, greifen sie doch in die körpereigene Chemie und teilweise den Hormonhaushalt ein. Daher können sie durchaus auch Nebenwirkungen haben, und es kann zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen. Nehmen Sie vor allem körpereigene Substanzen nur nach Rücksprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Heilpraktiker ein.

Homöopathie

Es gibt eine ganze Reihe von homöopathischen Mitteln, die Probleme beim Einschlafen – aus ganz unterschiedlichen Gründen – im ‚Mittelbild‘ haben. Das heißt, diese Mittel verursachen in ihrer natürlichen Form Einschlafprobleme (wie z. B. Kaffee). In der Homöopathie werden sie in stark verdünnter Form eingesetzt, um Menschen bei eben diesen Problemen zu unterstützen.

Cocculus:

Cocculus wird verordnet, wenn jemand sich große Sorgen macht und deshalb nicht einschlafen kann, obwohl er übermüdet ist. Meist sind das Sorgen um andere Menschen und deren Gesundheit. Cocculus wird auch eingesetzt, wenn jemand übermüdet ist, weil er halbe Nächte damit verbracht hat, sich um andere zu kümmern, z. B. um ein krankes Kind. Einschlafprobleme gehen oft mit Schwächegefühl und Schwindel einher.

Coffea:

Coffea, die Kaffeebohne, habe ich gerade schon erwähnt. Coffea wird eingesetzt, wenn jemand nicht einschlafen kann, weil er oder sie übererregt ist. Das kann der Fall sein, weil die Gedanken um schlechte Nachrichten kreisen. Genauso kann es aber sein, dass es am Tag eine freudige Überraschung gab, von der man in Gedanken nicht wieder loskommt, oder dass man vor lauter Vorfreude auf ein bevorstehendes Ereignis nicht zur Ruhe kommt.

Ignatia:

Ignatia wird in der Homöopathie als Mittel für die Folgen von Trauer verwendet. Entsprechend eignet es sich bei Schlaflosigkeit in Folge von Trauer und tiefem Kummer. Wenn der Schlaf kommt, ist er meist nur leicht, und man wälzt sich von einer Seite auf die andere.

Kalium phoshorium:
Kalium phosphoricum gilt in der Homöopathie als eine Art Tonikum für die Nerven. Es wird bei Zuständen nervöser Erschöpfung eingesetzt, z. B. nach langen Phasen des Lernens für eine Prüfung – oder auch allgemeiner, wenn jemand vor lauter Sorgen und Wälzen von Problemen in einen Zustand nervöser Erschöpfung gerät.

Nux vomica:

Nux vomica wird eingesetzt, wenn jemand aufgrund von Überarbeitung nicht einschlafen kann oder mitten in der Nacht wieder aufwacht, meist zwischen 3 und 4 Uhr morgens und dann nicht wieder in den Schlaf findet. Es wird vor allem “Workoholics” verordnet, die noch im Bett Akten wälzen oder ihre Email anschauen und von der Arbeit einfach nicht loskommen. Nux vomica wird auch bei Schlafproblemen aufgrund von Genussmitteln wie z. B. Alkohol verwendet.
Neben diesen fünf Mitteln, die in der Homöopathie bei Schlafproblemen besonders oft eingesetzt werden, gibt es noch viele andere, die ebenfalls zur Anwendung kommen können. Dabei ist wichtig, wie die Schlafprobleme sich genau äußern und wo die Ursache liegt.

Yoga Nidra und Co.
Eine besonders effektive Methode (nach meiner Erfahrung), um das Einschlafen zu fördern, stellt Yoga Nidra dar. Yoga Nidra – auch als der Schlaf der Yogis bezeichnet - ist eine Form von Tiefenentspannung, bei der Körper und Geist in einen Zustand zwischen Wachen und Schlafen versetzt werden. Am besten lädt man sich online eine Yoga Nidra-Meditation herunter, die einem von der Stimme her angenehm ist. Es gibt auch längere Yoga Nidra-Meditationen, die speziell den Schlaf fördern sollen. Übrigens kann man mit Yoga Nidra auch gut versäumten Schlaf nachholen.

Neben Yoga Nidra gibt es noch andere Entspannungstechniken, die ebenfalls hilfreich sein können. Dazu zählen z. B. das autogene Training, Meditation oder bestimmte Atemtechniken.

Podcasts zum Einschlafen

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Podcasts, die beim Einschlafen helfen sollen. Dazu gehören z. B. „Einschlafen mit Wikipedia“, der „Einschlafen-Podcast“ oder „Die Märchentante“. Auch Hörspiele für Kinder oder Geschichten für Kinder können uns dabei unterstützen, sanft in das Land der Träume zu gleiten.

Chronische Schlaflosigkeit

All die genannten Mittel und Verfahren sind geeignet, wenn Schlafprobleme nur vorübergehend auftreten. Wenn Schlafprobleme chronisch sind und schon länger bestehen, dann werden diese Tipps nur bedingt nützlich sein.

Chronische Schlafprobleme sollten auf jeden Fall ärztlich abgeklärt werden. Wenn eine chronische Erkrankung die Ursache ist, dann muss in erster Linie diese Erkrankung behandelt werden.

Wenn keine organische Ursache gefunden werden kann, dann gibt es andere Möglichkeiten der Behandlung, wie z. B. eine kognitive Verhaltenstherapie oder – aus homöopathischer Sicht – eine tiefergehende homöopathische Behandlung, bei der der ganze Mensch in den Blick genommen wird.

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