Kniearthrose-Patienten unter 60 Jahren soll eine Knievollprothese erspart bleiben
Kniearthrose ist der vorzeitige Verschleiß der Knorpeloberflächen des Kniegelenks. Arthrose schmerzen und Versteifung des Gelenks können durch Knieprothesen erfolgreich behandelt werden. Die Haltbarkeit der Knieprothesen ist aber nicht unbegrenzt. Besonders bei jungen Patienten - jünger als 60 Jahren - entsteht ein Problem: Eine Prothesenwechseloperation kann nicht ausgeschlossen werden. Bei jeder Wechseloperation einer Knie-Endoprothese nimmt die verfügbare Knochensubstanz ab. Die Komplikationsrate steigt, das Ergebnis für den Patienten wird nach der Prothesenwechseloperation im Knie schlechter. Wechseloperationen von Knievollprothesen wollen wir also möglichst vermeiden. Das gelingt, wenn die Knievollprothese erst in einem möglichst hohen Lebensalter eingesetzt wird. Die Lebenserwartung der Prothese sollte höher sein, als die des Patienten.
Kniearthrose wird gelenkerhaltend therapiert
Auch bei Kniearthrose soll das Gelenk möglichst lebenslang erhalten werden. Daher wird Kniearthrose oft nicht symptomatisch - also lediglich mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmern - behandelt. Vielmehr wird in jedem Stadium der Arthrose die gelenkerhaltende Behandlung für das Kniegelenk gesucht.
Zur Unterstützung dieses Gelenk-erhaltenden Behandlungsansatzes wurde ein breites Therapiespektrum diesseits des künstlichen Kniegelenks etabliert: Physiotherapie, biologische Knorpeltherapie und Knorpelersatz, Inlays, Teilprothesen (Schlittenprothesen) bis hin zu möglichst genau auf den Patienten abgestimmten individuellen Vollprothesen.
Kniearthrose bei jungen Patienten kann ursächlich behandelt und gestoppt werden
Die orthopädische Forschung der letzten 20 Jahre hat Ursachen der Kniearthrose recht genau klären können. Zwei Faktoren sind entscheidend für ein arthrosefreies Kniegelenk: Zum einen Stabilität im Gelenk durch intakte Sehnen und Kreuzbänder. Als zweites ist eine intakte Beinachse entscheidend, um frühen Gelenkverschleiß zu vermeiden. Bei Patienten mit Kniearthrose jünger als 60 Jahre sowie Patienten die biologisch jung sind, bemühen man sich ganz besonders, diese gelenkerhaltenden Behandlungsmöglichkeiten wahrzunehmen.
Kniearthrose durch Physiotherapie und Kreuzbandplastik vorbeugen
Operative Kreuzbandplastik und Physiotherapie zur Unterstützung der Sehnenfunktion sind effektive Therapien zur Vorbeugung von Kniearthrose. Oft sind nach einer Verletzung oder Fehlstellungen bereits Knorpelschäden sichtbar. In diesem Fall ist gerade die autologe Knorpeltransplantation geeignet, die Knorpelfläche wieder zu regenerieren und den vorzeitigen Verschleiß zu therapieren. Durch die Einbringung der im Labor gezüchteten eigenen Knorpelzellen des Patienten werden Knorpeldefekte wieder aufgefüllt. Die Pufferfunktion des Knorpels wird wieder hergestellt.
Kniearthrose und die Beinachse: Schuhversorgung oder Umstellungsoperation?
Als Bedingung zur Vorbeugung der Kniearthrose sind normale Gewichtsverteilung durch Vermeidung von Fehlstellungen (X- und O-Beine) wichtig. Orthopädische Schuhversorgung kann bei leichten Fehlstellungen die durch Achsfehlstellung verursachten Knorpel-Belastungen vermindern. Bei größeren Fehlstellungen können minimalinvasive Umstellungsoperationen im Schienbein (Umstellungs-Osteotomie) die Fehlstellung der Beinachse sicher und dauerhaft beseitigen.
Kniearthrose früh behandeln und stoppen - Chance und Grenzen
Wird eine beginnende Arthrose mit Knorpelverschleiß früh genug erkannt, können die Ursachen der Arthrose noch behandelt werden. Der erfahrene Kniespezialist wird zunächst die eigentliche Ursache der Arthrose - Instabilität oder Fehlstellung - ermitteln und gezielt behandeln. Dann muss er das Ausmaß der vorliegenden Knorpelschädigung ermitteln. Ist der Knorpelverschleiß zu weit fortgeschritten, kommt die biologische Knorpelersatztherapie oft zu spät. In diesen Fällen können aber lokale Inlays helfen. Das sind Metalleinlagen, die oberflächlich in den Knochen eingebracht werden. Die Inlays ersetzen wieder die Knorpelflächen. Bei Problemen mit der Kniescheibe ist oft nur der Bereich hinter der Kniescheibe von Kniearthrose betroffen. Diese sogenannte Retropatellararthrose kann mit Inlays besonders effektiv behandelt werden.
Kniearthrose durch Schlittenprothese (Repicciprothese) behandeln
Auch bei fortgeschrittener Kniearthrose ist oft nur ein Teil des Kniegelenks von Knorpelschwund betroffen. In Zusammenhang mit Fehlstellungen der Beinachse (X- oder O-Beine) ist das häufig der Fall. Dieser Anteil kann durch eine Schlittenprothese behandelt werden. Der gesunde Anteil des Knies bleibt erhalten und übernimmt weiterhin seine Aufgabe als Teil des Kniegelenks. In diesem Fall muss nur ein kleiner Teil des Kniegelenks operiert werden. Die Arthrose im Knie wird gestoppt. Durch diese knochensparende Knieteilprothese wird der Zeitpunkt, zu dem eine Vollprothese operiert werden muss, um bis zu 15 Jahre hinausgeschoben. Der Patient mit Kniearthrose hat bei Teilprothesenversorgung ein natürliches Bewegungsgefühl im Knie. Bei der Teilprothese bleibt die Selbstwahrnehmung (Propriozeption) des Kniegelenks vollständig erhalten.
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