Team jameda
Hirnhautentzündungen sind gefährlich, besonders bei Kindern, die davon häufiger betroffen sind als Erwachsene. Lesen Sie hier, wie die Erkrankung entsteht, wie sie sich äußert und wie sie behandelt wird.
Eine Meningitis ist die Entzündung der Häute des Gehirns und des Rückenmarks, der Hüllen des zentralen Nervensystems, die Bindegewebe enthalten. Sie bestehen aus drei Schichten und zwischen der inneren und der mittleren Schicht befindet sich die Nervenflüssigkeit.
Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Pilze gelangen über das Blut zu den Hirnhäuten und verursachen Infektionen. Breitet sich die Entzündung auch auf das Gehirn aus, entsteht eine sogenannte „Meningoenzephalitis“.
In Deutschland wurden im Jahr 2010 genau 385 bakterielle Hirnhautentzündungen gemeldet, 30 Prozent weniger als im Jahr 2005. 31 Fälle verliefen tödlich. Die Zahl der Hirnhautentzündungen pro Jahr ist wegen der Impfung gegen Meningokokken gesunken, einen der wichtigsten Erreger der Meningitis. Erwachsene sind seltener betroffen als Kinder und immungeschwächte Personen. Etwa 70 bis 80 Prozent aller Erkrankten sind Kinder, vor allem in den ersten beiden Lebensjahren.
Allerdings ist die Erkrankung nicht überall so rar. In Nigeria zum Beispiel sind in der ersten Hälfte des Jahres 2017 über 10.000 Menschen an Meningitis erkrankt und über 1.000 sind daran gestorben. Nach Angaben der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ handelte es sich um den schwersten Ausbruch der vergangenen zehn Jahre, der unter anderem auf einen weltweiten Impfstoff-Mangel zurückgeführt wurde.
Am häufigsten lösen Viren eine Hirnhautentzündung aus, seltener sind Bakterien die Übeltäter, insbesondere Pneumokokken und Meningokokken sowie Staphylokokken, der Tuberkulose-Bazillus, Enterobakterien oder der Haemophilus influenzae Typ B. Bakterien verursachen oft eine eitrige Hirnhautentzündung.
Viele unterschiedliche Viren können eine Hirnhautentzündung verursachen, wie zum Beispiel die Herpes-Viren, das HI-Virus, das Windpocken-Virus, das Polio-Virus, das Masern-, das Mumps- und das Röteln-Virus sowie das FSME-Virus, das ansteckend ist und über Zeckenbisse übertragen wird.
Selten befallen Pilze oder Parasiten die Hirnhäute, insbesondere bei immungeschwächten Menschen.
Eine Hirnhautentzündung kann auch im Rahmen anderer entzündlicher Erkrankungen auftreten, wie zum Beispiel bei Krebserkrankungen, bei Sarkoidose, Lupus erythematodes oder der Morbus Behcet:
Die ersten Anzeichen einer Hirnhautentzündung äußern sich 2 bis 14 Tage, nachdem der Betroffene sich angesteckt hat, und erinnern an eine Erkältung. Die ersten Symptome sind Fieber, Glieder-, Rücken- und Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Wie hoch das Fieber ist, hängt vom Krankheitserreger und dem körperlichen Zustand des Betroffenen ab.
Es ist schwierig, die Erkrankung anhand der ersten Symptome zu erkennen, es gibt aber eines, das zweifellos auf eine Hirnhautentzündung hindeutet: die schmerzhafte Nackensteifigkeit. Bei jeder Kopfbewegung werden die entzündeten Hirnhäute gedehnt, was Schmerzen verursacht, die besonders stark sind, wenn das Kinn zum Brustkorb geführt wird. Die Schmerzen verspannen die Nackenmuskeln, was die Nackensteifigkeit verschlechtert.
Allerdings kann bei Säuglingen und Kleinkindern die Nackensteifigkeit während einer Hirnhautentzündung ausfallen. Stattdessen sind sie entweder sehr gereizt, schreien plötzlich schrill und bekommen Krampfanfälle oder sie sind auffällig teilnahmslos und müde, so dass sie kaum trinken können.
Weitere Beschwerden einer Hirnhautentzündung sind:
Wenn es kleine Hauteinblutungen gibt, hilft der Glas-Test, um festzustellen, ob die Erkrankung gefährlich ist oder nicht. Der Arzt drückt ein durchsichtiges Glas auf einen der kleinen Pünktchen auf der Haut. Bleiben sie sichtbar, ist der Glas-Test positiv.
Sind Bakterien die Auslöser der Erkrankung, sind die Symptome deutlich schwerer als bei einer Viren-Ansteckung. Eine bakterielle Hirnhautentzündung kann sich dramatisch und schnell innerhalb von ein paar Stunden zum lebensgefährlichen Notfall entwickeln und tödlich enden. Deswegen ist schnelles Handeln sehr wichtig.
Wenn das Tuberkulosebakterium oder das FSME-Virus eine Hirnhautentzündung verursacht, dann ist die Entwicklung der Erkrankung sehr langsam und sie äußert sich über Wochen nur mit Fieber. Später treten unterschiedliche neurologische Ausfälle auf.
Im Verlauf einer Hirnhautentzündung können Komplikationen auftreten, wie zum Beispiel der Anstieg des Hirndrucks und Wasseransamlungen im Gehirn oder die Bildung eines Hirnabszesses, eines Wasserkopfs oder einer Thrombose der Schädelvenen. Verbreitet sich die Entzündung auf das Gehirn und das Rückenmark, kommt es zu bleibenden Schäden wie Lähmungen, Hörverlust oder geistiger Behinderung.
Die schwerste und lebensbedrohlichste Komplikation ist das sogenannte “Waterhouse-Friderichsen-Syndrom“ mit schweren Blutungen und Organschäden an Nieren und Nebennieren, vielfachem Organversagen und Kreislaufschock.
Die Heilungschancen einer Hirnhautentzündung sind sehr gut, wenn die Erkrankung schnell erkannt und behandelt wird, insbesondere bei leichten, virusbedingten Fällen, bei denen meistens auch keine Spätfolgen zu befürchten sind. Eine bakterielle Hirnhautentzündung hingegen, die nicht behandelt wird, verläuft tödlich. Wird sie zu spät erkannt, drohen bleibende neurologische Einschränkungen, wie zum Beispiel Verhaltensstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Leistungsschwäche, Bewegungsstörungen oder psychische Probleme.
Eine Studie zeigte, dass Kinder, die an einer bakteriellen Meningitis erkrankt waren, später seltener einen höheren Schulabschluss schaffen und häufiger im Berufsleben erfolglos sind. 2.784 Kinder, die zwischen 1977 und 2007 unter der Krankheit litten, schafften zu 11 Prozent seltener einen höheren Schulabschluss.
Die Entnahme von Nervenwasser, auch Lumbalpunktion genannt, ist die wichtigste Untersuchung bei einer Hirnhautentzündung. Der Rückenmarkskanal wird auf Höhe des 3. bis 5. Lendenwirbelkörpers punktiert und Nervenwasser wird abgezogen. Nach einer Laboruntersuchung stellt der Arzt fest, ob es sich um eine bakterielle oder eine virale Hirnhautentzündung handelt.
Besteht Verdacht auf eine Hirnhautentzündung, sind zusätzlich folgende Untersuchungen hilfreich:
Eine Hirnhautentzündung muss sofort stationär mit Antibiotika behandelt werden. Darüber hinaus werden folgende Medikamente eingesetzt:
Gegen bestimmte Erreger gibt es Impfungen, wie zum Beispiel gegen die Meningokokken, die Pneumokokken und den Haemophilus influenzae Typ B, die zum Schutz vor einer Hirnhautentzündung empfohlen werden, insbesondere bei Kleinkindern, deren Immunsystem noch nicht voll entwickelt ist.
Ist die Meningitis durch Meningokokken beziehungsweise Haemophilus influenzae Typ B bedingt, wird dem nahestehenden Personenkreis außerdem eine Chemoprophylaxe mit Rifampicin empfohlen.
Leider ist die Gefahr mit den bestehenden Impfmöglichkeiten noch längst nicht unter voller Kontrolle, denn die bekämpften Bakterien hinterlassen einen ökologischen Freiraum, der von anderen Erregern besetzt wird. In letzter Zeit wurde ein Trend von Hirnhautentzündungen dokumentiert, die von ähnlichen Bakterien verursacht wurden und nicht mit den bestehenden Impfungen bekämpft werden können.
Darüber hinaus werden Bakterienstämme, die Hirnhautentzündungen verursachen, immer resistenter gegen das lebensrettende Penicillin. Der Anteil der Bakterienstämme, bei denen das Antibiotikum versagt, ist in zwei Jahren von ungefähr 20 Prozent im Jahr 2003 auf 30 Prozent gestiegen.
Ein weiteres Problem: Nach Erkenntnissen des bayerischen Gesundheitsministeriums steigt das Risiko, sich durch einen Zeckenbiss mit dem FSME-Virus anzustecken insbesondere in Bayern. Im Jahr 2016 wurden 159 Fälle registriert, 31 mehr als im Jahr zuvor. Deswegen wird dringend zur FSME-Impfung geraten, die übrigens von den gesetzlichen Krankenkassen in Bayern übernommen wird.
Hirnhautentzündungen sind in Deutschland seltener geworden, weil dagegen geimpft wird. Besonders Kleinkinder mit einem unreifen Immunsystem sollten gegen die lebensbedrohliche Erkrankung geschützt werden. Eine Meningitis ist besonders gefährlich, wenn sie von Bakterien ausgelöst wird. Das typische Symptom, das jedoch nicht immer auftritt, ist die schmerzhafte Nackensteifigkeit. Sollten Sie einem Menschen mit diesem Symptom sehen, bringen Sie ihn sofort ins Krankenhaus. Sie könnten sein Leben retten!
Informationen des Robert Koch-Instituts über Meningokokken-Erkrankungen
Informationen des Robert Koch-Instituts über FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über Meningokokken-Erkrankungen
Informationen des Robert Koch-Instituts über empfohlene Impfungen
Arbeitsgemeinschaft Meningokokken
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