Was passiert beim offenen und laparoskopischen Operationsverfahren?
Die offene Operation hat den Vorteil, sie kann auch in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Die Narkose muss nicht im Krankenhaus erfolgen, sie kann ambulant angeboten werden. Es erfolgt, selbst wenn der Patient schläft und keine Schmerzen spürt, keine Muskelrelaxierung, d.h. der Patient hat seine Spontanatmung, die Muskeln sind nicht ausgeschaltet. Das hat Auswirkungen auf die schnelle Genesung unmittelbar nach der Operation.
Nach Desinfektion des Op-Bereiches und sterilem Abdecken wird ein Schnitt im Nabelrand (oben, unten, oder seitlich) gemacht. Der Bruchsack wird freipräpariert, vom Nabel gelöst. Im Bruchsack wird meist Fettgewebe, seltener Darm gefunden. Der Inhalt wird meist in die Bauchhöhle zurückgeschoben (reponiert), die Bruchlücke wird dann entweder mit Nahttechnik oder mit Netz verschlossen. Wir verwenden eine eigene Kombination aus Naht und Netztechnik in Abhängigkeit von Befund und Belastung, um das Risiko eines Wiederauftretens des Nabelbruches (Rezidiv) klein zu halten und nur so viel Fremdmaterial wie unbedingt erforderlich zu verwenden.
Kleinere Öffnung kann man auch heute noch gut mit einer Nahttechnik verschließen. Viele Patienten möchten nicht zu viel „Plastik“ im Körper haben, dafür kann und muss man Verständnis haben. Inzwischen gibt es verschiedene Netztypen (Mesh), sowohl hinsichtlich der Porengröße, des verwendeten Materials (auflösbar, teilweise auflösbar, nicht auflösbar) und in der dreidimensionalen Form.
Die Auswahl des Material spielt eine Rolle. Der Nabelbruch sollte so versorgt werden, dass die Gefahr eines Wiederauftretens des Bruches und einer Fremdkörperreaktion klein ist. Gegenwärtig versuchen viele Operateure mit viel Material eine schnelle Lösung für den Bruch zu haben. Man wird sehen, ob das gut geht. Früher gab es nur die Nahttechnik, auch zur Versorgung großer Defekte, und das hatte eine hohe Rezidivquote (Wiederauftreten des Bruches) zur Folge.
Die Gefahr scheint heute gebannt, es gibt die Versorgung mit Netz. Das Material allein entscheidet aber nicht über den Ausgang einer Operation. Erfahrung des Operateurs, Geschicklichkeit beim Präparieren, und ausreichend Zeit für die Operation sind die wesentlichen Faktoren für den Erfolg einer Operation, auch heute noch.
Die laparoskopische Operation ist die Alternative und wird gerne minimal-invasiv genannt. Das wird darauf zurückgeführt, dass es kleine Hautschnitte gibt. Es werden drei bis vier Schnitte (Inzisionen) in verschiedenen Bereichen der Bauchwand gemacht und dann darüber (über Trokare) lange dünne Instrumente und eine Videokamera eingeführt.
In den Bauchraum wird nun reichlich Gas gepumpt, damit sich die Bauchdecke von den Darmschlingen und Organen abhebt. Man muss dann nicht nur Adhäsionen (Verwachsungen) von Darmschlingen, Organen lösen, man setzt auch den Anreiz für weitere, neue Verwachsungen. Das Netz wird von innen zum Verschluss der Bruchlücke aufgebracht und mit Naht, Tackern (spiral- oder korkenzieherförmigen Klammernähten), auch mal einem speziellen Kleber befestigt. Die Instrumente werden herausgezogen, nachdem das Gas abgelassen wurde. Die Inzisionen werden mit Naht verschlossen.
Welche Komplikationen können während und nach der Operation auftreten?
Da gibt es die Nebenwirkungen der Narkose. Es stellt schon eine größere Belastung für den Organismus dar, wenn in Vollnarkose mit Muskelrelaxierung (Ausschaltung der Muskulatur) operiert werden muss, oder ohne Muskelrelaxierung, ohne Intubation oder auch nur in örtlicher Betäubung. Übelkeit und Erbrechen, selbst tagelange Müdigkeit kann nach Vollnarkose häufiger auftreten. Allerdings sollte man selbst bei einer Operation in örtlicher Betäubung vorsichtig sein, nach einer Nabelbruchoperation nicht gleich selbst fahren, sondern sich abholen lassen. In Abstimmung mit dem Patienten setzen wir nur schonende Verfahren ein. Die Belastung einer Operation und auch die Risiken werden eben nicht nur von der Größe des Hautschnittes bestimmt.
Patienten mit einer Herzerkrankung sollten in jedem Fall vor der Operation von einem Spezialisten (Internisten, Kardiologen) untersucht werden. Tiefe Beinvenenthrombose, Blutungen, Organverletzungen, Infektionen sind ausgesprochen selten bei und nach einer Nabelbruchoperation. Wir haben in all den Jahren keine Infektion gesehen, die von einem Netz seinen Ausgang nahm und dazu führte, dass das Netz ausgebaut werden musste. Serome (Flüssigkeitsansammlung Wundflüssigkeit), Hämatome (Bluterguss), Ecchymose (Blaufärbung der Haut, durch Blutverdünnung, kein Hämatom) werden beobachtet. Die Haut des Nabels ist sehr empfindlich und kann sich leicht entzünden. Rezidive (erneutes Auftreten eines Nabelbruches) gibt es heute viel weniger durch die Versorgung mit Netz.
Bei laparoskopischen Eingriffen kann es häufiger zu schwereren Komplikationen des Bauchraumes kommen (Darmverletzung, Gefässverletzung). Verwachsungen des Darmes können nach jeder Operation im Bauchraum auftreten und Ursache für Darmverschluss sein. Chronischer Schmerz nach einer Nabelbruchoperation (> drei Monate Schmerz) kann durch Netz, Naht (Fadenmaterial), Granulombildung (bindegewebige Verhärtung) verursacht sein und sollte in jedem Fall ernst genommen werden.
Morgen folgt der vierte Teil des Artikels.
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