Artikel 30/11/2017

Schleier, hoher Augeninnendruck, Kopfschmerzen: Symptome und Ursachen des grünen Stars

Team jameda
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Der grüne Star äußert sich mit Sehstörungen und führt unbehandelt zur Erblindung. Die meisten Betroffenen erkennen die Symptome zu spät, deswegen ist es wichtig, regelmäßig zum Augenarzt zu gehen, wenn Sie zur Risikogruppe gehören. Lesen Sie hier, wie sich die Erkrankung äußert, welche Ursachen es gibt und welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Definition: Sehnerv- und Netzhautschädigung

Der grüne Star, auch Glaukom genannt, ist die Schädigung des Sehnervs und der Netzhaut, die aus unterschiedlichen Gründen auftritt und zur Erblindung führen kann. Der Begriff ,Grüner Star‘‘ beschreibt einen grünlichen Augenschimmer bei fortgeschrittener Erkrankung und den starren Blick des erblindeten Auges.

Jeder Zehnte jenseits des 80. Lebensjahres betroffen

Geschätzte 800.000 Deutsche sind vom grünen Star betroffen, ein Drittel sogar, ohne es zu wissen. Die Erkrankung tritt meistens nach dem 40. Lebensjahr auf - die Häufigkeit nimmt mit steigendem Lebensalter zu. 7 bis 8 Prozent der über 75-Jährigen leiden an grünem Star, nach dem 80. Lebensjahr steigen die Zahlen sogar auf 10 bis 15 Prozent.

Selten ist ein grüner Star angeboren und betrifft Babys.

Ursachen: zu hoher Augeninnendruck

Die vordere Augenkammer, in der sich die Augenlinse befindet, ist mit Kammerwasser gefühlt, das Linse und Hornhaut mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Wird mehr Kammerwasser gebildet, als abgeführt werden kann, erhöht sich der innere Druck und die Versorgung der vorderen Augenkammer ist gestört, was zur Schädigung der empfindlichen Zellen führt.

Das passiert oft auf Grund von Ablagerungen, die den Abfluss von Kammerwasser verhindern, bei Veränderungen in den Blutgefäßen oder bei allgemeinen Kreislaufstörungen.

Bei 40 Prozent aller Patienten mit grünem Star ist der Augeninnendruck allerdings nicht erhöht. In diesen Fällen kommen andere Faktoren ins Spiel.

Die Risikofaktoren des grünen Stars können wie folgt zusammengefasst werden:

  • erhöhte Blutfettwerte
  • Arteriosklerose
  • zu hoher oder zu niedriger Blutdruck
  • Zuckerkrankheit
  • Rauchen
  • Autoimmunerkrankungen, die die Blutgefäße angreifen
  • krampfhafte Verengungen der Blutgefäße, wie beim Raynaud-Syndrom, der Migräne oder bei Tinnitus
  • die Einnahme von Medikamenten, die die Pupille erweitern
  • Kortison-Therapie
  • schwere Augenentzündungen und -vernarbungen
  • starke Kurz- oder Weitsichtigkeit
  • genetische Veranlagung
  • dunkle Hautfarbe

Tipp: Sollten Sie zur Risikogruppe gehören, warten Sie nicht, bis Sehstörungen kommen. Regelmäßige augenärztliche Untersuchungen sind wichtig zur Früherkennung der Erkrankung, weil die Symptome meistens zu Beginn nicht richtig wahrgenommen werden.

Klassifikation: Welche Glaukom-Formen gibt es?

Der grüne Star kommt in 4 Hauptvarianten mit unterschiedlichen Merkmalen vor:

  • Das primäre Offenwinkelglaukom, auch Weitwinkelglaukom genannt, entsteht, wenn Ablagerungen den Abfluss des Kammerwassers stören.
  • Beim Engwinkelglaukom, bei dem die vordere Augenkammer sehr flach ist, wird der Abfluss des Kammerwassers behindert oder ganz blockiert. Die komplette Blockade wird als Glaukomanfall bezeichnet, ist schmerzhaft, führt blitzschnell zu dauerhaften Schäden und ist ein augenärztlicher Notfall.
  • Das primäre angeborene Glaukom ist eine Fehlentwicklung des Kammerwinkels beim Neugeborenen oder bei Kleinkindern. Oft tritt es in Kombination mit anderen Fehlbildungen auf und ist auf eine Infektion mit Röteln in der Frühschwangerschaft zurückzuführen.
  • Das sekundäre erworbene Glaukom entsteht durch veränderte Blutgefäße, Tumoren, Vernarbungen oder Entzündungen des Auges, die den Kammerwinkel teilweise oder komplett blockieren.

Typisches Symptom: Sehstörungen

Typische Anzeichen eines grünen Stars sind Sehstörungen, insbesondere Gesichtsfeldausfälle. Sehstörungen sind vorübergehende oder dauerhafte krankhafte Veränderungen der optischen Wahrnehmung, wie zum Beispiel verminderte Sehschärfe, Gesichtsfeldausfälle, wie der ,Tunnelblick‘‘, Augenflimmern, Störungen des Farbensehens und Doppelbilder. Weitere Symptome sind tränende Augen, Lichtempfindlichkeit und Kopfschmerzen.

Ein Glaukomanfall äußert sich plötzlich mit geröteten Augen, Wahrnehmung von Farbringen im Gegenlicht, Schleiersehen, Augen- und Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen und sogar Magen-Darm-Beschwerden, wie zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen. Die Sehschärfe des betroffenen Auges verschlechtert sich, der Augapfel verhärtet sich und die Pupille reagiert nicht richtig auf die Lichteinstrahlung.

Komplikationen: dritthäufigste Ursache von Erblindungen

Bleibt der grüne Star unbehandelt, führt er zur Erblindung. Tatsächlich ist er die dritthäufigste Ursache von Erblindungen. Der Verlauf und die Prognose hängen vom Therapiebeginn und von der Dauer der Erkrankung ab. Je länger sie besteht, desto schneller entwickelt sie sich. Außerdem sind die Schäden nicht heilbar. Deswegen sind die Früherkennung und die konsequente Behandlung des grünen Stars sehr wichtig.

So stellt der Arzt die Diagnose

Für die Diagnosestellung macht der Augenarzt bestimmte Untersuchungen.

  • Tonometrie: Die Tonometrie ist die Messung des Augeninnendrucks mit einem speziellen Instrument, dem Applanationstonometer. Im Vorfeld wird das Auge mit einem Lokalanästhetikum betäubt. Normalwerte schwanken zwischen 10 und 21 mm Hg. Beim grünen Star erhöht sich der Druck bis auf 40 oder sogar 60 mm Hg.
  • Spaltlampen-Untersuchung: Die Spaltlampe erlaubt dem Augenarzt, einen scharf begrenzten Lichtstrahl auf das Auge zu richten. Verschiedene Strukturen kann er so besonders gut sehen, bis auf feinste Veränderungen, zum Beispiel auf der Hornhaut, der vorderen Augenkammer und dem Kammerwinkel, der Augenlinse und der Netzhaut. Die Untersuchung ist völlig schmerzfrei und findet in einem abgedunkelten Raum statt.
  • Untersuchung des Kammerwinkels: Der Augenarzt kann mit einer speziellen Linse, dem Gonioskop, quasi ,um die Ecke‘‘ schauen und den Kammerwinkel untersuchen. Für diese Untersuchung ist die lokale Betäubung der Hornhaut nötig.
  • Gesichtsfeldmessung: Während der Gesichtsfeldmessung, auch Perimetrie genannt, werden dem Patienten nacheinander optische Reize an verschiedenen Orten des Raums präsentiert. Der Patient, der seinen Blick auf einen zentralen Punkt fixieren muss, vermittelt über einen Knopf ein Signal, sobald er am Rande des Gesichtsfeldes einen Lichtpunkt wahrnimmt. So protokolliert der Augenarzt mögliche Ausfälle im Gesichtsfeld, die auf Störungen der Sehzellen oder Nervenbahnen hindeuten.
  • Augenspiegelung: Die Augenspiegelung offenbart den Zustand der Netzhaut, der Blutgefäße und des Sehnerven-Kopfes. Zu diesem Zweck erhält der Patient kurz vor der Untersuchung Augentropfen, die die Pupille erweitern.
  • Messung der Durchblutung: Die Messung der Durchblutung des Auges gelingt mit einer Röntgen-Kontrastuntersuchung der Blutgefäße im Auge, der sogenannten Fluoreszenzangiografie.

Behandlung: je früher desto besser

Ziel der Therapie ist die dauerhafte Absenkung des inneren Augendrucks, so dass wieder genug Blut zu den Zellen der Netzhaut und der Sehnerven fließen kann und keine weiteren dauerhaften Schäden entstehen. Das ist mit Medikamenten oder mit einer Operation möglich.

Medikamentöse Therapie:

  • Betablocker, Carboanhydrasehemmer und Sympathomimetika sind Wirkstoffe, die die überflüssige Bildung von Kammerwasser bremsen.
  • Prostaglandine und Parasympathomimetika sind Substanzen, die den Abfluss des Kammerwassers verbessern.

Operationen:

Folgende Operationen werden für die Behandlung des grünen Stars eingesetzt:

  • Laser-Trabekuloplastik: Unter lokaler Betäubung wird der Kammerwinkel mit Laserstrahlen ,beschossen‘‘, die den Abfluss ermöglichen. Das positive Ergebnis der Laser-OP ist nicht immer von Dauer.
  • Trabekelektomie: Das Kammerwasser wird aus der Vorderkammer mit einem künstlichen Drainagesystem abgeleitet. Der Eingriff dauert ungefähr 30 Minuten und wird unter lokaler Anästhesie und meistens ambulant durchgeführt.
  • Iridektomie: Mit einem Laserstrahl oder einem speziellen Skalpell öffnet der Arzt ein winziges Loch in der Regenbogenhaut, so dass das Augenwasser besser abfließt.
  • Zyklokoagulation: Die Zilliarkörperanteile, die das Augenwasser produzieren, werden entweder mit energiereichem Licht oder mit einem Kältestift zerstört.

Seit Kurzem gibt es Mini-Implantate, die wie winzige Röhrchen aussehen und über einen kleinen Schnitt ins Auge eingesetzt werden. Sie leiten das gestaute Kammerwasser ab. Die Öffnung ist so klein, dass sie nicht einmal genäht werden muss.

Die Behandlung sollte so früh wie möglich beginnen. Meistens verschreibt der Augenarzt zuerst Medikamente. Wenn sie nicht ausreichend wirken, folgt eine angemessene OP. Wichtig ist auch die Behandlung der Risikofaktoren.

Studien zeigen, dass Entspannungsübungen und die Stresskontrolle die medikamentöse Therapie unterstützten.

Fazit

Der grüne Star kommt bei über 40-Jährigen häufig vor und schleicht sich meistens langsam an. In diesen Fällen dauert es ziemlich lang, bis Betroffene die Symptome erkennen. Die Erkrankung zerstört inzwischen wichtige Nervenzellen unter erhöhtem Augeninnendruck, was zur Erblindung führen kann. Deswegen ist es wichtig, dass sich Risikogruppen regelmäßig untersuchen lassen, damit unheilbare Schäden vermieden werden oder sich nicht verschlechtern.

Links

Bundesverband Glaukom-Selbsthilfe
Initiativkreises zur Glaukomfrüherkennung
Initiative Glaukom-Kinder
www.augen.de - Informations- und Kommunikationsservice für Augenärzte und Patienten
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands
[Deutsche Ophtalmologische Gesellschaft

](http://www.dog.org/)

Quellen

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