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In diesem Artikel geht es nicht um die Beschreibung, was Krampfadern genau sind oder wo sie eigentlich herkommen, sondern wie man sie in der heutigen Zeit behandelt.

Nicht mehr zeitgemäß: Die Stripping-Methode

Im deutsch-europäischen Ausland wird die invasivste Methode, das Operieren mit der Stripping-Methode, gar nicht mehr angeboten. Dies steht im Einklang mit den Leitlinien den europäischen Fachgesellschaften. Der Grund liegt darin, dass für die Operation der Krampfadern eine Narkose benötigt wird und in der Nachbehandlung Patienten auch Kompressionsstrümpfe tragen müssen – bis zu acht Wochen.

Es handelt sich um einen personellen und finanziellen Aufwand, den die Gesundheitssysteme beispielsweise in Frankreich oder Großbritannien, nicht mehr tragen wollen. Nachdem sich zur Jahrtausendwende auch andere Verfahren angeboten haben, wird die Behandlung von Krampfadern mit Kathetern außerhalb Deutschlands als Therapie der ersten Wahl angesehen.

Weitere Verfahren mit großem Aufwand

Die am häufigsten verwendeten Systeme sind thermische und nicht thermische Verfahren. Bei den thermischen Verfahren, wie dem Venenlaser oder der Radiowelle, werden die Krampfadern mit Hitze, einer Temperatur um 120°C verschweißt. Durch die hohe Temperatur kommt es zu Schmerzen, Überhitzungen und Verletzungen benachbarter Strukturen (Nerven/Lymphbahnen) und zu Schwellungen.

Auch für diese Verfahren werden Narkosen und Kompressionsstrümpfe eingesetzt. Durch die nicht chirurgische Zugangstechnik erholen sich die Patienten im Vergleich zur konventionellen Stripping-Operation besser.

Bestimmte Areale können mit den thermischen Verfahren nicht erreicht werden, wie die Stammvenen auf der Wade oder kleine Seitenäste, so dass der Venenlaser oder die Radiowelle sehr oft mit chirurgischen Mini-Phlebektomien verbunden werden.

Minimalinvasive Behandlung mit Venenkleber

Seit über einem Jahrzehnt steht eine weitere, nicht thermische, endovenöse, minimalinvasive Methode zur Verfügung. Es handelt sich um den Venenkleber. Mit dem Begriff ‘Venenkleber’ verbindet man zunächst erst einmal das Wort Kleber und fragt sich, ob man Kleber in seinem Körper haben möchte. Viele Patienten, aber auch Mediziner sind zunächst skeptisch. Daher muss einiges zur Geschichte des Venenklebers vorausgeschickt werden.

Ungefähr 40 Jahre, nachdem der US-amerikanische Chirurg William Wayne Babcock die Stripping-Operation für die Behandlung der Krampfader eingeführt hat, wurde 1942 vom amerikanischen Chemiker Harry Coover bei der Firma Eastman Kodak in New York Cyanoacrylat entdeckt.

In Verwendung seit den Sechzigern

In den 1960er Jahren kam dieser Kleber erstmals in Deutschland, in der Kinder-Chirurgie der Universitätskliniken in Heidelberg, zum Einsatz. Als die notwendigen, kleinen Katheter für die Neurochirurgie technisch hergestellt werden konnten, begann man Hirnaneurysmen minimalinvasiv über die Leiste zu verkleben.

In der Medizin ab den 90er Jahren ist der medizinische Kleber Cyanoacrylat nicht mehr wegzudenken. Die breite Bevölkerung kennt den Kleber, verbindet ihn aber nicht mit dem Sprühpflaster. Auch in jeder Notfall-Ambulanz darf der Kleber nicht fehlen, wenn kleinere Verletzungen oder Schnittwunden ohne Stiche verklebt werden.

Der verwendete Kleber hat darüber hinaus bakterienabtötende Eigenschaften und ist weder giftig, noch führt er zu Allergien. Der Kleber, auch der Venenkleber natürlich, sind für die Anwendung auf und im Körper zugelassen.

So funktioniert der Venenkleber

Die chemische Reaktion, die einsetzt, wenn der Kleber mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten in Kontakt kommt, führt zu einer Temperatur zwischen 40 °C und 44 °C und wird nicht als Hitze empfunden. Der Venenkleber, also N-Butyl-2-Cyanoacrylat wird unmittelbar fest, wenn er in der Krampfader mit Blut in Kontakt kommt und klebt an der Umgebung fest.

Um die kranke Vene, die Krampfader, zu verkleben, muss ein dünner Katheter in die Vene eingebracht werden. Wenn die vordere Stammvene, die Vena saphena magna, verklebt werden soll, wird der Katheter in Höhe der Leiste positioniert und wenn die Vena saphena parva behandelt wird (Stammvene auf der Wade), in der Kniekehle.

Das heißt, wie für eine Infusion wird die Vene unter Ultraschallkontrolle punktiert. Dies spürt der Patient, ähnlich einer Infusionsnadel. Alles Weitere, also das Vorschieben und Positionieren des Katheters verursacht keine Schmerzen. Somit benötigt der Patient keine Narkose. Der Patient merkt das Verkleben kaum. Er fühlt nur, wo der Phlebologe gerade mit seiner Ultraschallsonde in die Haut drückt, um die Vene zu verschließen.

Am Ende klebt ein Pflaster auf der Punktionsstelle und der Patient kann nicht nur sofort nach Hause gehen, sondern auch alles unternehmen, privat, beruflich, sportlich. Und dies ohne die Notwendigkeit eines Kompressionsstrumpfes. Kontrolliert wird am nächsten Tag.

Fazit

Zusammengefasst wird die Krampfader mit einem medizinischen Kleber schonend verschlossen. Nur eine örtliche Betäubung an der Punktionsstelle wird gesetzt, keine Narkose. Der Patient geht ohne Kompressionsstrumpf sofort heim und darf alles tun, ohne Einschränkung. Gemäß der durchgeführten Studien ist dabei mit weniger Schmerzen und Blutergüssen zu rechnen.

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