Team jameda
Für die Wahl der richtigen Linse sind verschiedene, teils sehr individuelle Dinge zu berücksichtigen.
Physikalisch-mechanische Voraussetzungen, allgemeine Überlegungen
Das menschliche Auge ist ein zusammengesetztes Linsensystem. Die zwei maßgeblichen Linsen sind die Hornhaut mit ca. 43 dpt und die Linse mit ca. 19 dpt. Desweiteren ist der Abstand zwischen den beiden Linsen von Bedeutung. Anatomisch entspricht das der Vorderkammer des Auges.
Für die genaue Berechnung der Kunstlinse bedarf es also einiger Kenndaten. So müssen die Brechkraft der Hornhaut, deren Abstand zur späteren Kunstlinse sowie die Augenlänge bekannt sein. Die anatomischen Verhältnisse vor der Operation lassen sich mit hoher Genauigkeit bestimmen und sind standardisiert, so dass Messfehler selten sind. Dagegen ist die Position der Kunstlinse nach der Operation eine Unbekannte, die erst durch die Ereignisse in der Operation sowie durch die gewählte Linse bestimmt wird. Natürlich wird die postoperative Anatomie und somit auch die Position der Kunstlinse durch die Operation beeinflusst. Ändert sich also die Position der Kunstlinse gegenüber der Planung, so ändert sich die postoperative Brille erheblich.
Die Berechnung der Linse hat also eine Unbekannte, nämlich die postoperative Position der Kunstlinse und ist somit ungenau. Anatomisch normal gebaute Auge lassen sich somit genauer vorhersagen als extrem fehlsichtige Augen.
Die zweite Ungenauigkeit besteht in der postoperativen Abheilung des Auges. Auch hier kann in der Folge einer Narbenbildung die Linsenposition wie auch die Hornhautverkrümmung vareieren. Dagegen sind andere Faktoren gut vorbestimmt.
So wird die optische Größe der Linse mit 6 mm deutlich größer angestrebt als eine normale Pupille an Durchmesser aufweist. Die Pupillengröße ist bei älteren Menschen kleiner als bei Jungen und unbeeinflusst sicher kleiner als 6 mm. Junge Menschen aber können durchaus eine Pupillengröße von mehr als 6 mm haben und können als Folge dessen durch optische Phänomene gestört sein.
Die gewünschte optische Form der Linse ist die Ashärizität (‘nicht kugelförmig’). Die Krümmungsverhältnisse der optischen Zone weist außen in der Linse flachere Krümmungen auf als im Zentrum, damit alle Lichtstrahlen auf die Makula abgelenkt werden. Hieraus resultiert ein schärferes Abbild auf der Netzhaut. Hätte sie Kugelform, würden nicht alle Lichtstrahlen auf der Makula zusammengeführt mit der Folge eines unschärferen Bildes.
Außerdem soll die Linse die optischen Fehler des Auges nach Möglichkeit komplett ausgleichen. Aus diesem Grund existieren so viele verschiedene Linsensysteme. So gehören monofokale, multifokale, spärische und aspärische, torische und gelbe Linsen zum normalen Repertoire eines Linsenoperateurs. Während monofokale Linsen zumeist in Abstufungen auf Lager sind, müssen Linsen, die speziell auf den Patienten angepasst werden müssen, vor der Operation bestellt werden. Dies gilt insbesondere für torische und multifokale Linsen. Während eine monofokale Linse für wenig Geld zu bekommen ist, können kombinierte multifokal-torische Linsen sehr teuer sein. Speziallinsen werden meist von den Krankenkassen nicht übernommen und müssen vom Patienten bezahlt werden.
Krankhafte Begleiterscheinungen
Erkrankungen des Auges, die über den grauen Star hinausgehen, schließen im Regelfall Speziallinsen aus. So sollten Patienten mit Glaukom und Netzhauterkrankungen (Makulopathie, diabetischer Retinopathie, Dystrophie) nicht mit Multifokallinsen behandelt werden. Da multifokale Linsen keine physiologische Situation darstellen, müssen adaptive Vorgänge an die neue Situation erfolgen, welche bei den genannten Erkrankungen als Folge der bestehenden Funktionsstörungen erschwert sind.
Alle Erkrankungen des Linsenhalteapparates sind ebenfalls ein Ausschluss für eine multifokale Linse, da Dezentrierungen der Optik zu einer erheblichen Beeinträchtigung der funktionellen Optik führen. Hier sind vor allem perforierende Verletzungen der Augen sowie Pseudoexfoliationsyndrome als ungünstige Vorraussetzungen zu nennen. Für die oben genannten Begleiterkrankungen ist wohl die monofokale Linse die einzig sinnvolle Alternative, da sie weder adative Prozesse erfordert, noch allzu anfällig auf Dezentrierung ist.
Hornhautverkrümmungen über 2 dpt können mit einer torischen Linse gut beeinflusst werden und sind eine echte Alternative. Sollte eine multifokale Linse angestrebt werden, so ist auf den gleichzeitigen Ausgleich der Hornhautverkrümmung zu achten, da sonst komplizierte optische Verhältnisse resultieren.
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