Artikel 14/11/2016

Weichteilrheumatismus: Ursachen, Symptome, Diagnostik und Behandlung der Fibromyalgie

Team jameda
Team jameda
weichteilrheumatismus-symptome-diagnostik-behandlung

Ihnen tut alles weh? Sie haben den Eindruck, dass Sie nicht ernst genommen werden? Oder Sie haben schon mehrere Diagnosen und Behandlungen hinter sich, aber es geht Ihnen nicht besser? Wenn Hände und Füße schmerzen, leiden Sie vielleicht an Weichteilrheumatismus. Lesen Sie, wie die Symptome genau aussehen, wie die Diagnostik abläuft und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was ist Weichteilrheumatismus überhaupt?

Über eine Million Deutsche leiden an Weichteilrheumatismus, davon sind die meisten Frauen. Dabei handelt es sich nicht um eine Alterskrankheit: Meistens sind 30- bis 40-Jährige betroffen, manchmal beginnen die Schmerzen auch schon bei Jugendlichen oder Kindern.

Vielleicht ahnen Sie es schon: Es handelt sich um die rheumatische Erkrankung der weichen Gewebe, wie Muskeln, Sehnen, Bindegewebe und Unterhautfettgewebe. Gelenke und Knochen sind nicht betroffen. Klingt harmlos, ist es aber nicht!

Symptome: Wie äußert sich Weichteilrheuma?

Das Krankheitsbild des Weichteilrheumatismus ist sehr vielfältig und schwer erkennbar. Denn es gibt sowohl Fälle mit leichten Symptomen und deutlich nachweisbaren Entzündungen als auch Fälle mit nicht entzündlichen Laborwerten und schweren Beschwerden. Die Schmerzen können in allen Körperteilen des Menschen auftreten, oben oder unten, rechts oder links, vorn oder hinten.

Muskelschmerzen und Druckempfindlichkeit sind wichtig für die Diagnose. Der Arzt stellt sie, wenn mindestens 11 Muskelansätze druckempfindlich sind und wenn die Schmerzen länger als drei Monate andauern.

Schwellungen und Funktionseinschränkungen des Bewegungsapparates begleiten oft die Schmerzen in Händen und Füßen. Manchmal sind die Schmerzen sehr stark, sodass sie die Mobilität im Alltag beeinträchtigen. Die Symptome treten besonders oft am Rücken, an den Hüften und den Schultern auf. Auch Kiefer, Hände, Knie und Sprunggelenke können betroffen sein.

Fibromyalgie


Die Fibromyalgie ist eine Form des Weichteilrheumatismus. Betroffene, meistens Frauen zwischen 20 und 50 Jahren, leiden unter chronischen, generalisierten Muskelschmerzen, Steifheit, beeinträchtigte Körperbelastung, Schlafstörungen, Stress und Reizdarm. Die Weichteilschmerzen kommen in Wellen mit zeitweiser Besserung und Verschlechterung. Weitere körperliche Beschwerden sind mit einer Reizüberempfindlichkeit verbunden, wie zum Beispiel empfindliche Augen, Geräusch- oder Geruchsempfindlichkeit.

Die Auslöser der Symptome sind Wetterveränderungen, Stress und körperliche Anstrengung. Typisch sind Schmerzen auch bei Kälte, Nässe oder starke Sonneneinstrahlung. Die Ursachen sind nicht geklärt, aber Ärzte nehmen an, dass die Schmerzwahrnehmung gestört ist.

Obwohl viele Menschen darunter leiden, ist die Fibromyalgie wenig bekannt und repräsentiert somit ein diagnostisches Paradox. In der Vergangenheit wurde den Betroffenen unterstellt, dass sie die Beschwerden simulieren. Die Ärzte vermuteten psychische Ursachen.

Heute ist bewiesen, dass die Fibromyalgie eine „echte“ Krankheit ist, die jedoch noch nicht komplett geheilt werden kann. Allerdings leiden viele Patienten mit Fibromyalgie auch an psychischen Störungen, wie zum Beispiel Depressionen oder Ängstlichkeit.

Wichtig ist zu wissen, dass die Fibromyalgie nicht zur Unfähigkeit oder Invalidität führt und nicht lebensbedrohlich ist. Viele Patienten haben oft das Gefühl, nicht mehr arbeiten zu können. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Betroffenen meistens morgens die stärksten Schmerzen empfinden und sich um diese Tageszeit vor Steifheit kaum bewegen können. Dennoch ist es wichtig, weiterhin im Berufsleben zu bleiben, dann bleiben die Betroffenen mitten im Leben. Eine neue Tätigkeit, angepasst an die Symptome, ist sinnvoller als gar keine.

Weitere Weichteilrheumaerkrankungen

Weichteilrheumatismus des Fettgewebes:

Der Weichteilrheumatismus des Fettgewebes repräsentiert das häufigste Krankheitsbild des Unterhautfettgewebes und betrifft vorwiegend übergewichtige Frauen in den Wechseljahren. Diese Form von Weichteilrheumatismus wird auch „Pannikulose“ genannt. Charakteristisch dabei ist die Druckempfindlichkeit an der Knieinnenseite, der seitlichen Hüfte und der Schulteraußenseite.

Weichteilrheumatismus des Gleitgewebes:

Gleitgewebe sind Sehnen und Sehnenscheiden. Sie übertragen die Kraft der Muskeln auf die Knochen und können bei akuten Belastungen reißen. Bei chronischer Belastung, wie zum Beispiel lange Schreibtischarbeit oder ungewohnten Hobbys verursachen sie Schmerzen, die bei Bewegung in den Muskel ausstrahlen.

Weichteilrheumatismus der Muskeln:

Infektionen, Stoffwechselstörungen, hormonelle Erkrankungen oder nicht entzündliche rheumatische Muskelverspannungen führen zur druckschmerzhaften Muskelverhärtungen. Sie werden bei körperlicher oder seelischer Überlastung ausgelöst.

Diagnose: Wie erkennt man Weichteilrheuma?

Blutuntersuchungen und Röntgenbilder sind für die Diagnose leider nicht hilfreich und dienen ausschließlich dem Ausschluss anderer Erkrankungen.

Ausschlaggebend für die Diagnose sind die erhöhten Druckschmerzen an den Ansatzstellen der Sehnen, die sogenannten Tender Points. Mindestens 11 davon müssen druckempfindlich sein, damit die Diagnose gestellt werden kann.

Darüber hinaus sind schmerzhafte Muskelverspannungen der Schultern, Ellenbogen, Hände, Knie und Sprunggelenke kombiniert mit Gefühlsstörungen an Händen und Füßen sowie Schlafstörungen und Müdigkeit Anhaltspunkte für die Diagnose.

Behandlung: Was tun?

Jeder Patient mit Weichteilrheumatismus kann von mehreren Behandlungsmöglichkeiten profitieren, wie zum Beispiel:

  • Medikamentöse Behandlungen
  • Physikalische Therapien
  • Krankengymnastik
  • Entspannung
  • Psychotherapeutische Unterstützung
  • Alternative Behandlungsmethoden
  • Ernährung

Medikamente:

Für die Linderung der Schmerzen und die Verbesserung der Beweglichkeit können Schmerzmittel und entzündungshemmende Mittel eingesetzt werden sowie Substanzen, die zur Muskelentspannung führen.

Antidepressiva und Antiepileptika können zur Therapie von starken chronischen Schmerzen eingesetzt werden. Allerdings sind Antidepressiva auch für die begleitenden Schlafstörungen hilfreich.

Kortison, nicht-steroidale Antirheumatika und starke Opioide sind nicht hilfreich und werden zur Behandlung des Weichteilrheumatismus nicht empfohlen.

Physikalische Therapien:

Kältebehandlungen in der Kältekammer, mit Packungen oder mit Kaltluft, oder aber Wärmebehandlungen in der Infrarotwärme-Kabine, der Sandliege, mit warmen Bädern oder Bestrahlungen, können zur Schmerzlinderung beitragen.

Elektrotherapien, wie zum Beispiel die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) verschaffen den Patienten ebenfalls Erleichterung, indem leichte Strom-Impulsen an der Haut muskelentspannende Reaktionen auslösen.

Auch Thermal- und Solebäder werden empfohlen.

Krankengymnastik:

Bei vielen Betroffenen eignet sich Ausdauertraining zur Reduzierung von Schmerzen und Müdigkeit und zur Verbesserung der Lebensqualität. Empfohlen wird Ausdauertraining von geringer bis mittlerer Intensität, zum Beispiel schnelles Spazierengehen, Walking oder Fahrradfahren 2- bis 3- mal pro Woche über mindestens 30 Minuten.

Darüber hinaus sind speziell angepasste Bewegungstherapien sehr hilfreich. Sie enthalten Übungen, die gezielt auf die schmerzenden Muskeln wirken. Die Patienten sollten die Bewegungsübungen langsam beginnen und vorsichtig steigern.

Dehnungsübungen für die Muskulatur, die nach Anleitung des Physiotherapeuten durchgeführt werden, und Wassergymnastik werden auch empfohlen.

Entspannung:

Das Training kann mit Entspannungsverfahren wie Yoga, progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Meditation und Musiktherapie kombiniert werden.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten:

Akupunktur wird seit 2012 auch für die Behandlung des Weichteilrheumatismus empfohlen, obwohl es nur nur wenigeStudienergebnisse dazu gibt.

Ernährung:

Darüber hinaus ist die richtige Ernährung bei der Behandlung von Weichteilrheuma sehr wichtig. Basierend auf Studien mit geringer Teilnehmerzahl zeigte eine Umstellung auf vegane Rohkost deutliche Verbesserungen der Morgensteifigkeit, der Schmerzen und des Allgemeinzustands.

Eine überwiegend pflanzliche Kost ist empfehlenswert, dazu fettarme Milchprodukte und Fisch. So nimmt der Betroffene deutlich weniger entzündungsfördernde Bestandteile auf. Schmerzen an den „tender points“ können innerhalb der ersten Tage der Ernährungsumstellung zurückgehen und treten bald nach dem Absetzen der gesunden Ernährung wieder auf.

Das Leben mit Weichteilrheumatismus kann schwierig sein, aber denken Sie immer daran, dass Weichteilrheuma nicht lebensbedrohlich ist und nicht zur Unfähigkeit oder Invalidität führt, weil die Gewerbestrukturen nicht zerstört werden, da es sich nur um Funktionsstörungen handelt.

Die Diagnose selbst kann eine Herausforderung für Arzt und Patient sein, dennoch ist es mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass Weichteilrheumatismus eine zu ernst nehmende Erkrankung ist, die zwar nicht heilbar, aber sehr wohl behandelbar ist.

Holen Sie Sich professionellen Rat und finden Sie heraus, welche Therapiekombinationen die bestmöglichste Lebensqualität für Sie erbringen. Sie sind nicht allein. Weichteilrheuma kommt oft vor Sie können sich informieren und mit anderen Mitleidenden Erkenntnisse und Erfahrungen teilen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS) hat eine Patientenleitlinie zusammengefasst, die sich an Menschen mit Fibromyalgie wendet. Darüber hinaus bietet die Deutsche Fibromyalgie Vereinigung (DFV) Informationsmaterial, Selbsthilfemöglichkeiten für einzelne oder Gruppen und Beratung.

Quellen:

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.