Artikel 18/09/2019

Was Rheuma und Depression verbindet: Symptome & Behandlung

Dr. med. Keihan Ahmadi-Simab Internist, Rheumatologe, Gastroenterologe
Dr. med. Keihan Ahmadi-Simab
Internist, Rheumatologe, Gastroenterologe
was-rheuma-und-depression-verbindet

Die Depression ist kein einheitliches Krankheitsbild, sondern eine Gruppe verschiedener Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen. Ein Großteil von ihnen könnte auf Entzündungen zurückzuführen sein und mit entzündungshemmenden Medikamenten erfolgreich behandelt werden.

Wie wirken sich körperliche Beschwerden auf unsere Psyche aus?

Zwischen dem Immunsystem und dem Gehirn gibt es viele Verbindungen und Interaktionen. Eine entscheidende Rolle spielen dabei spezielle Botenstoffe. Diese sogenannten Zytokine regulieren das Immunsystem, haben aber auch Effekte auf das Gehirn und können sogar unser Verhalten beeinflussen.

Das erklärt auch, warum Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis, Schuppenflechte oder Morbus Crohn deutlich häufiger unter depressiven Verstimmungen, Antriebs- und Appetitlosigkeit, Angstgefühlen, bleierner Müdigkeit und gesteigertem Schmerzempfinden leiden.

Erhalten die Betroffenen bestimmte entzündungshemmende Medikamente, verbessert sich oft auch ihre Stimmungslage. Im Labor bestätigt sich dieser Zusammenhang: Bei etwa jedem dritten Patienten mit Depression finden sich erhöhte Entzündungsmarkerwerte wie C-reaktives Protein (CRP), Tumornekrosefaktor (TNF), Interleukin 1 (IL-1) und Interleukin 6 (IL-6) im Blut.

Entzündungsbotenstoff IL-6 spielt Schlüsselrolle

Eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Depressionen und vielen anderen Erkrankungen scheint das Zytokin IL-6 zu spielen. Es gelangt auf verschiedenen Wegen ins Gehirn und beeinflusst hier Strukturen des limbischen Systems wie die sogenannte Amygdala.

Sie ist zuständig für die emotionale Bewertung und Wiedererkennung von Situationen, wird aber auch mit der Entstehung von Depressionen in Zusammenhang gebracht. Auch bei anderen Erkrankungen, die bei Menschen mit Rheuma gehäuft auftreten, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes mellitus, scheint IL-6 involviert zu sein.

Für diese Theorie spricht, dass eine Rheumatherapie mit sogenannten IL-6-Hemmern häufig auch positive Einflüsse auf depressive Symptome und andere Begleiterkrankungen hat.

Unterschiedliche Erkrankungen – ähnliche Symptome: eine Therapie?

Zumindest bei einem Teil der depressiven Patienten liegt der Depression also vermutlich eine Entzündung zugrunde, die sich mit entzündungshemmenden Rheumamedikamenten behandeln ließe.

Solche komplexen Zusammenhänge zu erkennen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, erfordert in der Praxis aber viel Erfahrung und eine enge Zusammenarbeit vieler verschiedener Fachdisziplinen, wie z. B.:

Körpermediziner sollten generell öfter an die Möglichkeit denken, durch Psychotherapie zusätzliche Unterstützung für die Behandlung chronischer Erkrankungen zu gewinnen. Die psychotherapeutische Behandlung ist oft eine gute Ergänzung.

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.