Team jameda
Adipositas ist eine der größten ,Epidemien‘‘ unseres Jahrhunderts. In Deutschland sind aktuell mehr als 20 Prozent der Menschen betroffen. Man befürchtet, dass im Jahr 2030 mehr als die Hälfte der Europäer unter Fettsucht leiden werden. Lesen Sie hier, was Adipositas genau ist, welche Risiken sie mit sich bringt, welche Merkmale als Vorboten der Folgeerkrankungen gelten und was dagegen hilft.
Die Fettsucht, auch Adipositas genannt, ist eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die zu übermäßigem Körpergewicht führt.
Das Körpergewicht wird mit Hilfe des Körpermaßindex definiert. Er wird weltweit als BMI bezeichnet, aus dem Englischen ,Body Mass Index‘‘, dient der Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße und kann mit der folgenden Formel berechnet werden: BMI = Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat. Ist der BMI höher als 30 kg/m2, sprechen Experten von Adipositas.
Kategorie
BMI (kg/m2)
Normalgewicht
18,5 - 24,9
Übergewicht
25 - 29,9
Adipositas Grad I
Adipositas Grad II
Adipositas Grad III
30 - 34,9
35 - 39,9
≥ 40
Ihren eigenen BMI können Sie hier berechnen.
Wer ständig mehr Kalorien zu sich nimmt, als er verbraucht, wird mit der Zeit übergewichtig. Der Körper deponiert die überflüssigen Kalorien für ,schlechte Zeiten‘‘ in Form von Fett. Somit ist die wichtigste Ursache der primären Adipositas die Fehlernährung in Kombination mit Bewegungsmangel.
Bestimmte Gene beeinflussen die Funktionen der Hirnregionen, die das Hungergefühl und den Energieverbrauch steuern. Die krankhafte Adipositas ist bei einigen Familien auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen, die von schlechten Essgewohnheiten verstärkt wird. Betroffene Kinder brauchen bereits als Babys eine ausgewogene Ernährung und später viel Unterstützung, damit sie ihr Normalgewicht halten.
Selten stecken physische Ursachen hinter der Fettsucht, wie zum Beispiel die Schilddrüsenunterfunktion oder die Einnahme bestimmter Medikamente, wie zum Beispiel Kortison. In diesen Fällen bildet sich jedoch die Fettsucht zurück, wenn die Erkrankung behandelt oder das Kortison abgesetzt wird.
Auch psychische Ursachen, wie Stress oder Frust, können zur Fettsucht führen. In diesem Fall versuchen die Betroffenen, emotionale Schwierigkeiten mit übermäßigem Essen zu kompensieren oder unerfüllte Bedürfnisse durch Essen auszugleichen. In solchen Fällen ist von Fresssucht die Rede.
Schon bei Adipositas Grad I haben die Betroffenen Beschwerden, wie zum Beispiel übermäßiges Schwitzen, Bewegungseinschränkungen, Gelenkerkrankungen oder Atemnot und Herzrasen bei geringer körperlicher Anstrengung.
Die chronische Fettsucht ist mit einem hohen Risiko für viele schwerwiegende Folgeerkrankungen verbunden, wie zum Beispiel:
Stark übergewichtigen Kindern drohen die Folgeerkrankungen schon im frühen Erwachsenenalter.
Studien haben gezeigt, dass der Taillenumfang ein Anzeichen für die zukünftige Erscheinung der metabolischen und kardiovaskulären Komplikationen ist:
Taillenumfang (in cm)
Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Komplikationen
Mann
Frau
≥ 94
≥ 80
erhöht
≥ 102
≥ 88
deutlich erhöht
Darüber hinaus erkranken die Betroffenen öfter an Prostata-, Darm-, Gebärmutter-, Gebärmutterhals-, Eierstock- und Brustkrebs. Sie sind eher unfruchtbar oder impotent und haben eine geringere Lebenserwartung als andere.
Adipöse Menschen fühlen sich oft zum sozialen Rückzug gezwungen, weil Fettsucht eine stigmatisierende Erkrankung ist, die von der Gesellschaft nicht ohne weiteres akzeptiert wird. Das kann psychologische Störungen verursachen und Depressionen auslösen.
Ein Blick auf einen Fettsüchtigen und ein Moment auf der Waage reichen, um die Diagnose zu stellen. Schwieriger ist es, die Ursachen der Adipositas herauszufinden.
Aufwendig sind auch die nötigen Untersuchungen, um Folgeerkrankungen zu entdecken oder auszuschließen. Die nötigen Blutuntersuchungen umfassen Bestimmung des Blutzuckerspiegels, der Cholesterinwerte, der Schilddrüsenhormone sowie der Leber- und Nierenwerte. Weiter geht es unter anderem mit Blutdruckmessungen, EKG, Lungenfunktionstests, Röntgenbilder und anderen bildgebenden Verfahren der Wirbelsäule sowie der Hüft- und Kniegelenke.
Wenn Sie Ihr Normalgewicht überschritten haben, können Sie Adipositas vorbeugen, indem Sie eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit regelmäßiger körperlicher Aktivität kombinieren. Haben Sie den BMI von 30 kg/m2 schon überschritten, sind Diät und Sport ebenfalls die besten Maßnahmen zur Selbsthilfe. Ist die Ernährungsumstellung erfolgreich, verbessern sich auch die Folgeerkrankungen. Dennoch ist es wichtig, die Folgeerkrankungen parallel vom Arzt beobachten und behandeln zu lassen.
Ernährungsumstellung
Eine Ernährungsumstellung ist oft nur kurzfristig erfolgreich, weil ,Schnelldiäten‘‘ meistens nicht auf Dauer auszuhalten sind und bei zu schnellem Gewichtsverlust sogar zu Nebenwirkungen führen können.
Sind Sie ein paar Kilos losgeworden, kehren Sie womöglich wieder zu den alten Essgewohnheiten zurück, die Sie dick gemacht hatten, was erneut zur Adipositas führt. Deswegen ist es wichtig, von Anfang an fett- und kalorienarme Lebensmittel auszusuchen, die Ihnen schmecken. Gemüse und Obst sind zum Beispiel wichtige Bestandteile einer gesunden Ernährung und die Auswahl ist riesig. Suchen Sie sich das aus, was Sie genießen können, damit sie langfristig von der Ernährungsumstellung profitieren.
Sport
Ähnliches gilt für den Sport. Wirkungsvoll ist Ausdauersport, wie zum Beispiel Laufen, Wandern, Radfahren, Schwimmen oder Tanzen. Suchen Sie sich die Sportart aus, die Sie am meisten mögen. Nur dann haben Sie eine Chance dranzubleiben und von den Auswirkungen der erhöhten Körperaktivität langfristig zu profitieren. Wichtig ist es auch, sich realistische Ziele zu setzten und sie langsam zu steigern. So macht Sport Spaß!
Verhaltensänderung
Gewohnheiten, egal wie ungesund sie sind, wird man schwer los. Wenn Sie sich eine dauerhafte Verhaltensänderung wünschen, um die überschüssigen Pfunde für immer loszuwerden, dann kann Ihnen eine Verhaltenstherapie helfen. Dabei lernen Sie alle Tipps und Tricks, um nicht mehr der ,guten alten Bequemlichkeit‘‘ zu verfallen. Auch Selbsthilfegruppen sind sehr hilfreich.
Medikamentöse Therapie
Es gibt auch ein Medikament gegen Fettsucht: das Orlistat. Es bindet einen kleinen Anteil der verzehrten Fette in der Nahrung und führt sie direkt zum ,Ausgang‘‘, dem Stuhl. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob für Sie die medikamentöse Therapie sinnvoll ist, denn sie eignet sich nicht für alle Menschen und kann sogar in einigen Fällen Schäden anrichten, zum Beispiel bei Gallensteinen oder Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse.
Operationen
Bei extremer Adipositas des Grades III helfen herkömmliche Diäten allein nicht mehr. Betroffene müssen mindestens 50 Kilogramm loswerden, um ihr Normalgewicht zu erreichen, was nur durch eine Ernährungsumstellung und Bewegung fast unmöglich ist. In solchen Fällen sind operative Maßnahmen zur Reduzierung des Übergewichts möglich.
Sie sind unter bestimmten Voraussetzungen die wirksamste Therapie bei extremer Adipositas. Die wichtigste Voraussetzung ist, dass die Betroffenen nach der OP weiterhin eine gesunde Ernährung und so viel Bewegung wie möglich anstreben.
Operationen, wie zum Beispiel der Magenbypass, die Bildung eines Schlauchmagens oder eines Magenbandes sowie die Resektion eines Teiles des Magens, verkleinern den Magen und beeinflussen das Sättigungsgefühl. Andere Eingriffe beeinträchtigen gezielt den normalen Verdauungsvorgang, so dass aus der aufgenommenen Nahrung weniger Nährstoffe in den Körper gelangen.
In den medizinischen Leitlinien werden folgende Voraussetzungen für die Durchführung einer Adipositas-OP genannt:
Die operative Behandlung der Adipositas ermöglicht einen nachhaltigen Gewichtsverlust und führt zur Verbesserung der Lebensqualität und der Begleiterkrankungen.
Die Fettsucht, die hauptsächlich durch zu viel fettes und kalorienreiches Essen entsteht, ist eine Volkskrankheit in Deutschland, die zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen kann. Adipositas bildet sich zurück, wenn das Gleichgewicht zwischen Energiezufuhr und -bedarf durch eine Ernährungsumstellung und regelmäßige körperliche Bewegung wiederhergestellt wird. In bestimmten Fällen helfen auch Operationen, die den Magen verkleinern.
Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen (Lipid-Liga)
Deutschen Adipositas Gesellschaft
Deutsches Ernährungsberatungs- und -informationsnetz (DEBInet)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Deutsche Liga zur Bekämpfung von Gefäßerkrankungen
[Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
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