Team jameda
Um zu verstehen, warum Rückenschmerzen entstehen und welche Ursachen dahinterstecken, dient ein vereinfachtes Erklärungsmodell.
Die Wirbelsäule besteht aus Wirbelkörpern und Bandscheiben, die sich zwischen den Wirbelkörpern befinden. Diese sog. „vorderer Säule“ trägt eine Hauptlast des Körpergewichtes.
Die sog. hintere Säule besteht aus dem Wirbelbogen, die gegeneinander über die Facettengelenke miteinander verbunden sind und ebenfalls für die Aufnahme des Körpergewichtes und Beweglichkeit der Wirbelkörper gegeneinander wichtig sind.
Zusätzlich befinden sich hier natürlich noch Muskeln und Bänder, die an der Wirbelsäule ansetzen und für die Beweglichkeit und Traglastaufnahme wichtig sind.
In diesem Erklärungsmodell bildet dieser Punkt aber nur eine untergeordnete Funktion und wird daher der Vereinfachung halber als mögliche Schmerzursache unberücksichtigt bleiben.
Die Funktion der Bandscheibe lässt sich am einfachsten mit einem Stoßdämpfer vergleichen.
Die Bandscheibe ist hauptverantwortlich dafür, Stöße abzufangen und gleichzeitig für Abstand zwischen den Wirbelkörpern zu sorgen. Dadurch wird das Bewegungsspiel für die Facettengelenke erst möglicht.
Das bedeutet bei der Bewegung ins Hohlkreuz werden die Facettengelenke zusammengeschoben, beim Bücken nach vorne werden die Facettengelenke auseinanderbewegt.
Damit die Facettengelenke in ihrer Bewegung geführt werden, sind die Facettengelenke mit einer Gelenkskapsel umgeben, ähnlich der Gelenkskapsel an der Hand oder am Sprunggelenk des Fußes.
Gleichzeitig wird durch die Höhe und Elastizität der Bandscheibe aber auch das Austrittloch (Neuroforamen) für die austretende Nervenwurzel offen gehalten.
Der so geschaffene Platz ist für die austretende Nervenwurzel mindestens zu 50% von der Höhe der Bandscheibe abhängig.
Im Falle eines Bandscheibenschadens, durch Degeneration oder einen Bandscheibenvorfall kommt es zu einer Höhensinterung der Bandscheiben durch den entstandenen Substanzverlust.
Durch den Höhenverlust wird sowohl das Facettengelenk deutlich mehr belastet, aber auch der Ausgang für die austretende Nervenwurzel verringert.
Die fehlende Elastizität der Bandscheibe bedingt eine minimale Gefügeinstabilität (degenerative Spondylolisthese) und die dadurch vermehrte Drucklast reizt die Facettengelenkskapsel der Bandscheibe (Spondylathrose).
Die Facettengelenkskapsel ist wie die Sprunggelenks- oder Handgelenkskapsel mit vielen Schmerznerven durchsetzt. Eine Reizung der Kapsel führt zu Schmerzen und muskulärer Verhärtung der Umgebungsmuskulatur an der Wirbelsäule und Ausstrahlung in den hinteren-seitlichen Oberschenkel (Pseudoradikulärer Schmerz), bzw. Nackenschmerzen.
Häufig wird dieser Schmerz vermehrt ausgelöst bei längerem Sitzen oder Stehen oder dem typischen morgendlichen Anlaufschmerz.
So entstehen Schmerzen nach dem Aufstehen aus der liegenden Position und Abnahme des Schmerzes nach Bewegung.
Die Verengung des Austrittes (Neuroforamen) führt zu einer Reizung und/oder Entzündung der Nervenwurzel und einem ausstrahlenden Schmerz (radikulärer Schmerz).
Dieser ausstrahlende Schmerz kann einem Druckbedingten Schmerz durch einen Bandscheibenvorfall sehr ähnlich und schwer zu unterscheiden sein.
Im weiteren Verlauf der Bandscheibendegeneration und des Höhenverlustes können weiter Erkrankungen und Schmerzen ausgelöst werden. Bandscheibengewebe kann in den Spinalkanal austreten und durch Druck die Nerven schädigen, mit dadurch bedingten Taubheitsgefühlen, radikulären Ausstrahlungen oder sogar Lähmungen.
Durch die Instabilität und Verschiebung der Wirbelkörper gegeneinander und fehlender Pufferung der Bandscheibe ist die Kraftwirkung der Belastung auf die Wirbelkörperoberflächen und Restbandscheibengewebe deutlich erhöht und führt im Verlauf zur Chondrose (Verkalkung, Verknöcherung der Bandscheibe), Osteochondrose (Verknöcherung der Spongiosa des Wirbelkörpers) und Spondylose durch Reizung, Lockerung und nachfolgender Verknöcherung der vorderen und hinteren Längsbänder.
Durch Schmerz ausgelöste muskuläre Verspannung oder durch Degeneration ausgelöste Minderbewegung des Bewegungssegmentes entsteht werden die angrenzenden Wirbelsäulenabschnitte immer überlastet. Dadurch können Anschlusserkrankungen, ähnlich nach einer Versteifungsoperation, ausgelöst werden.
Die Unterscheidung der verantwortlichen auslösenden Ursachen der Rückenschmerzen ist in vielen Fällen nicht einfach und stellt Sie und ihren Arzt vor einer großen Herausforderung und leider auch oft vor Frustration durch fehlgeschlagene Therapien.
Nur durch unterschiedliche Diagnostik (Röntgen, MRT, körperliche Untersuchung) und gegebenenfalls invasive diagnostische Verfahren wie z. B. die Facetteninfiltration, PRT-Infiltration sowie Erfahrung ihres Arztes lässt sich unter der Vielzahl der möglichen konservativen wie auch operativen Therapiemöglichkeiten die für Sie individuell beste finden.
Daher sind Kenntnisse nur in konservativen Verfahren genauso unzureichend, wie nur operative Erfahrungen.
Dieses Erklärungsmodell erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, soll dem Patienten aber dazu dienen, die Diffizilität der Erkrankungs- und Therapiemöglichkeiten dieses hochspezialisierten Organsystems der Wirbelsäule näher zu bringen und gleichzeitig Verständnis für die Erkrankungen der Wirbelsäule schaffen, um gemeinsam mit ihrem Arzt eine Lösung und Hilfe zu finden.
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