Artikel 28/11/2023

Kurz und gut! Vorteile von Kurzschaftprothesen am Hüftgelenk

Prof. Dr. med. Karl Philipp Kutzner Orthopäde & Unfallchirurg, Notfallmediziner, Sportmediziner
Prof. Dr. med. Karl Philipp Kutzner
Orthopäde & Unfallchirurg, Notfallmediziner, Sportmediziner
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Moderne Kurzschäfte kommen in der Hüftendoprothetik in den letzten Jahren zunehmend zum Einsatz. Sie haben die Schonung von Muskeln, Weichgewebe und Knochen zum Ziel, sowie die Vereinfachung der Anwendung von minimal-invasiven Zugängen.

Die zahlreichen Vorteile von Kurzschäften, im Vergleich zu herkömmlichen Geradschäften, können durch eine spezielle Implantationstechnik erreicht werden, die sich von herkömmlichen Techniken unterscheidet. Beim Einbringen der Implantate folgen diese der individuellen Anatomie entlang des Knochens und ermöglichen so eine individualisierte Positionierung.

Individualisierte Rekonstruktion der Knochenanatomie

Die moderne Hüftendoprothetik ist entscheidend von der erfolgreichen Erhaltung der Hüftgeometrie abhängig. Unerwünschte Veränderungen der Hebelarme und der Beinlänge sind von großer klinischer Relevanz für Patientinnen und Patienten.

Konventionelle Geradschäfte benötigen eine Verankerung im Röhrenteil des Knochens, zusammen mit einer weitgehend standardisierten Positionierung. Die bestehende Hüftanatomie kann nur mit verschiedenen, vom Hersteller zur Verfügung gestellten Versionen des Implantats, rekonstruiert werden. In außergewöhnlichen Anatomien beispielsweise, kann diese Rekonstruktion oft nicht adäquat erreicht werden.

In der modernen Kurzschaft-Endoprothetik kann die Schaftpositionierung individualisiert werden. Die Position des Schaftes im proximalen Femur ist dabei abhängig von der Höhe des Sägeschnittes am Schenkelhals, welche variabel zu planen ist. Dies ermöglicht eine individualisierte Rekonstruktion einer großen Bandbreite von Anatomien und ermöglicht somit eine präzise Erhaltung der Hüftgeometrie.

Perfekt geeignet für weichteil-schonende Zugänge

Die Positionierung eines abgerundeten, kurzen Implantats entlang des gebogenen Schenkelhalses, erfolgt anders als bei konventionellen Geradschäften in der ‘Um-die-Kurve’ - Technik, wodurch die so wichtige Knochenstruktur am Oberschenkel, an welcher die gesamte wichtige Hüftmuskulatur ansetzt, erhalten bleibt. Dies ist nicht nur in Bezug auf die Entstehung von möglichen Knochenbrüchen günstig, sondern verhindert die Schädigung von Muskel- und Weichteilgewebe.

Zwar erscheint auf Grund des kurzen Designs der Implantate die Implantation an sich als technisch einfach. Die individualisierte Implantationstechnik erfordert jedoch das Wissen und die Erfahrung im Umgang mit verschiedenen Ausgangssituationen. Eine Lernkurve für in dieser Technik unerfahrene Chirurgen muss daher berücksichtigt werden.

Sichere Verankerung

Das konische Design der Kurzschäfte zielt auf eine Verkeilung des Implantates im Knochen ab, was zu einer hohen sogenannten Primärstabilität führt. Dies ist besonders wichtig bei jungen und aktiven Patienten, bei welchen eine sofortige postoperative Vollbelastung anzustreben ist. Die vorwiegend körper-nahe Verankerung hat auch eine physiologische Belastung im Oberschenkelknochen zum Ziel. Der Knochenabbau, welcher bei herkömmlichen Schaftmodellen nach einigen Jahren ein gängiges Phänomen darstellt, kann so bestmöglich vermieden werden.

Weniger Blutungen

Untersuchungen aus den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass die bessere Weichteilschonung einen geringeren Blutverlust begünstigt. Das ohnehin heute bereits geringe Risiko einer Fremdblutgabe ist somit in der Kurzschaft-Endoprothetik weiter minimiert.

Gibt es auch Nachteile?

Insbesondere bei dem Vorliegen einer Osteoporose sollte die Implantation einer Hüftprothese mittels Knochenzement erfolgen. Das Risiko eines Knochenbruches um das Implantat herum ist sonst zum Teil deutlich erhöht. Eine zementfreie Kurzschaftprothese sollte hier nicht implantiert werden.

Bisher gibt es nur wenig Erfahrungen mit einem zementierten Kurzschaftmodell. Hier sind konventionelle zementierte Geradschäfte aktuell noch die empfohlenen Implantate.

Fazit

Die moderne Kurzschaft-Endoprothetik bietet zahlreiche Vorteile. Es muss jedoch eine Lernkurve hinsichtlich der Implantationstechnik beachtet werden. In den kommenden Jahren ist zu erwarten, dass sich dieser Prothesentyp zunehmend durchsetzt.

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