Anders gesagt: es gibt in allen Fällen eine Erkrankung einer anderen, meist größeren Vene (z.B. Stammvene), welche diese Unterschenkelvarizen verursacht.
Will man die Unterschenkelvarizen dauerhaft entfernen und behandeln, muss man also die Ursache (d.h. die kranke größere Vene) behandeln und nicht nur die Folge, also die Unterschenkelkrampfadern.
Die häufigste Ursache für diese Krampfadern unterhalb der Knieebene ist ein Klappendefekt im Bereich der oberflächlichen langen Stammvene, welche wir ‘Große Rosenvene’ oder – medizinisch – ‘Vena saphena magna’ nennen. Diese Vene ist im Normalfall nur etwa 3 Millimeter stark und läuft vom Innenknöchel (vor dem sie auch beim Gesunden meist gut sichtbar ist) über die Innenseite des Unterschenkels und des Knies und des Oberschenkels bis in die Leiste, wo sie in das tiefe, innere Venensystem mündet. Sie trägt auf dieser Strecke bis zu 20 Venenklappen (meist 15), durch welche das Blut langsam wie auf ein Leiter und deren Sprossen quasi von Venenklappe zu Venenklappe „steigt“.
Ist diese Vene defekt, also funktionieren ihre Klappen nicht mehr, steigt das Blut nicht mehr auf, sondern staut sich nach unten.
Meist beginnt dieser Prozess durch einen Defekt der obersten beiden Venenklappen, direkt an der Mündung („Crosse“ oder „Venenstern“, sagen die Mediziner dazu). Durch den nach unten entstehenden Druck gehen nach und nach die anderen Venenklappen von oben nach unten kaputt – ein Dominoeffekt.
Erreicht dieser Dominoeffekt der defekten Klappen von der Leiste abwärts erst einmal das untere Drittel des Oberschenkels, beginnen sich meist schon Krampfadern am Unterschenkel zu bilden: sie entstehen dadurch, dass der durch den Rückstau erhöhte Druck kleine Seitenvenen erreicht, diese quasi „aufbläht“ und zu funktionslosen, hässlichen Krampfadern macht.
Um nun dauerhaft das Problem zu lösen, reicht es natürlich nicht die Unterschenkelvarizen zu behandeln (und zwar egal wie), sondern man muss die Ursache, sprich die Große Rosenvene, behandeln.
Wird diese Vene, deren Rückstau zu verschiedensten Problemen wie Venenentzündung („Thrombophlebitis“), Thrombose oder sogar zu einem offenen Bein (langfristig versteht sich) führen kann, entfernt, so verschwinden die Unterschenkelvarizen in der Regel langsam von selbst.
Das hat natürlich den Vorteil, dass man im Bereich dieser Venen keine zusätzliche Behandlung durch Schnitte, Sticke oder auch Injektionen braucht: je weniger aber der relativ dünnen Gewebsschicht am Unterschenkel zugemutet wird (und jede Behandlung stellt ein mehr oder weniger großes Trauma dar), umso besser werden langfristig sowohl die medizinischen, als auch die kosmetischen Ergebnisse.
Als Behandlung der Großen Rosenvene kommt in der Regel heute ein Katheterverfahren (Radiofrequenz, selten noch Laser) oder eine konventionelle Stripping-Operation in Frage.
Es gibt – deutlich seltener – auch andere Ursachen für Unterschenkelvarizen, z.B. defekte Verbindungsvenen („Perforansvenen“), welche das oberflächliche mit dem tiefen Venensystem an sehr vielen Stellen des Beins verbinden.
Wenn man wirklich ursächlich behandelt hat, wartet ,an in der Regel sechs Monate ab: so lange braucht der Körper immer, um sich auf die nunmehr wieder normalisierten Verhältnisse einzustellen.
Sind dann noch 'Restvarizen“ vorhanden, kann man diese meist problemlos mittels Mikroschaum veröden.
Entscheidend für die Therapieplanung ist aber in jedem Fall die äußerst präzise Diagnostik:
Standard ist heute zumindest eine sehr gut ausgeführte, zweidimensionale „farbcodierte Duplexsonographie“, also ein Ultraschallverfahren, das die Blutstromrichtung in verschiedenen Farben (ob aufwärts oder abwärts sieht man an den unterschiedlichen Farben) darstellt. Diese Untersuchung muss am stehenden oder auf einer stark schräg stellbaren Liege von einem erfahrenen Untersucher sehr genau vorgenommen werden, und kann durchaus eine Stunde oder sogar noch länger dauern.
Nur so kann man sich wirklich ein genaues Bild der Venen machen, wir nenne das ein „Mapping“.
Kombinieren kann man diese Untersuchung noch ggf. durch Volumenänderungsmessungen (z.B. eine sogenannte „Lichtreflexionsrheographie“ oder „Phlebodynamometrie“), Thermographie und Doppler.
Die zuständigen Fachgesellschaften erachten eine reine „Doppler-Untersuchung“ heute als nicht mehr ausreichend. Hierbei wird nur grob die Strömung in den Gefäßen mittels einer Stift-Ultraschallsonde gemessen und in Geräusche umgesetzt.
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