Team jameda
Noch relativ unbekannt ist die Möglichkeit, Tinnitus mit Hilfe gezielter Hypnoseinterventionen zu behandeln. Daher mag es dem einen oder anderen Betroffenen hilfreich erscheinen, auch über diese Möglichkeit Informationen zu erhalten.
Der Tinnitus scheint eine in Deutschland zunehmende Erkrankung zu sein. Nahezu jeder vierte Deutsche ist hiervon betroffen. In fast 80 % der Fälle klingt der Tinnitus mit Behandlung der jeweiligen Ursache ganz von alleine wieder ab. Aber in vielen Fällen kann er auch so bleiben. Keinesfalls sollte man einen Tinnitus auf die leichte Schulter nehmen; es ist gleich zu Beginn des Tinnitus wichtig, eine HNO-fachärztliche Untersuchung vornehmen zu lassen.
Die Ursachen für die Entstehung eines Tinnitus-Leidens können sehr unterschiedlich sein. Ursachen und Auswirkungen können sich stark von Mensch zu Mensch unterscheiden. Daher gestaltet sich die Behandlung des Tinnitus oft weit schwieriger, als der bzw. die Betroffene es sich wünschen mag. Auch führen viele Behandlungsansätze in deren Bewerbung oft in die Irre oder suggerieren ein anderes Bild.
„Tinnitus“ ist der Fachbegriff für Ohrgeräusche, wie Rauschen, Pfeifen, Summen, Klingeln, Knacken, Rattern oder eine generelle Überempfindlichkeit gegen Außengeräusche. Dabei kann das Geräusch konstant bleiben, in seiner Lautstärke variieren, nur in bestimmten Situationen auftreten oder auch seine Frequenz verändern. Bei dem Auftreten eines Tinnitus bis zu drei Monaten spricht man von einem akuten und hiernach von einem chronischen Tinnitus.
Ein Tinnitus kann grundsätzlich bei fast jeder Art der Ohrerkrankung begleitend auftreten. Auch können Entzündungen, Tumorerkrankungen, Nebenwirkungen von Medikamenten, heftiger Lärm oder Schalltrauma, Stress oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen Ursachen darstellen. Hinzu kommen Auswirkungen von degenerativen Erkrankungen, Hörleitungsverknöcherung, chronische Mittelohrentzündung, Erkrankung des zentralen Nervensystems wie Multiple Sklerose, Allergien, Stoffwechsel- und Nierenerkrankungen.
Eine nicht zu unterschätzende Ursache können Schlaganfälle sein, die auch kaum bemerkt winzig kleine Areale des Gehirns schädigen können und so einen Tinnitus auslösen können, ohne dass das Hörzentrum selbst geschädigt sein muss. Auch eine Kieferfehlstellung oder eine Störung im Blutstrom der Halsvenen aufgrund von verschobenen Wirbeln im Bereich der Halswirbelsäule können Ursachen sein. Daher gilt bei akutem Tinnitus immer die Empfehlung, eine sofortige fachärztliche Untersuchung zu veranlassen.
Nicht selten klingt der Tinnitus innerhalb von vier Wochen ab. Auch gibt es viele Fälle, in denen der Tinnitus vom Betroffenen kaum bemerkt wird und so keinen Leidensdruck auslöst. Doch häufig bleibt der Tinnitus belastend bis hin zu erheblichen Einschränkungen und negativen Folgen im Alltag. Einschränkungen der Lebensqualität und beruflichen Leistungsfähigkeit sind nicht selten. Für viele verstärkt sich das Leiden, wenn Stresssituationen auftreten. Viele Betroffene können gut damit umgehen und leiden wenig – hier spricht man von einem kompensierten Tinnitus. Wird dieser vom betroffenen Menschen als belastend und quälend erlebt, bezeichnet man diesen als dekompensiert.
Nach einer fachärztlichen Untersuchung stehen viele ganz unterschiedliche Behandlungsansätze zur Verfügung. Diese reichen von reiner Aufklärung, über Verhaltenstherapie (Bewältigungstraining), medikamentöse Therapie bis hin zur akustischen Stimulation. Das Ziel ist es immer, das Ohrgeräusch zu reduzieren oder dieses in der Wahrnehmung in den Hintergrund zu stellen, d.h. zu „überhören“. Doch gibt es nach derzeitigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand keine generelle Methode den Tinnitus zu heilen. In einzelnen Fällen ist die Wirksamkeit einzelner Therapieansätze zwar nachgewiesen. Dennoch zeigen die wenigen wissenschaftlich durchgeführten Studien einen eher begrenzten Wirkungserfolg.
Gerade an der Vielfalt der angebotenen Behandlungsmethoden verzweifeln viele Betroffene nach und nach. Viele der bisherigen Behandlungsansätze berücksichtigen nicht aktuelle neurowissenschaftliche Behandlungsansätze. Der wissenschaftliche Konsens besteht darin, dass dem Tinnitus in den meisten Fällen eine Hörschädigung vorausgeht. Doch im Kern sind es zentrale Areale im Gehirn, die für die Geräuschwahrnehmung verantwortlich sind.
Die dort ablaufenden Prozesse sind wesentlich für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Wahrnehmung des Tinnitus. Die Hörschädigung führt nicht nur zu einer Veränderung im Hören bestimmter Frequenzbereiche. Sie führt auch zu einem fehlenden „Input“ von akustischen Signalen in den verschiedenen Hirnbereichen. Die veränderte akustische Stimulation in den Verarbeitungsbereichen des Gehirns führt zu fehlerhaften neuroplastischen Prozessen (Aktivierungsmustern), die dann zu der Wahrnehmung des Tinnitus führen. Z. B. nutzt das TMNMT-Konzept („tailor-made notched music training“), entwickelt von der Universität Münster, diese Erkenntnisse.
Auch bestimmte hypnotherapeutische Verfahren bieten Möglichkeiten, die fehlerhaften Aktivierungsmuster zu beeinflussen oder zu korrigieren. Andere Therapiemethoden berücksichtigen diese Erkenntnisse jedoch kaum.
Die bedauerliche Vielfalt der Entstehungsursachen und deren komplexe Zusammenwirkung erfordert letztlich ein flexibles Herangehen an eine Therapie: Das Beste herausholen und doch für alles offen und sensibel machen. Das Beste herausholen heißt, die Arbeit an einer Verringerung und Reduzierung des Ohrgeräuschs.
Für alles offen und sensibel machen, bedeutet, sich im Zweifel darüber bewusst zu werden, dass z. B. allein aus neurologischen Gründen eine Verringerung des Ohrgeräuschs kaum möglich sein kann. Doch auch in diesen Fällen kann eine Arbeit an den negativen Gefühlen, die mit dem Ohrgeräusch verbunden ist, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität mit sich bringen.
Dies bedeutet, dass der Betroffene lernt, das quälende Geräusch nicht mehr als wichtig und vorherrschend wahrzunehmen. Hypnotische Interventionen eignen sich besonders gut, einen besseren Umgang mit dem Ohrgeräusch zu trainieren. Hierzu gehört ebenfalls ein besserer Umgang mit negativem Stress durch das Erlernen von Entspannungstechniken, wie autogenes Training, Selbsthypnose und Meditation.
Bei folgenden Störungen kann eine Hypnosetherapie sehr wirkungsvoll sein:
Im Rahmen der Behandlung von psychischen Problemen ist es ein großer Vorteil, dass Hypnose mit anderen Therapiemethoden, wie z. B. der Verhaltenstherapie kombiniert werden kann.
Jeder Mensch kennt den hypnotischen Prozess, z. B. beim Lesen eines spannenden Buches, dem Mitfiebern bei einem Fußballspiel oder dem Hören eines Musikstücks. Im Kern stellt die Hypnose daher eine Methode dar, in kurzer Zeit die eigene Wahrnehmung extrem zu fokussieren und den Zugang zu unterbewussten Informationsinhalten und Denkprozessen herzustellen.
Über die Einleitung eines tiefen Entspannungsprozesses gelangt der Klient in eine Trance, die vor allem als wohltuend empfunden wird. Diese Trance ist kein Schlaf oder auch kein bewusstloser Zustand. Um therapeutisch arbeiten zu können, ist unter Umständen auch eine Kommunikation mit dem Klienten während der Hypnose notwendig und möglich.
Hypnose kann bei vielen Aufgaben hilfreich unterstützen. Insbesondere dort, wo wir ungeachtet rein rationaler Überzeugungen und dem rationalen Wissen doch anders handeln, fühlen oder denken. Unbewusste Denkvorgänge werden im Gehirn schneller verarbeitet als bewusste Denkvorgänge. Das betrifft alle Verarbeitungsprozesse im Gehirn, die sich unserer bewussten Reflexion und unserer bewussten Beeinflussung entziehen und automatisch ablaufen. Daher hat unser Unterbewusstsein eine enorme Macht über alles, was wir Denken und Fühlen oder wie wir selbst handeln.
Hypnose eignet sich daher, eigene Veränderungsprozesse nachhaltig zu vollziehen, ungewünschte Verhaltensweisen zu ändern oder einfach einen schnellen und wohltuenden Weg in die Entspannung zu finden.
Die Hypnose ist eine wissenschaftlich fundierte und anerkannte Methode. Ihr Vorteil liegt in der hohen Vielfalt ihrer Anwendungsmöglichkeiten. Zudem lässt sie sich hervorragend mit den besten Elementen aus anderen Therapieformen, wie beispielsweise Verhaltenstherapie oder lösungsorientierten Kurzzeittherapie kombinieren.
Mit Hypnose können Ursachen für Probleme gefunden und bearbeitet sowie eigene Kräfte und Stärken wieder zugänglich gemacht werden. Sie ermöglicht auch in die eigene Vergangenheit zu reisen bzw. Zukunftsperspektiven und Wünsche „durchzuspielen“. Somit hilft sie nach wissenschaftlichen Erkenntnissen auch bei der Bearbeitung von Ängsten und Phobien, bestimmten Formen der Depression, psychosomatischen Störungen, psychosomatischen und chronischen Schmerzen, sexuellen Problemen und vielem mehr.
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