
Tropfnasse Hände, gigantische Schwitzflecken oder unvermittelte Schweißausbrüche am Kopf: Übermäßiges Schwitzen (medizinisch Hyperhidrose) ist für die Betroffenen eine erhebliche Belastung. Wenn selbst spezielle Antiperspiranzien nichts gegen die Hyperhidrose ausrichten, können Botoxinjektionen oder ein minimalinvasiver Eingriff die Schweißdrüsen zur Raison bringen.
Überstimulierte Drüsen
In Deutschland leiden etwa ein bis zwei von 100 Menschen an einer Hyperhidrose. Bei dieser Erkrankung werden die Schweißdrüsen zu stark stimuliert. Die Betroffenen schwitzen vermehrt, und zwar unabhängig davon, ob es warm ist oder ob sie Sport getrieben haben. Das Ausmaß dieses unkontrollierten Schwitzens variiert. Einige Erkrankte schwitzen so stark, dass sie mehrmals täglich ihre Kleidung wechseln müssen.
Manchmal sind Krankheiten oder Hormonschwankungen die Ursache für das extreme Schwitzen. In diesen Fällen hilft es, die zugrundeliegende Erkrankung zu therapieren, damit das Schwitzen besser wird. In den meisten Fällen lässt sich für die Schwitzerei jedoch keine Ursache finden. Dann spricht man von einer primären oder idiopathischen Hyperhidrose. Sie beginnt häufig in jungen Jahren und kann sich nach der Pubertät wieder legen. Eine genetische Veranlagung ist wahrscheinlich.
Beschwerden und Jod-Stärke-Test zeigen das Ausmaß
Ist bei einem Patienten mit Hyperhidrose keine auslösende Ursache zu finden, liegt wahrscheinlich eine solche primäre Form vor. Je nach Größe der Schwitzflecken und der Stärke des Schweißflusses teilt man die Hyperhidrose in drei Schweregrade ein. Um das Ausmaß der psychischen Belastung zu beurteilen, fragt der Arzt den Patienten, wie sehr das Schwitzen den Alltag einschränkt. Oft wird die Lebensqualität auch mit einem Fragebogen erhoben.
Das lokale Ausmaß des Schwitzens lässt sich mit dem sog. Jod-Stärke-Test sichtbar machen. Dabei trägt der Arzt Jodlösung auf die schwitzenden Gebiete auf und streut Stärke darüber. Der schwitzende Bereich färbt sich dunkel. Das zeigt dem Arzt, wie groß das betroffene Areal ist.
Wenn Medikamente und Deo nichts nutzen
Konservative Methoden wie z.B. Antiperspiranzien mit Aluminiumsalzen oder die Einnahme von Salbei helfen oft nicht ausreichend. Medikamente wiederum können die Schweißproduktion recht gut hemmen. Sie sollten aufgrund ihrer zahlreichen Nebenwirkungen aber nur kurzfristig eingenommen werden – z. B. in kritischen Situationen wie bei einer Prüfung oder einem Bewerbungsgespräch. Die Leitungswasser-Iontophorese hilft ebenfalls, ist aber recht umständlich und nur für Hände und Füße geeignet.
Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von Methoden, mit denen es den Schweißdrüsen an den Kragen gehen soll. Mit Radiofrequenz, Mikrowelle, Laser und Ultraschall versucht man z.B., die Drüsen durch Hitze zu zerstören. Diese Verfahren werden bisher vor allem an den Achseln eingesetzt und sind nicht unumstritten. Einerseits gibt es noch zu wenig Daten zur Effektivität und zu Langzeitauswirkungen, andererseits können die Nachbargewebe Schaden nehmen, z. B. die Nerven und das Fettgewebe.
Botox oder Kürettage legen Schweißgebiete trocken
Zwei effektive und schon lange bewährte Verfahren bei Hyperhidrose sind die Botoxbehandlung und die minimal-invasive Saug-Kürettage. Botulinumtoxin kann sowohl für trockene Achselhöhlen als auch für trockene Hände sorgen. Es wird in der übermäßig schwitzenden Region in kleinen Abständen 20 bis 40 Mal pro Seite injiziert. Dort sorgt es vorübergehend dafür, dass die Nerven die Schweißdrüsen nicht mehr aktivieren können. Das klappt bei etwa 90 % der damit Behandelten, wobei die Wirkung mehrere Monate anhält. Die meisten Patienten, die sich für eine regelmäßige Botoxbehandlung entscheiden, lassen diese zwei Mal im Jahr vornehmen.
Die zweite Therapie ist die operative Entfernung der Schweißdrüsen. Dies geschieht minimalinvasiv und ist nur an der Achsel möglich. Der Arzt spritzt ein Betäubungsmittel unter die Haut und schabt und saugt die Schweißdrüsen mit einer speziellen Kanüle ab. Danach wird die Wunde mit einer feinen Naht verschlossen, zurück bleibt eine kaum sichtbare Narbe. Mit dieser Methode lässt sich bei über 90 % der Betroffenen das übermäßige Schwitzen dauerhaft reduzieren. In seltenen Fällen bleiben Schweißdrüsen bestehen und das Schwitzen beginnt erneut. Diesen Patienten kann meist mit einer zweiten OP geholfen werden.
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