Artikel 24/03/2025

Lipödem: Hintergründe, Fakten, Erkenntnisse

Dr. med. Jörg Fuchs Allgemeinchirurg, Gefäßchirurg, Phlebologe
Dr. med. Jörg Fuchs
Allgemeinchirurg, Gefäßchirurg, Phlebologe

Bin ich schön: Ist diese Frage wirklich von Bedeutung und lässt sie sich allgemein beantworten?

Theoretisch ist das praktisch nicht möglich. Jeder Mensch hat seine eigene Sichtweise, auch kulturell und je nach Kontinent variieren die Vorstellungen erheblich.

Worum geht es hier im Besonderen? Es geht um eine anerkannte Erkrankung, die mit einer ICD (international classifikation of diseases) klassifiziert ist: ICD 88.20 bis 88.22.

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Das Lipödem ist eine schmerzhafte, disproportionale Ansammlung von subcutanem Fettgewebe (subcutaneous adipose tissue, SAT) an den unteren und/oder an den oberen Extremitäten, die fast ausschließlich Frauen betrifft. Der Rumpf und der Kopf sind von der Erkrankung nicht betroffen, ebenso wenig die Füße und die Hände.

Marshall und Schwahn-Schreiber schätzten 2008 die Prävalenz auf 8% bei Frauen jenseits der Pubertät. Dass heißt, in der Bundesrepublik Deutschland sind zwischen drei und fünf Millionen Frauen mit unterschiedlichen Stadien betroffen.

Wer definiert denn die Schönheitsideale, die eine Frau attraktiv aussehen lassen? Schönheit im Allgemeinen ist nie etwas Absolutes, sondern entsteht in der Begegnung zweier Menschen.
Beim Lipödem muss eindeutig differenziert werden. Warum?

Der Begriff Lipödem wurde geprägt, um dicke Beine zu beschreiben, die durch die subcutane Ablagerung von Fett im Gesäß und in den unteren Extremitäten entstehen. Die fortschreitende Vergrößerung der Gliedmaßen geht in der Regel mit einer Gewichtszunahme einher. Anzeichen einer Fettleibigkeit am Rumpf, an den oberen Extremitäten, im Gesicht und am Hals fehlen in der Regel. Die grundlegende Schwierigkeit beim Lipödem ist die subcutane Ablagerung von Fett, deren Ursache in der Wissenschaft immer noch unklar bleibt.

Das Lipödem kann bereits vor der Pubertät auftreten oder findet sich auch nach der Menopause, ist jedoch sehr häufig mit hormonellen Veränderungen korreliert (Pubertät, Kontrazeptiva, Schwangerschaft). Östrogene sind Hormone, die den Stoffwechsel des Fettgewebes regulieren, indem sie die Nahrungsaufnahme, den Energieverbrauch und die Verteilung im Körper beeinflussen.

Erfahrungen aus der täglichen Praxis zeigen, dass sich die Frauen in ihrem Körper nicht wohl fühlen, und dies meist bereits seit langer Zeit, weil sie nicht auf den richtigen Therapeuten treffen oder ihnen immer unterstellt wird, sie äßen zu viel und würden zu wenig Sport treiben. Die Frauen haben eine typische Physiognomie (Erscheinungsbild), fühlen sich isoliert und sozial eher am Rande, weil andere Frauen im selben Alter einfach anders aussehen. Es geht hier demnach überhaupt nicht um ein Schönheitsideal, sondern vielmehr um ein altersentsprechendes Erscheinungsbild in derselben weiblichen Population. Demnach beurteilen sich die Betroffenen im Kontext mit anderen. Es geht nicht um eine in den Medien immer wieder vermittelte Attraktivität, sondern um eine leider naturgegebene Dysbalance der weiblichen Körperformen.

Im deutschsprachigen Raum beschrieb Karl Sigg 1968 erstmalig diese Erkrankung: „Lipödeme seien immer beidseitig, die Umfangmaße seien an beiden Beinen genau gleich und die Beine sind auf Druck stark schmerzhaft und können oft auch spontan heftige Schmerzen bereiten. Lipödeme treten nur bei Frauen auf. Regelmäßig sind bei der Mutter ähnliche Ödeme nachzuweisen. Die Beine zeigen ein normales Lymphgefäßsystem.“

Die Erstbeschreibung erfolgte durch Edgar v. Allen und Edgar A. Hines im Jahr 1940 in der Mayo Clinic in Rochester, Minesota. Der Begriff Lipödem wurde geprägt, um dicke Beine zu beschreiben, die durch die subcutane Ablagerung von Fett im Gesäß und in den unteren Extremitäten entstehen. Die fortschreitende Vergrößerung der Gliedmaßen geht in der Regel mit einer Gewichtszunahme einher. Anzeichen einer Fettleibigkeit am Rumpf, an den oberen Extremitäten, im Gesicht und am Hals können jedoch völlig fehlen. Die grundlegende Schwierigkeit beim Lipödem ist, dass deren Ursache unklar bleibt.

In der ersten US-amerikanischen Leitlinie aus 2021 wird beschrieben, dass weder Ultraschall noch MRI (Kernspintomographie) Flüssigkeitsansammlungen im subkutanen Fettgewebe nachweisen können. Wenn es also keine Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe gibt, dann relativiert sich auch die Sinnhaftigkeit der immer wieder propagierten KPE (Komplexe Physikalische Entstauungstherapie). Die Manuelle Lymphdrainage (MLD) kann den Patientinnen guttun, Flüssigkeitsansammlungen, die es nicht gibt, kann sie jedoch nicht aus den Extremitäten herausbringen. Die Kompression ist in diesem Zusammenhang auch nicht als hilfreich einzuordnen. Kompression hilft jedoch nachweislich gegen den wahrgenommenen Schmerz.

Die KPE ist hilfreich, beseitigt aber nicht das Zustandsbild der dysproportionierten Fettgewebeverteilungsstörung. Wird von den betroffenen Frauen Beratung eingefordert, ist eine konservative Betreuung dieser Frauen so lange gerechtfertigt, wie diese es wünschen. Mit der Liposuktion steht ein operativer Eingriff zur Verfügung, der zielführend und nachhaltig ist. Hierfür muss man sich jedoch aktiv entscheiden. Die Kostenträger sollten die ihren Versicherten gegenüber viel pragmatischer auftreten, was eine Liposuktion betrifft. Eine konservative und dann auch lebenslange Therapie verursacht definitiv immense Kosten.

Was heißt das?
Eine Liposuktion (Fettabsaugung) betrifft nur die betroffenen Areale an den Beinen und Armen, an Hüfte und Po. Um ein kosmetisch vernünftiges Ergebnis zu erzielen, sind zwischen drei und fünf Liposuktionen erforderlich, deren Einzelsitzung bis zu 7000.-€ kosten kann. Wie bereits erwähnt, halten sich die Versicherer (gesetzliche Krankenkassen und Privatversicherer) sehr bedeckt und übernehmen die Kosten nur vereinzelt. Eine lebenslange konservative Therapie verursacht immense Kosten, wie oben erwähnt, in der Summe jährlich bis zu 15.000.-€.

Aus Sicht der Phlebologen, die dieses Krankheitsbild aufgrund ihrer Fachkompetenz diagnostizieren können, bleibt für die betroffenen Frauen die Empfehlung, sich bei diesen Spezialisten vor einer Liposuktion vorzustellen und begutachten zu lassen, denn ein medizinisch indizierter Eingriff ist nicht Mehrwertsteuer-pflichtig. Die ästhetische Chirurgie, und in diesen Fachpraxen / -kliniken werden die Liposuktionen durchgeführt, müssen die Mehrwertsteuer abführen.

Wenn die Versicherer nicht zahlen und die Betroffenen jedoch ein nachvollziehbares Verlangen nach einer Ästhetik, die der alterstypischen Allgemeinheit entspricht, haben, dann können sie zumindest die Mehrwertsteuer vom Finanzamt zurückfordern. Die Rechnungen sollten sowieso als außergewöhnliche Gesundheitskosten steuerlich geltend gemacht werden, immer!

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