Team jameda
Es beginnt mit Kurzsichtigkeit, später sehen Betroffene Schlieren, Doppelbilder und Lichtringe. Wenn sich die Augenhornhaut bei einem Keratokonus kegelförmig vorwölbt, reichen anfangs Brille und Kontaktlinsen. Manchmal muss die Hornhaut aber auch in einer Transplantation ersetzt werden.
Keratokonus beschreibt eine nicht-entzündliche Augenerkrankung, bei der sich die Augenhornhaut (Kornea) immer weiter ausdünnt und kegelförmig nach vorne wölbt. Betroffene entwickeln dadurch Fehlsichtigkeiten, die sich innerhalb kürzester Zeit verändern können.
Die Erkrankung beginnt einseitig. Zeitversetzt wird auch das zweite Auge erfasst. Ein Keratokonus tritt bei einem Menschen von 2000 auf. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Erste Symptome der Krankheit können im Kindes- oder Teenageralter einsetzen. Bei den meisten Patienten zeigt sich das Vollbild im Alter zwischen 20 und 30. Ab dem vierten bis zum sechsten Lebensjahrzehnt festigt sich ein Keratokonus.
Etwa 80 % der Betroffenen leiden unter der leichten Form (Forme fruste), die im Stadium einer Hornhautverkrümmung ohne vollständige Kegelform stehen bleibt. Bei den übrigen 20 % schreitet die Erkrankung fort. Hier spricht man von einem progressiven Keratokonus. Ein akuter Keratokonus liegt vor, wenn die hintere Membran der Hornhaut einreißt und Kammerwasser zwischen die Zellschichten der Kornea fließt.
Zu Beginn eines Keratokonus werden Betroffene kurzsichtig. Die fortschreitende Hornhautverkrümmung führt zu Fehlsichtigkeiten wie verzerrten Bildern, Schleiern und Doppelbildern. Typisch sind auch Lichtringe (Halos), die um Leuchtquellen wahrgenommen werden. Patienten sind lichtempfindlich, ihre Augen sind gerötet und tränen leicht. Die abnehmende und wechselnde Sehschärfe führt zu zahlreichen Augenarztbesuchen. Kontaktlinsen oder Brille müssen oft neu angepasst werden. Da die Erkrankung selten ist und die Symptome anfangs denen eines herkömmlichen Astigmatismus gleichen, zögert sich die Diagnosestellung oft hinaus.
Ein akuter Keratokonus zeigt sich durch Trübung und ballonartige Vorwölbungen der Hornhaut. Der Patient hat starke Schmerzen und sieht nur „neblig“. Um den Riss in der Hornhautmembran zu reparieren und so ernste Folgeschäden am Auge zu verhindern, sollte der Patient sofort in einer Augenklinik behandelt werden.
Die Verdünnung der Augenhornhaut beruht vermutlich auf einer Stoffwechselstörung, bei der Nährstoffe nur unzureichend aufgenommen werden. Auch eine Schilddrüsendysfunktion, mangelnde Enzymaktivität, Störungen des Immunsystems und Allergien werden als Auslöser angeführt. Die genetische Veranlagung kann vererbt werden. Im Zusammenhang mit anderen Krankheiten wie Neurodermitis und Down-Syndrom kommt ein Keratokonus oft vor.
Die Früherkennung eines Keratokonus ist wichtig, um Fehlsichtigkeiten rechtzeitig auszugleichen und eine irreversible Sehschwäche zu verhindern. Beim Arzt wird mit Hilfe eines Keratographen eine Art Landkarte der Hornhaut erstellt. Sie erfasst u. a. Dicke und Krümmung sowie den Zustand von Vorder- und Rückseite der Hornhaut. Bei einem fortgeschrittenen Keratokonus kann man die Vorwölbung der Hornhaut mit bloßem Auge erkennen. Auch Linseneinlagerungen können als braune kreisförmige Linien (Fleischerringe) zu sehen sein. Hornhautnerven und Dehnungsstreifen (Vogt-Linien) sind ebenfalls erkennbar.
Mit Hilfe der diagnostischen Parameter lässt sich ein Keratokonus einem der vier Stadien zuordnen. Die ersten beiden Stadien sind von Hornhautverkrümmung und Kurzsichtigkeit geprägt, im dritten und vierten Stadium ist die Hornhaut so verformt und vernarbt, dass die Sehkraft nur noch durch eine Hornhauttransplantation wiederhergestellt werden kann.
Eine Heilung ist nicht möglich, aber Sehkraft und Sehschärfe lassen sich je nach Stadium der Erkrankung mit einer Brille, Kontaktlinsen, einer Hornhautvernetzung und einer Transplantation der Augenhornhaut gut wiederherstellen. So besteht bei einer rechtzeitigen Therapie keine Gefahr, blind zu werden. Bei rasch fortschreitenden Verläufen kann das Sehvermögen jedoch schnell abnehmen.
Eine Brille gleicht die Seheinschränkungen eines beginnenden Keratokonus aus, solange die Hornhautverkrümmung regelmäßig ist. Nehmen Unebenheiten und Krümmungen der Hornhaut zu, werden Kontaktlinsen eingesetzt. Hier eignen sich harte, sauerstoffdurchlässige Linsen, die ganz speziell in Form, Symmetrie, Durchmesser und Material an das jeweilige Auge angepasst werden.
Das UVA-Riboflavin-Crosslinking ist ein Verfahren, das die Kollagenstruktur der Augenhornhaut stärker vernetzt. Dazu wird zunächst der UV-sensibilisierende Stoff Riboflavin auf die Hornhaut aufgebracht und anschließend mit UV-Licht bestrahlt. Die stärkere Vernetzung des Kollagens festigt die Hornhaut und verhindert, dass sie weiter ausdünnt und sich verformt.
Bei fortgeschrittenem Keratokonus bleibt eine Hornhauttransplantation als alternative Behandlung. In Stadium 3 kann die untere Hornhautschicht durch eine tiefe lamelläre Keratoplastik erhalten werden. Es werden nur die oberen Schichten durch Spendermaterial ersetzt. Stadium 4 erfordert eine perforierende Keratoplastik, bei der die gesamte Hornhaut ausgetauscht wird. Eine bei der Operation eingesetzte Laser-Technik ermöglicht höchste Präzision und schnelle Heilung.
Die Transplantationen werden ambulant oder stationär, meist unter Vollnarkose durchgeführt. Die Fäden werden erst nach einigen Monaten entfernt, da Hornhautgewebe sehr langsam zusammenwächst. Um zu verhindern, dass die neue Hornhaut abgestoßen wird, wendet der Patient kortisonhaltige Augentropfen an.
Da die Sehkraft nach einer Hornhauttransplantation zunächst sehr schwanken kann, sind Patienten in der Regel mehrere Wochen arbeitsunfähig. Die Krankenkassen übernehmen die notwendige Grundversorgung und Nachbehandlung, die genauen Kosen müssen im Einzelfall erfragt werden.
Einem Keratokonus kann man nicht aktiv vorbeugen. Die Augengesundheit allgemein erhält man jedoch, wenn man im Alltag auf einige Dinge achtet:
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