Artikel 04/09/2018

Rückenschmerzen an der Lendenwirbelsäule: Das sind häufige Ursachen

Harald Erb Heilpraktiker, Osteopath
Harald Erb
Heilpraktiker, Osteopath
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Rückenschmerzen - wer kennt sie nicht? Bei der Frage, wo es genau weh tut, zeigen die meisten Patienten auf den unteren Rücken, das heißt die Region der Lendenwirbelsäule. Und genau darum soll es in diesem Artikel gehen.

Nachfolgend erläutere ich einige der häufigsten Formen von Rückenschmerzen, die zum Teil gleichzeitig auch als Ursachen bzw. Auslöser der Schmerzen angesehen werden können.

Der Hexenschuss (Lumbago)

Der Hexenschuss ist, wie der Name schon sagt, ein einschießender Schmerz in den unteren Rücken. Häufig kommt es bereits bei kleinen Bewegungen dazu, wie z.B. wenn man sich beim Schuhebinden nach vorne beugt. Es kann aber auch beim Heben einer Getränkekiste passieren, zum Beispiel wenn der Oberkörper gedreht wird.

Der einschießende Schmerz führt in der Regel dazu, dass man in der Position „gefangen“ ist, in der es passiert ist, weil jede andere Bewegung extremst im unteren Rücken schmerzt. Oft hängen die Betroffenen in einer nach vorne gebeugten Position fest. Das Aufrichten ist dann sehr schmerzhaft.

Ursache für den Hexenschuss kann ein blockierter Wirbel sein. Fehlhaltungen durch Beinlängendifferenz oder ein umgeknickter Fuß sind ebenfalls häufige Ursachen. Aber auch überbelastete Muskulatur durch viel Sitzen, wenig Bewegung, falsche Ernährung und Stress können mitverantwortlich für den Hexenschuss sein. Meiner Erfahrung nach liegt selten nur eine Ursache vor. In der Regel wirken mehrere Faktoren zusammen.

Abzugrenzen ist der Hexenschuss von einem Bandscheibenvorfall.

Bandscheibenvorfall (Bandscheibenprolaps)

Wird die Wirbelsäule unphysiologisch belastet, z.B. durch viel Sitzen, können kleine Einrisse in der Bandscheibe entstehen. Daraus wölbt sich zunächst ein Teil des Bandscheibenkerns vor, was einen Nerven der Lendenwirbelsäule reizen kann. In diesem Fall liegt eine sogenannte Bandscheibenvorwölbung vor.

Löst sich dieser Teil des Kerns vollständig, kann er weiter aus der Bandscheibe austreten und damit noch deutlicher einen Nerven der Lendenwirbelsäule reizen. Das ist dann der sogenannte Bandscheibenvorfall.

Er macht sich in der Regel durch starke Schmerzen im unteren Rücken bemerkbar. Darüber hinaus treten hier in der Regel noch weitere Beschwerden durch die Nervenreizung auf. Das ist zum einen ein Schmerz im Verlauf des Nervs, der durch die Bandscheibe gereizt wurde. Zum anderen treten typischerweise Taubheitsgefühle und ein Kribbeln der Haut im Verlauf des Nervs auf. Manchmal ist sogar die Muskulatur schwächer, d.h. man kann dann die Muskulatur nicht so stark aktivieren, auch wenn man möchte.

Die Ursache des Bandscheibenvorfalls liegt häufig in einer sitzenden Haltung, durch die die Bandscheiben einer Mehrbelastung ausgesetzt sind. Aber auch wenig Bewegung, falsche Ernährung und Stress können mitverantwortlich für den Bandscheibenvorfall sein.

Eingeklemmter Ischiasnerv (Lumboischialgie)

Lumboischialgie bedeutet, dass sowohl eine Lumbalgie als auch eine Ischialgie vorliegt.

Unter Lumbalgie ist der Schmerz im unteren Rücken, der Lendenwirbelsäule, gemeint. Eine Ischialgie ist ein Schmerz entlang des Ischiasnervs, der in das Bein ausstrahlt. Beide Schmerzformen können einzeln auftreten oder auch zusammen wie im Falle der Lumboischialgie. Dann hat man sowohl Schmerzen im unteren Rücken als auch Schmerzen im Bein entlang des Ischiasnvervs.

Der oben beschriebene Bandscheibenvorfall ist ein Beispiel für eine Lumboischialgie.

Es gibt jedoch noch weitere Auslöser. Einige dieser Ursachen sind nachfolgend beispielhaft aufgeführt:

  • Nervenwurzelentzündungen
  • Zysten an den Wirbelgelenken
  • Tumoren der Wirbel
  • Knochenabnutzungen, die wiederum zu Knochenneubildungen führen und so den Nervenaustritt verringern (sogenannte Spinalkanalstenose)

ISG-Blockade

ISG bedeutet Iliosakralgelenk. Es ist die Verbindung zwischen dem Becken (Ilium) und dem Kreuzbein (Sacrum).

Das ISG ist die „Schnittstelle“ der Kräfte, die zum einen von oben durch die Schwerkraft auf unseren Körper wirken und über die Wirbelsäule und das Kreuzbein in das Becken und die Beine geleitet werden. Zum anderen werden die Kräfte aber auch durch das Gehen und Stehen auf unseren Füßen nach oben in Richtung Hüfte und Becken geleitet.

Am ISG werden diese Kräfte umgelenkt, so dass es einiges aushalten muss. Aus diesem Grunde ist es auch nur wenig beweglich, um genügend Stabilität zu gewährleisten. Jedoch ist das ISG über Bänder mit der Wirbelsäule verbunden. Darüber hinaus haben die Bauchorgane, die Hüften und die Muskulatur der Oberschenkel auch Einfluss auf das Becken und damit auf das ISG. Das Becken bzw. das Kreuzbein kann durch Fehlstellungen oder muskuläre Verspannungen dieser Organe in seiner Beweglichkeit eingeschränkt werden. Das wiederum kann zu einer Blockade des ISG führen.

Faszien und Rückenschmerzen

Faszien sind in aller Munde. Sie sind fast schon zu einem Modewort geworden. Es gibt Faszienrollen, Faszienbälle, Fasziendehnung und Faszien-Yoga.

Das Positive daran ist, dass sich dadurch auch die Wissenschaft immer mehr des Themas annimmt, so dass immer mehr Erkenntnisse über Faszien gewonnen werden können. So haben Faszien neben ihrer stabilisierenden Funktion auch eine Schutz- und Pufferfunktion. Darüber hinaus haben sie Schmerzrezeptoren und können dadurch zu Beschwerden führen, die Patienten z.B. in Form ihrer Rückenschmerzen spüren.

Wenn Faszien Schmerzen (mit-)ausgelöst haben, ist es meiner Erfahrung nach häufig so, dass schulmedizinisch nichts Krankhaftes gefunden werden kann. Das heißt, weder der Orthopäde noch das Röntgenbild oder das MRT können strukturelle Veränderungen deutlich machen. Der Grund liegt meiner Meinung nach darin, dass strukturell tatsächlich keine Verletzung vorliegt. Die Faszien können sich allerdings „verkleben“ bzw. „verwringen“ und dadurch die Schmerzrezeptoren reizen. Das ist zumindest die Idee des Fasziendistorsionsmodells nach Typaldos (FDM). Jedoch ist das lediglich ein Modell bzw. eine Annahme, weil man leider noch keine Verklebungen wissenschaftlich nachweisen konnte.

Darüber hinaus spielen Faszien in der Osteopathie schon lange eine Rolle. Früh erkannte man, dass Organe, Muskeln und Nerven von Faszien umgeben sind und es wichtig ist, dass sie so frei und beweglich wie möglich sind. Je fester eine Struktur ist, desto schmerzhafter ist sie in der Regel.

Unspezifischer (Rücken-)Schmerz

Auch wenn schulmedizinisch keine körperlichen Ursachen gefunden wurden, so heißt das nicht, dass es sie nicht geben muss. Der Grund liegt oft darin, dass sich die klassische Schulmedizin etwas schwertut, einen ganzheitlichen Blick auf den Patienten zu werfen. Oft werden nur die Lendenwirbelsäule und die Bandscheiben untersucht. Aber es wird zum Teil nicht nach entfernten Ursachen, wie z.B. einem umgeknickten Fuß, einer Blinddarm-OP mit Narbe, der Ernährung oder dem Stresslevel gefragt.

In der Osteopathie machen sich die Therapeuten mit einem ganzheitlichen Blick auf die Suche nach der Ursache Ihrer Beschwerden. Es werden keine Symptome oder Krankheiten behandelt, sondern Sie als Mensch - und zwar auf allen Ebenen. Aus diesem Grunde fließen in osteopathische Behandlungen auch Fragen nach Stress, Sport oder Ernährung ein.

Gerade bei nicht spezifischen Rückenschmerzen ist es häufig so, dass eine Vielzahl von Einflüssen zusammenwirken und die Beschwerden verursachen. Aus diesem Grunde ist es gerade in diesen Fällen wichtig, alle möglichen Einflüsse in die Suche nach den Ursachen mit einzubeziehen. Vor allem dann, wenn es sich um langanhaltende, chronische Beschwerden handelt.

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