Team jameda
Weitgehend still und unbemerkt hat sich jenseits der hochspezialisierten und technisierten Medizin ein Wandel in der Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen vollzogen.
Für die Aspekte von Ernährung, Bewegung und Rauchverzicht gibt es ausreichend positive Studien und Erfahrungen. Die Beeinflussung der psychosozialen Risikofaktoren hat einen noch größeren Stellenwert. Faktoren wie Arbeitsstress, niedrige Sozialschicht, mangelnde soziale Unterstützung, Angst, Ärger, Depressivität, Persönlichkeitsmuster wie Feindseligkeit und die posttraumatische Belastungsstörung können die Entstehung und den Verlauf von Herz-Kreislauf-Erkrankungen negativ beeinflussen und sind prognostisch ungünstig.
Irgendwie hat die Medizin den Kontakt zum Herzen verloren, seitdem wir das Herz auf die „Pumpfunktion“ reduziert haben. Dass unser Herz weit mehr als ein Pumporgan und ein wissenschaftlicher Forschungsgegenstand ist, macht unsere Sprache deutlich, die dem Begriff des Herzens eine eigene Sinnhaftigkeit und Symbolik zuschreibt:
Wenn uns etwas sehr nahe geht, sprechen wir davon, dass es zu Herzen geht. Bei Liebeskummer haben wir ein gebrochenes Herz. Es kann uns ein Stein vom Herzen fallen oder wir nehmen uns etwas zu Herzen. Wir können von Herzen sprechen oder das Herz auf der Zunge tragen …
Welche sinnhafte Bedeutung das Herz als Zentrum des Menschen schon in den alten Kulturen besaß, wird durch die Rückschau deutlich:
Im alten China war das Herz „der Kaiser des menschlichen Körpers“. Es ist der Sitz von Bewusstsein und Intelligenz. Das Herz beherbergt den (christlich gesprochen: heilenden) Geist und ist der Ort, von dem aus wir die Dinge wahrhaftig und so sehen können, wie sie wirklich sind: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. (Antoine de Saint-Exupery, französischer Schriftsteller)
Von hier aus haben wir ein intuitives Verständnis des Heiligen und Heilenden in uns und damit eine Sicht auf das Ganze. Der Verstand kann diese Einheit nicht erfassen, da die Funktion der Analyse auf das Trennen und nicht auf das Vereinen ausgerichtet ist. Aus meiner Sicht ist hier auch der Sitz der sogenannten Selbstheilungskräfte, die wir durch Gebet, Vergebung, Besinnung und Entspannung stärken können.
Hier gibt es auch eine enge Beziehung zwischen Herz und Zunge, denn die Zunge nimmt in der chinesischen Betrachtungsweise die Funktion des „Öffners“ ein. Dieser stellt die Beziehung des Funktionskreises mit der Außenwelt her. Hier wird auf die wichtige kommunikative Funktion des Herzens hingewiesen. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass vor allem die Menschen mit einer Typ-D-Persönlichkeit ein vielfach höheres Risiko haben, an Herzinfarkt zu versterben. Negative Affekte und soziale Inhibition kennzeichnen diesen Persönlichkeitstyp. Er ist nicht in der Lage, den Mitmenschen gegenüber seine als negativ bewerteten Gefühle wie Verärgerung oder Niedergeschlagenheit zum Ausdruck zu bringen. Fehlendes Selbstvertrauen und sozialer Rückzug, also fehlende Kommunikation komplettieren die Pathogenität dieses Persönlichkeitsmusters.
Schon vor rund 2000 Jahren wussten die chinesischen Ärzte: „Ist der Puls so regelmäßig wie der Specht im Wald klopft oder wie die Regentropfen, die vom Dachrand fallen, dann stirbt der Patient innerhalb von drei Tagen.“ Deutlicher kann man das Bild der Herzfrequenz-Variabilität nicht zum Ausdruck bringen.
Neben der Typ-D-Persönlichkeit gibt es noch einen weiteren, eigenständigen Risikofaktor, der etwa die gleiche Wertigkeit wie das Rauchen für die koronare Herzkrankheit hat. Das sind das gemeinsame Auftreten von Feindseligkeit und die Neigung zu Ärger, die beide auf der Idee von Trennung beruhen. Davon betroffene Menschen ignorieren (oder kennen nicht) Erfahrungen von Einheit und Ganzheit, dem Sinnbild des Herzens. Auch hier lässt sich der Bezug zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Patienten sehr leicht herstellen.
Das Konzept der Herzschule beruht auf einem zutiefst ganzheitlichen Ansatz, der das Herz als körperliche, rhythmische, energetische und spirituelle Mitte des Menschen ansieht.
Es gibt inzwischen zahlreiche Studien zu verschiedenen Entspannungstechniken bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nachweislich senkende Effekte auf den Blutdruck gibt es durch Autogenes Training, die Transzendentale Meditation und Biofeedback-Verfahren. Von speziellen psychotherapeutischen Verfahren profitieren depressive Koronarpatienten und die längerfristige Teilnahme an einer Herzgruppe oder Herzschule kann v.a. bei Patienten mit Typ-D-Muster eine sehr wertvolle Stärkung des Gefühls guter sozialer Unterstützung bedeuten.
Aus diesen Gründen scheint eine artgerechte, menschliche und gesunde Lebensführung doch ganz vernünftig für uns Menschen zu sein.
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