Die Sinnhaftigkeit des PSA-Testes im Rahmen der individuellen Vorsorgeuntersuchung des Mannes unterliegt einer fortwährenden Diskussion. Der Ursprung dieser Debatte kann in der allgemeinen Empfehlung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde US Preventive Task Force (USPSTF) gesehen werden, die 2012 empfahl, sich keiner PSA-Testung zu unterziehen. Die Zahl der PSA-Testungen sank in den USA nach dieser Empfehlung deutlich.
In den vergangenen Tagen wurde von der US-amerikanischen Krebsgesellschaft (American Society of Clinical Oncology) ein Kongress speziell für die Tumoren des Urogenitaltraktes (ASCO GU) ausgerichtet. Auf diesem Kongress demonstrierten Kollegen der University of California Los Angeles eine epidemiologische Analyse, bei der sie sehr eindrucksvoll belegen konnten, dass nach der Empfehlung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde USPSTF ein signifikanter Rückgang in der Rate der PSA-Testungen zu verzeichnen war. Außerdem zeigten sie, dass es gleichzeitig zu einem Anstieg der bereits bei Diagnosestellung metastasierten Prostatakarzinomen kam.
Dabei konnten die Autoren weiterhin zeigen, dass es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesstaaten der USA in der PSA-Testung gab. Die Staaten, die den stärksten Rückgang in der PSA-Testung hatten, verzeichneten gleichzeitig den stärksten Anstieg an metastasierten Prostatakarzinomen.
Der PSA-Test wird bis zur Vorlage valider klinischer Studien weiter in der Diskussion stehen. Die beiden größten Studien zu diesem Thema wurden in den USA und in Europa durchgeführt. Während die Studie in den USA zu dem Ergebnis kam, dass eine PSA-Testung keinen Überlebensvorteil erbringt, konnte die europäische Studie einen Rückgang in der Sterblichkeit um ca. 20 % bei regelmäßiger PSA-Testung zeigen.
Bei genauerer Analyse konnten in beiden Studien jedoch erheblich Mängel festgestellt werden. So hatten eine sehr hohe Anzahl der Probanden in der US-amerikanischen Studie aus dem Studienarm der Patienten, die an sich keine PSA-Testung bekommen sollten, bereits vor Studieneinschluss einen PSA-Test.
Bei der europäischen Studie gab es zum Teil weit divergierende Auslegungen, ab wann ein PSA-Test zu einer Biopsie führen sollte und eine signifikante Anzahl von Patienten konnte aufgrund methodischer Mängel nicht in die Auswertung einbezogen werden. Mit den derzeitigen klinischen Studien zur Wertigkeit der PSA-Testung lässt sich daher keine belastbare Aussage darüber treffen, ob der PSA-Test entbehrlich oder ein absolutes Muss für die Vorsorge des Mannes ist.
Heutzutage ist eine patientenindividuelle Abwägung vor der Entscheidung für den PSA-Test zwingend erforderlich und bedarf einer gemeinsamen Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient. Eine ausführliche Analyse der klinischen Daten zu diesem Thema findet sich in UroForum 05/2020.
Quelle:
J Clin Oncol 39, 2021 (suppl 6; abstr 228).
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