Team jameda
Das Bauchaortenaneurysma, eine krankhafte Erweiterung der Bauchaorta, birgt unbemerkte Gefahren, vor allem für ältere Männer. Doch frühzeitig erkannt, lässt sich das Risiko einer lebensbedrohlichen Ruptur minimieren. Die Ultraschalluntersuchung ist ein geeignetes Verfahren zur Früherkennung – einfach, sicher und effektiv. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum die rechtzeitige Diagnose mittels Ultraschall entscheidend ist und wie sie Leben retten kann.
Ein Bauchaortenaneurysma (BAA) ist eine lokale Erweiterung der Bauchaorta, der größten Arterie des Körpers, die sich unterhalb des Herzens durch den Bauchraum erstreckt. Diese Erweiterung entsteht, wenn ein Teil der Aortenwand schwächer wird und sich unter dem Druck des durchfließenden Blutes ausdehnt. Ein Aneurysma kann langsam wachsen und unbemerkt bleiben, da es in den frühen Stadien selten Symptome verursacht.
Die Häufigkeit, mit der ein Bauchaortenaneurysma auftritt, hängt stark vom Alter und dem Geschlecht der Personen ab. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass mit zunehmendem Alter und insbesondere bei **Männern **die Wahrscheinlichkeit steigt, ein BAA zu entwickeln. Die nachfolgenden Angaben stammen aus der S3-Leitlinie zu Screening, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Bauchaortenaneurysmas.
In einer Studie aus Neuseeland, die mit einer speziellen Form der Computertomographie, der CT-Kolographie, durchgeführt wurde, zeigte sich, dass bei Männern im Alter von 55 bis knapp 65 Jahren etwa 1,3% ein BAA aufwiesen. Diese Zahl steigt deutlich mit dem Alter an: Bei Männern zwischen 65 und knapp 75 Jahren lag die Rate bei 9,1%, zwischen 75 und knapp 85 Jahren bei 16,8% und bei Männern über 85 Jahren sogar bei 22%.
Bei Frauen waren die Zahlen durchweg niedriger: 0,4% im Alter von 55 bis knapp 65 Jahren, 2% zwischen 65 und knapp 75 Jahren, 3,9% zwischen 75 und knapp 85 Jahren und 6,2% bei Frauen über 85 Jahren.
Eine andere Studie, die anlässlich einer Herzuntersuchung (transthorakale Echokardiographie) durchgeführt wurde und mehr als 10.000 Männer und Frauen einschloss, fand eine allgemeine Prävalenz (Gesamtzahl der Fälle einer Krankheit in einer Population zu einem bestimmten Zeitpunkt) des Bauchaortenaneurysma von 3,5%. Dabei hatten bei den entdeckten BAA-Fällen etwa 25,7% der Männer und 18,6% der Frauen ein Aneurysma, das größer als 50 mm im Durchmesser war.
Die Symptome eines Bauchaortenaneurysmas können variieren und bleiben oft lange Zeit unerkannt, da sie subtil sein können oder ganz fehlen. Zu den möglichen Symptomen gehören:
Diese Symptome treten jedoch häufig erst in fortgeschrittenen Stadien oder bei einer drohenden Ruptur auf. Aufgrund dieser Tatsache und der Tatsache, dass kleine Aneurysmen oft symptomlos sind, bleibt die Erkrankung häufig unentdeckt, bis sie ernsthafte Gesundheitsrisiken darstellt.
Die Ultraschalluntersuchung spielt eine zentrale Rolle bei der Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen, wie die S3-Leitlinie zu Screening, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Bauchaortenaneurysmas beweist. Diese Methode ist nicht-invasiv, was bedeutet, dass sie ohne Eingriff in den Körper durchgeführt wird, und bietet eine schnelle und effektive Möglichkeit, den Zustand der Bauchaorta zu beurteilen. Ultraschall verwendet Schallwellen, um Bilder von inneren Organen und Blutgefäßen zu erstellen, und ermöglicht es Ärzten, die Größe und Form der Aorta genau zu visualisieren.
Bei der Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen mittels Ultraschall zeigt sich ein zweischneidiges Schwert. Während diese Untersuchungen lebensbedrohliche Zustände aufdecken können, führen sie auch zur Entdeckung von Aneurysmen, die niemals ein gesundheitliches Risiko dargestellt hätten. Ein wesentliches Dilemma dabei ist, dass es aktuell keine verlässliche Methode gibt, um harmlose von potenziell gefährlichen Aneurysmen zu unterscheiden.
Schätzungsweise bleibt rund die Hälfte der während der Screenings identifizierten Aneurysmen ohne jegliche Folgen. Diese sind überwiegend klein und hätten ohne die Früherkennung nie Aufmerksamkeit erregt. Konkret bedeutet dies: Von den 20 Männern pro 1.000 Teilnehmern, bei denen ein Aneurysma festgestellt wird, wären bei etwa 10 Personen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Notwendigkeiten für weitere Untersuchungen oder operative Eingriffe entstanden.
Diese Situation unterstreicht die Komplexität der Entscheidung für oder gegen die Teilnahme an einem Screening-Programm. Während auf der einen Seite die Möglichkeit besteht, ein lebensbedrohliches Aneurysma frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, besteht auf der anderen Seite auch das Risiko, unnötigerweise in einen Zustand der Sorge und möglicherweise überflüssiger medizinischer Maßnahmen versetzt zu werden.
Die Bauchaortenaneurysma-Ultraschalluntersuchung läuft wie eine Abdomensonographie ab (Abdomen = Bauch). Während der Untersuchung liegt der Patient typischerweise auf dem Rücken. **Ultraschallgel **wird auf den Bauchbereich aufgetragen, um die Übertragung von Ultraschallwellen zu erleichtern. Eine Ultraschallsonde wird über die Haut bewegt, um die Bauchaorta und ihre Umgebung abzubilden. Die Schallwellen, die von der Sonde ausgesendet werden, prallen von den Strukturen im Körper ab und werden wieder zum Gerät zurückgesendet, wo sie in Bilder umgewandelt werden. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten.
Diese Ultraschallbilder ermöglichen es dem Arzt, die Durchmesser und Struktur der Aorta zu beurteilen. Ein Durchmesser ab 50 mm (5,0 cm) wird, insbesondere bei Frauen, als kritischer Wert für die Überlegung einer Behandlung angesehen, so die S3-Leitlinie. Dies steht im Einklang mit der Erkenntnis, dass das Rupturrisiko bei einem Aortendurchmesser ab 50 mm erhöht sein kann und somit eine frühzeitige Intervention gerechtfertigt sein könnte.
Die Informationen zum Ultraschall-Screening auf Aneurysmen der Bauchaorta des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) ergänzen:
Die Ultraschalluntersuchung bietet gegenüber anderen Diagnosemethoden wie CT (Computertomographie) oder MRT (Magnetresonanztomographie) mehrere entscheidende Vorteile:
Ein Ultraschall der Bauchaorta ist einmal kostenlos, wenn sie ein gesetzlich versicherter Mann und mindestens 65 Jahre alt sind.
Das Ultraschall-Screening zur Früherkennung des Bauchaortenaneurysmas ist freiwillig. Sollten Sie die Früherkennungs-Ultraschalluntersuchung ablehnen und wird irgendwann später ein BAA bei Ihnen diagnostiziert, dann übernimmt Ihre Krankenkasse dennoch die Behandlungskosten.
Jedoch ist eine spezielle Genehmigung durch die zuständige Kassenärztliche Vereinigung erforderlich, die im Rahmen der Ultraschallvereinbarung erteilt wird. Diese Erlaubnis basiert auf festgelegten Qualifikationen und Standards, die sicherstellen, dass die Untersuchungen fachgerecht durchgeführt werden.
Ärzte aus den genannten Fachbereichen, die nicht über die spezielle Genehmigung zur Durchführung sonographischer Untersuchungen der Bauchaorta verfügen, sind dennoch in der Lage, Aufklärungsgespräche mit Patienten zu führen. Solche Gespräche können beispielsweise im Rahmen einer allgemeinen Gesundheitsuntersuchung für Erwachsene, dem sogenannten Check-Up, stattfinden.
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