Team jameda
Sie haben Schmerzen im Beckenbodenbereich, Probleme beim Wasserlassen oder Darmbeschwerden? Vielleicht steckt die Prostata dahinter. Erfahren Sie, welche Symptome typisch für Prostata-Erkrankungen sind und was dagegen hilft.
Die wichtigsten Symptome sind Prostataschmerzen, Probleme beim Wasserlassen sowie Erektions- und Potenzstörungen. Darüber hinaus kommen bei einigen Prostata-Erkrankungen auch Darmbeschwerden, Blutungen und Fieber vor.
So beschreiben die meisten Prostata-Patienten ihre Symptome:
Der Arzt bewertet Ihre Prostatabeschwerden mit Hilfe international validierter Standardfragebogen. Für Prostataschmerzen hat der NIH-CPSI Fragebogen drei Teilbereiche: Schmerz, Wasserlassen und Lebensqualität. Addieren Sie die Zahlen, die Sie angekreuzt haben, und berechnen Sie Ihren Score, um den Test auszuwerten.
NIH-CPSI Fragebogen
1. Schmerzen
a) Wo empfanden Sie Schmerzen in der letzten Woche?
Ja = 2
Nein = 1
a. Zwischen Mastdarm und Hoden
b. Hoden
c. Penisspitze
d. Unterbauch
b) Haben sie innerhalb der letzten Woche folgende Beschwerden beobachtet?
Ja = 2
Nein = 1
a. Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen
b. Schmerzen während oder nach dem Orgasmus
c) Wie oft hatten Sie Schmerzen dieser Art in der letzten Woche?
a. Nie
1
b. Selten
2
c. Manchmal
3
d. Oft
4
e. Fast immer
5
f. Immer
6
d) Wie stark sind diese Schmerzen durchschnittlich?
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Keine Schmerzen
Sehr starke Schmerzen
2. Wasserlassen
a) Wie oft hatten Sie in der letzten Woche das Gefühl, dass Ihre Blase nach dem Wasserlassen nicht ganz entleert war?
a. Nie
0
b. In weniger als 20 % der Fälle
1
c. Bei weniger als der Hälfte der Fälle
2
d. Bei 50% der Fälle
3
e. Bei mehr als der Hälfte der Fälle
4
f. Immer
5
b) Wie oft mussten Sie in der letzten Woche innerhalb von 2 Stunden ein zweites Mal Wasserlassen?
a. Nie
0
b. In weniger als 20 % der Fälle
1
c. Bei weniger als der Hälfte der Fälle
2
d. Bei 50% der Fälle
3
e. Bei mehr als der Hälfte der Fälle
4
f. Immer
5
3. Lebensqualität
a) Wie sehr haben die Symptome Sie davon abgehalten, das zu tun, was Sie normalerweise in der letzten Woche getan hätten?
a. Nie
0
b. Wenig
1
c. Etwas
2
d. Sehr stark
3
b) Wie oft haben Sie innerhalb der letzten Woche an Ihre Symptome denken müssen?
a. Nie
0
b. Wenig
1
c. Etwas
2
d. Sehr stark
3
c) Wie würden Sie sich fühlen, wenn sich Ihre jetzigen Symptome in Ihrem Leben nicht mehr ändern würden?
a. Ausgezeichnet
0
b. Zufrieden
1
c. Überwiegend zufrieden
2
d. Teils zufrieden, teils unzufrieden
3
e. Überwiegend unzufrieden
4
f. Unglücklich
5
g. Sehr schlecht
6
Bei einem Schmerz-Score von > 10 ist ein Prostatitis-Syndrom möglich. Der NIH-CPSI-Fragebogen ist nicht nur für die Diagnose, sondern auch für den Verlauf der Symptome, die Einschätzung der Wirksamkeit der Therapie und des Krankheitsverlaufs hilfreich.
Der international standardisierte IPSS-Fragebogen zur detaillierten Bewertung der Symptome beim Wasserlassen beinhaltet 8 Fragen:
Bedeutung der Zahlen 0-6:
0
Niemals
1
Seltener als in 1 von 5 Fällen (<20%)
2
Seltener als in der Hälfte der Fälle
3
Ungefähr in der Hälfte der Fälle
4
In mehr als der Hälfte aller Fälle
5
Fast immer
In den letzten 4 Wochen:
1. Wie oft hatten Sie das Gefühl, dass Ihre Blase nach dem Wasserlassen nicht ganz leer war?
0
1
2
3
4
5
2. Wie oft mussten Sie innerhalb von 2 Stunden ein zweites Mal Wasserlassen?
3. Wie oft mussten Sie beim Wasserlassen mehrmals aufhören und wieder neu beginnen (Harnstottern)?
4. Wie oft hatten Sie Schwierigkeiten, das Wasserlassen hinauszuzögern?
5. Wie oft war der Harnstrahl schwach?
6. Wie oft mussten Sie pressen oder sich anstrengen, um mit dem Wasserlassen zu beginnen?
7. Wie oft sind Sie im Durchschnitt nachts aufgestanden, um Wasser zu lassen?
8. Wie würden Sie sich fühlen, wenn sich Ihre jetzigen Symptome beim Wasserlassen künftig nicht mehr ändern würden?
0
Ausgezeichnet
1
Zufrieden
2
Überwiegend zufrieden
3
Teils zufrieden, teils unzufrieden
4
Überwiegend unzufrieden
5
Unglücklich
6
Sehr schlecht
Prostataschmerzen sind meistens auf ein Prostatitis-Syndrom zurückzuführen. Es wird auch Beckenschmerzsyndrom genannt und in vier Kategorien eingeteilt, wobei sich nur die ersten drei mit Prostataschmerzen äußern:
Symptome beim Wasserlassen deuten entweder auf ein Beckenschmerzsyndrom oder auf eine gutartige Prostatavergrößerung hin. Im zweiten Fall drückt das überflüssige Prostatagewebe auf den Teil der Harnröhre, der sich in der Prostata befindet und verursacht Probleme beim Wasserlassen.
Auch Prostatasteine verursachen Prostata-Symptome. Es handelt sich um kleine, harte Verdichtungen aus Prostatasekret mit Kalkablagerungen, die sich nach einer Prostatitis bilden. Sie sind häufig und harmlos.
Die Prostata kann auch krank sein, wenn keine Symptome auftreten. Das ist besonders im Prostatakrebs-Frühstadium gefährlich. Während dieser Zeit breitet sich der Krebs langsam innerhalb der Prostata aus und verursacht meistens keine Beschwerden.
Eindeutige Symptome gibt es im Frühstadium nicht. Symptome eines fortgeschrittenen Prostatakrebses sind:
Die asymptomatische Prostatitis, die Kategorie IV des Prostatitis-Syndroms, ist auch eine symptomlose Prostata-Erkrankung. Bei der asymptomatischen Prostatitis ist eine Entzündung der Prostata nachweisbar, ohne dass der Betroffene Beschwerden hat. Die chronische Entzündung verringert die Fruchtbarkeit und trägt zur Entstehung von Prostatakrebs bei.
Die PSA-Werte sind bei einer asymptomatischen Prostatitis erhöht und normalisieren sich wieder nach der Behandlung der Entzündung.
Welche Symptome bei welcher Erkrankung?
Prostatitis
Prostatahypertrophie
Prostatakrebs
(fortgeschritten)
Prostataschmerzen
X
X
Störungen beim Wasserlassen
X
X
X
Erektions- und Potenzstörungen
X
X
X
Darmbeschwerden
X
Blut im Urin oder Sperma
X
X
Fieber
X
Tipp: Die beschriebenen Symptome könnten bei den jeweiligen Erkrankungen auftreten, müssen es aber nicht.
Der Arzt bewertet zuerst Ihre Symptome mit Hilfe der international validierten Fragebögen und entscheidet dann, welche Tests zur weiteren Klärung nötig sind.
Ausschlaggebend für die Diagnose von Prostataerkrankungen sind die PSA-Werte. Das PSA, das Prostata-spezifische Antigen, ist ein Bestandteil des Prostata-Sekrets, das in sehr geringen Anteil in den Blutkreislauf gelangt. Bei PSA-Blutwerten über 4 ng/ml besteht weiterer Klärungsbedarf. Erhöhte PSA-Blutwerte weisen auf akute oder chronische Prostataentzündungen, gutartige Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs hin.
Bei der Interpretation erhöhter PSA-Werte beachtet der Arzt folgende Punkte:
Weitere Untersuchungen für die Diagnose der Prostata-Erkrankungen sind:
Die Behandlungsmöglichkeiten der Prostata-Erkrankungen sind vielfältig. Die wichtigsten können wie folgt zusammengefasst werden:
Prostata-Erkrankungen äußern sich hauptsächlich mit Prostataschmerzen, Störungen beim Wasserlassen sowie Erektions- und Potenzstörungen. Die Prostata kann aber auch hinter Symptomen wie Rückenschmerzen, Blut im Urin oder im Stuhl, Darmbeschwerden, Fieber und Müdigkeit stecken. In diesen Fällen ist es jedoch wichtig, weitere mögliche Ursachen auszuschließen, die wahrscheinlicher sind.
Für die Ursachen der Prostata-Symptome gibt es eine breite Palette von Behandlungsmöglichkeiten. Deshalb lohnt es sich, zum Arzt zu gehen und ihm die Diagnose zu überlassen. Was Ihnen ungewöhnlich erscheinen mag, beeindruckt Ihren Arzt nicht, sondern hilft ihm, die Ursachen zu klären und die geeigneten Therapiemöglichkeiten für Sie auszusuchen.
Quellen:
Wagenlehner FME, et al. Prostatitis und männliches Beckenschmerzsyndrom. Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(11): 175–83.
Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. Arbeitskreis Benignes Prostatasyndrom der Akademie der Deutschen Urologen. Leitlinie zur Therapie des benignen Prostatasyndroms der Qualität S2e. org. Stand 09.09.2016
Sökeland J, Goepel M, Schulze H. Die benigne Prostatahyperplasie: Pathogenese, Diagnostik und konservative Therapie. Dtsch Arztebl 2000; 97(24): A-1677 / B-1441 / C-1335
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). S1-LeitliniePSA-Screening, Hausärztliche Beratung. AWMF online(Stand 28.10.2016)
Thompson IM, et al. Prevalence of prostate cancer among men with a prostate-specific antigen level < or =4.0 ng per milliliter.The New England journal of medicine 2004;350(22):2239–2246
Leitlinienprogramm Onkologie der AWMW, Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und Deutschen Krebshilfe e.V. Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU). Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms Version 2.0 – 1. Aktualisierung 2011. leitlinienprogramm-onkologie.de(Stand 28.10.2016)
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