Das jameda-Interview: 9 Fragen an Prof. Dr. med. Irmingard Neuhann

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Frau Prof. Dr. med. Irmingard Neuhann interessante Fragen zu ihren Erfahrungen als Augenärztin.

jameda: Frau Prof. Dr. Neuhann, was hat Sie motiviert, Augenärztin zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Prof. Dr. Neuhann: Ich komme aus einer absoluten Medizinerfamilie und bin in der 4. Generation Augenärztin.

Wenn ich etwas nicht werden wollte, dann Augenärztin! Aber ich bin es doch geworden, wie magisch hat es mich erst in das Medizinstudium und dann in die Augenheilkunde gezogen. Ich habe es keinen Tag bereut und freue mich in meiner Sprechstunde aufrichtig über meine Arbeit am ‘Mikrokosmos Auge’ und meine Arbeit mit den verschiedenen Menschen und Bedürfnissen, die ihre Augen mit sich bringen.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Prof. Dr. Neuhann: Ich bin Augenchirurgin. Mein Schwerpunkt liegt in der operativen Versorgung von Augenkrankheiten an der Hornhaut (Hornhauttransplantationen), an der Linse (Operation vom Grauen Star etc.), am Grünen Star und an der Netzhaut. Die Möglichkeiten, die uns die Mikrochirurgie des Auges eröffnet, sind ein Wunder. Und auch wenn ein Wunder zur Routine wird, bleibt es dennoch ein Wunder. Auch für mich.

Bei der Beratung vor einer Operation und der Operation selbst versuche ich, auf die natürlicherweise auftretenden Unsicherheiten und Ängste bestmöglich einzugehen. Denn im Falle einer eigenen Behandlung wünsche ich es mir für mich selbst auch so. Wir besprechen die Prognose und Risiken der Operation und wägen sie gegeneinander und gegenüber den Alternativen, z. B. dem Zuwarten oder Beobachten, ab. Die beste Operation ist für mich immer noch die, die es am Ende gar nicht braucht.

jameda: Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Prof. Dr. Neuhann: Ja natürlich und zum Glück hatte ich mehrere Mentoren und Lehrmeister, die ich sehr verehre! Allen voran mein Vater, Prof. Thomas Neuhann. Er war und ist mein größter Lehrer und Unterstützer und hat mir alles weitergegeben, was er weiß. Außerdem habe ich das Glück, Prof. Bartz-Schmidt aus Tübingen zu meinen Lehrmeistern zählen zu dürfen, sowie Prof. Kirchhof aus Köln. Viel zu verdanken habe ich auch David J. Apple, meinem inzwischen verstorbenen Mentor aus den USA.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Prof. Dr. Neuhann: In der Augenheilkunde ist der Fortschritt sehr schnell, sodass wir fast jährlich neue Geräte oder Behandlungsalgorithmen bekommen. In unserem MVZ haben wir das große Glück, modernste Technologien anbieten zu können. So verfügen wir – um nur ein Beispiel zu nennen – über einen speziellen Netzhautlaser, mit dem man vom Computer gesteuerte und schmerzfreie Behandlungen, z. B. bei diabetischer Augenerkrankung, durchführen kann.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Prof. Dr. Neuhann: Wenn die Medizin immer fortschrittlicher und technischer wird, sehe ich die größte Herausforderung darin, das, was unseren Beruf auch maßgeblich ausmacht, nämlich ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis, aufrechtzuerhalten.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Prof. Dr. Neuhann: Ich behandle immer den Menschen als Ganzes und nicht ein einzelnes Auge oder einen Befund. Vor einer Operation wird jedes Für und Wider abgewogen und auch die Alternativen ehrlich diskutiert.

Als wesentlichen Bestandteil einer Operation sehe ich es auch an, natürlich auftretende Ängste und Unsicherheiten vor und während einer Operation bestmöglich aufzufangen. Denn ich sehe meine Aufgabe als Operateurin nicht nur in der handwerklichen Tätigkeit, sondern auch darin, die OP emotional bestmöglich zu begleiten.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Prof. Dr. Neuhann: Das Vertrauen, das meine Patienten mir entgegenbringen, ist die größte Wertschätzung, die ich mir wünschen kann.

jameda: Gibt es ein besonderes Patientenerlebnis, das Sie nie vergessen werden?

Prof. Dr. Neuhann: Die Umarmung einer Patientin, als sich nach 1,5 Jahren des Beobachtens ohne Operation der Befund am einzig guten Auge von selbst heilte.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Prof. Dr. Neuhann: Bildschirmpausen, bei hellem Licht draußen Sonnenbrille tragen und am allerwichtigsten in der heutigen Zeit: mit den Kindern rausgehen, mindestens 2 Stunden am Tag, damit sie nicht immer kurzsichtiger werden!

Zur Person

Ich bin Augenchirurgin und Augenärztin in 4. Generation. Nach dem Abitur am Maximiliansgymnasium in München habe ich mein Studium in Budapest, Madrid und Berlin absolviert. In Berlin habe ich meine Promotion mit dem Titel ‘Die Inzidenz der Amotio retinae nach Phakoemulsifikation und Linsenimplantation bei Achsenmyopie’ mit Magna cum laude abgeschlossen.

Meine Facharztausbildung habe ich in München und an der Universitäts-Augenklinik in Tübingen absolviert. In letzterer habe ich auch unter meinem damaligen Chef Prof. Bartz-Schmidt über das Thema ‘Materialassoziierte Komplikationen von Kunstlinsen’ habilitiert. Seit 2009 bin ich im MVZ Prof. Neuhann tätig und dort auf die operative Versorgung fast aller intraokularen (im Auge gelegenen) Krankheitsbilder spezialisiert.

Zur Praxis

Die von meinem Vater Prof. Thomas Neuhann gegründete Augenarztpraxis MVZ Prof. Neuhann gibt es seit 1982 in der Fortführung der Augenarztpraxis meines Großvaters Dr. Wilhelm Neuhann. Seit 2019 gehört unser MVZ zu einem größeren Verbund von Augenpraxen (sog. Ober-Scharrer-Gruppe). Unser ärztliches Team besteht aus 7 Fachärzten und 5 Assistenzärzten. Unterstützt werden die Ärzte von einem Team aus nichtärztlichen Mitarbeitern – sowohl in der Praxis als auch im OP-Zentrum.

Die Praxis befindet sich im Helios-Ärztehaus in der Helene-Weber-Allee 19. Unsere ambulanten und stationären Augenoperationen führen wir im Augen-OP-Zentrum im Rotkreuzkrankenhaus in der Nymphenburgerstr. 163 durch.

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