Das jameda-Interview: 8 Fragen an Prof. Dr. Henning Niebuhr

Ärzte haben einen besonderen Blick auf die Welt der Medizin. Damit Patienten hinter die Kulissen des Gesundheitswesens blicken können, stellt jameda Herrn Prof. Dr. Henning Niebuhr interessante Fragen zu seinen Erfahrungen als Facharzt für Allgemeinchirurgie.

jameda: Herr Prof. Dr. Henning Niebuhr, was hat Sie motiviert, Arzt zu werden, und warum haben Sie sich für Ihre Spezialgebiete entschieden?

Herr Prof. Dr. Niebuhr: Der Arztberuf war schon früh nahe dran, mein Vater war Hausarzt. Der Wunsch den Menschen nah zu sein und fachlich Lösungen zur Verbesserung der Lebenssituation anbieten zu können, kam bestimmt von dort.

Die Neigung zur Chirurgie wuchs beständig im Laufe der Schulzeit und der Ausbildung zum Krankenpfleger. Daher war das anschließende Studium mein Weg in die Chirurgie. Nach umfassender Ausbildung und Tätigkeit auf dem weiten Feld der Allgemein- und Viszeralchirurgie erfolgte die Spezialisierung auf das Gebiet der Bauchwandchirurgie nach und nach und besteht seit 2007.

jameda: Worin liegt Ihr Tätigkeitsschwerpunkt und was macht diesen so besonders?

Herr Prof. Dr. Niebuhr: Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt, wie schon gesagt, auf der Bauchwandchirurgie. Es geht dabei um die operative Behandlung von allen sogenannten Hernien (Weichteilbrüche wie Leistenbruch, Nabelbruch, Narbenbruch und Zwerchfellbruch).

Das Faszinierende daran ist, dass ein weites Feld vom kleinsten Nabelbruch bis zum größten Narbenbruch mit vorfallenden Eingeweiden operativ beherrscht werden muss. Dabei kommen sehr unterschiedliche Techniken, von der einfachen Naht bis zur ausgedehnten Bauchwandrekonstruktion, zur Anwendung.

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jameda:** Gibt es im medizinischen Bereich ein Vorbild, das Ihre Laufbahn besonders geprägt hat?

Herr Prof. Dr. Niebuhr: Neben meinem wichtigsten chirurgischen Lehrer Herrn Professor Dr. Klaus Rückert, der meinen Weg zum Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie entscheidend geprägt und uns Jungassistenten Tür und Tor zur minimal invasiven Chirurgie, zur Ultraschalldiagnostik und mir ganz persönlich zur Professur geöffnet hat, sind noch zwei weitere Namen herausragend: Prof. Dr. H. W. Schreiber und Prof. Dr. V. Schumpelick. Prof. Dr. Schreiber wegen seiner Unterstützung auf dem schwierigen Weg zur sog. externen Habilitation (Erwerb der Professur außerhalb der Universitätsklinik) und Prof. Dr. Schumpelick als großartiger Stern der Hernienchirurgie.

jameda: Gibt es aktuell Hilfen oder Neuerungen, die Ihnen Ihren Praxisalltag erleichtern können?

Herr Prof. Dr. Niebuhr: Die Antwort muss man splitten: Geht es um Arbeit in der Praxis vor und nach der Operation ist eine höchstmögliche Standardisierung und Digitalisierung der Abläufe schon weit fortgeschritten, um möglichst viel Zeit für das Gespräch mit den und die direkte Untersuchung der Patient*innen zu haben. Geht es um die Arbeit im OP, arbeiten wir daran, unsere verschiedenen Operationstechniken (Schlüssellochchirurgie, sog. MILOS- und IFT-Verfahren) beständig zu verbessern.

jameda: Wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die größten Herausforderungen für die Zukunft

Herr Prof. Dr. Niebuhr: Fachlich technisch wird die Zuhilfenahme robotischer Systeme im OP eine Rolle spielen. Sie müssen den Beweis erbringen, nachhaltig Vorteile für das operative Ergebnis zu bringen. Eher gesundheitspolitisch wird es darauf ankommen, von Seiten der Krankenkassen eine vernünftige Vergütung der z. T. sehr aufwändigen, lange dauernden rekonstruktiven Eingriffe zu erlangen. Zur Zeit haben wir es gerade bei diesen genannten sehr großen Eingriffen mit einer erheblichen Unterfinanzierung zu tun.

jameda: Was wird an Ihrem individuellen Umgang mit Ihren Patienten besonders geschätzt?

Herr Prof. Dr. Niebuhr: Das ist natürlich schwer über sich selbst zu sagen. Ich gebe mir Mühe, mit den zu mir kommenden Patient*innen empathisch und auf Augenhöhe umzugehen. Wichtig ist es, Vertrauen aufzubauen und fachlich zu überzeugen.

jameda: Was schätzen Sie an Ihren Patienten besonders?

Herr Prof. Dr. Niebuhr: Dass sie mich trotz Professorentitel als Mensch ansehen und mir in den allermeisten Fällen vertrauen.

jameda: Welchen Gesundheitstipp möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Herr Prof. Dr. Niebuhr:  Für unser Spezialgebiet kann man ja leider nicht soviel Vorbeugendes empfehlen. Geht es um die Planung einer (besonders großen) Operation, soll generell ein normales Gewicht angestrebt, eine Zuckerkrankheit gut eingestellt und das Rauchen eingestellt werden.

Zur Person

Mein Leitmotto ist es, spezialisierte Fähigkeiten in guter Organisation menschlich zu machen. Ich glaube, dass ich operativ versiert bin, und biete das gesamte Spektrum der Bauchwandchirurgie (Leisten-, Schenkel-, Bauchwand-, Narben- und Zwerchfellbrüche) in hoher Kompetenz.

Dank ausgiebigen praktischen wie wissenschaftlichen Engagements gehöre ich in die Gruppe internationaler Spezialisten und Meinungsbildner (sog. key opinion leaders) meines Gebietes. Seit 2020 bin ich einer der ersten fünf europäischen Fachärzte für Bauchwandchirurgie.

Zur Praxis

Im Hamburger Hernien Centrum behandeln wir alle Patienten individuell und auf dem höchsten medizinischen und technischen Niveau. Unser Fokus liegt auf der professionellen Behandlung aller Hernientypen (Leisten-, Schenkel-, Nabel-, Bauchwand-, Narben- und Zwerchfellbrüche, einschließlich Rektusdiastasen sowie Sportlerleisten). Unser freundliches und kompetentes Team  bleibt bei jedem Schritt stets an Ihrer Seite, um eine optimale Patientenversorgung sicherzustellen.

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