Artikel 08/05/2021

Neurologische Probleme nach einer Covid-19-Infektion (Post-Covid)

Dr. med. Sabine Uez Neurologe, Sportmediziner, Ernährungsmediziner
Dr. med. Sabine Uez
Neurologe, Sportmediziner, Ernährungsmediziner
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Mittlerweile haben sehr viele Leute eine Covid-19-Infektion überstanden. Alleine in Deutschland sind es aktuell ca. 3,04 Mio Genesene (Stand 4.5.21). Manche ohne schwere Symptome oder nur leichten Symptomen, die sich daheim erholen konnten. Manche mussten ins Krankenhaus oder gar auf die Intensivstation, um zu überleben.

Leider ist es mit Überstehen der akuten Infektion oft nicht getan: Viele Patienten, egal welcher Verlaufsform, leiden weiterhin unter deutlichen Beschwerden wie:

  • Müdigkeit
  • Atembeschwerden
  • Störung des Geruchs- und Geschmackssinnes
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • allgemeine Schwäche
  • Herzbeschwerden (> 3 Monate das sogenannte Post-Covid-Syndrom, >6 Monate das sog. Long-Covid-Syndrom)

Menschen, die auf Intensivstation waren, haben hierfür ein erhöhtes Risiko. Auch Depressionen und Schlafstörungen können eine Folge sein. Ein häufiges Problem sind sogenannte „neurokognitive Defizite“. Das heißt, dass bestimmte Funktionen des Gehirns (meist vorübergehend) nicht mehr so intakt sind wie vor der Erkrankung. Insbesondere geht es hierbei um die Gedächtnisfunktionen, Konzentration und die sogenannten Exekutivfunktionen (Planen, Entscheidungen treffen, Arbeitsgedächtnis…).

Ergebnisse einer aktuellen Studie

Eine aktuelle Studie der Uniklinik Freiburg untersuchte 29 Patienten, die im Krankenhaus mit einer Coronainfektion behandelt wurden, aber nicht auf der Intensivstation. Diese Studie belegt, dass meist zwar in der Kernspinuntersuchung des Gehirnes keine Auffälligkeiten gefunden werden. Allerdings hat man in einer bestimmten Messung der Hirnfunktion mittels radioaktiv markierter Substanzen (FDG PET) zeigen können, dass die Gedächtnisbeschwerden nach einer Coronainfektion mit einer „Unterfunktion“ (= einem verminderten Glucosestoffwechsel) in der vorderen Hirnrinde korrelieren. So konnte also durchaus eine Störung in der Hirnfunktion nachgewiesen werden.

Die gute Nachricht: Bei den meisten Patienten verbesserte sich die Gedächtnisfunktion bis sechs Monate nach der Erkrankung wieder deutlich, nur einige wenige hatten auch über sechs Monate hinaus noch Beschwerden (Long-Covid). Auch von Patienten mit leichten Infektionen ist mittlerweile bekannt, dass sie längere Beschwerden in neurologischen Funktionen (Geruch, Geschmack, Gedächtnis, allgemeine Müdigkeit/Erschöpfung) aufweisen können. Sie stellen durchaus ein relevantes Problem dar und können eine längere Einschränkung im Alltag und im Beruf nach sich ziehen.

Was sollen die Patienten nun tun, wenn sie unter dauerhaften Beschwerden leiden?

Zunächst einmal ist natürlich keine Panik angesagt, wie beschrieben vergehen die meisten Beschwerden bis drei bis sechs Monate nach Infektion. Je nach Beschwerdeintensität sollte aber natürlich schon zunächst einmal mit dem behandelnden Hausarzt Kontakt aufgenommen werden. Bei deutlichen und dauerhaften Beschwerden (>3 Monate) sollten Sie sich beim Neurologen und ggf. beim Neuropsychologen wegen der Gedächtnisbeschwerden vorstellen.

Hier wird festgestellt, wie schwerwiegend die Ausfälle und Probleme sind, ob weitere Untersuchungen veranlasst werden müssen und ob eine (medikamentöse oder therapeutische) Unterstützung notwendig ist. In schwereren Fällen (auch die Lunge oder das Herz betreffend) kann auch eine Rehabilitation notwendig sein. Ansonsten ist eine ambulante Therapie meist ausreichend.

Quellen:

(1) Hosp JA, Dressing A, Blazhenets G et al. Cognitive impairment and altered cerebral glucose me.

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