In Deutschland wurden letztes Jahr ca. 500.000 künstliche Gelenke implantiert. Die Zahl blieb während der letzten paar Jahre etwa konstant. Davon belief sich die Zahl künstlicher Hüftgelenkoperationen auf etwa 300.000 pro Jahr. Darunter sind sehr junge, aber auch sehr alte Patienten. Mehr über den Ablauf, die Risiken und die Ausfallzeiten erfahren Sie in diesem Artikel.
Mittlerweile ist der künstliche Hüftgelenkersatz die erfolgreichste orthopädische Operation. Alle operativen Abläufe sind hochspezialisiert und gleichzeitig hochstandardisiert. Viele operative Zentren haben sich mittlerweile als sogenannte Endoprothesenzentren zertifizieren lassen.
Der Eingriff kann in Voll-oder Rückenmarksnarkose durchgeführt werden. Dabei liegt der Patient auf dem Rücken oder auf der Seite. Die Operation dauert 45-60 Minuten. Die Schnitte sind in der Regel zwischen zehn bis zwölf Zentimeter lang, wobei die Schnittlänge neben dem kosmetischen Aspekt nicht die entscheidende Rolle spielt.
Alle Operationen werden heutzutage mittels eines minimalinvasiven Zugangs durchgeführt. Dabei sind gegenwärtig vier Zugangsarten am weitesten verbreitet:
Dabei wird muskelschonend operiert. Das heißt, dass der Muskel nicht wie früher abgelöst wird. Stattdessen operiert man durch eine Muskellücke hindurch. Diese Muskellücke wird durch zwei bis drei Haken aufgespannt, die ein bis zwei Assistenten halten.
Optional kommt eine Beckennavigation zum Einsatz. Dafür wird ein sternförmiges Instrument am Becken befestigt, das ständig mit Infrarotsignalen abgetastet wird. Der Computer berechnet daraus ein dreidimensionales Bild des Beckens. Ein ebensolches Instrumentarium befindet sich an der Fräse, mit der die Hüftpfanne vorbereitet wird. Durch die Navigation kann die Pfanne genauer platziert werden, was eine verlängerte Standzeit verspricht. Nachdem das Pfannenlager aufgefräst wird, wird die Pfanne eingeschlagen. Sie besteht aus einer Titanlegierung, verklemmt sich mindestens an drei Punkten im Bereich des Beckens und erreicht dadurch Festigkeit.
Die Pfanne ist mit keramischem Knochenersatzmaterial beschichtet und kann fest mit dem Knochen verwachsen. In die Titanpfanne kommt ein Gelenklager, das meistens aus hochverdichteten langlebigem Plastik besteht. In diesem Lager gleitet der künstliche Hüftkopf, der aus Metall oder Keramik besteht.
Der Kopf wird dann später auf den Hüftschaft aufgesteckt. Zuvor müssen jedoch der natürliche Schenkelhals- und Hüftkopf entfernt werden. Danach wird der Schaft aufgeraspelt und schließlich eingeschlagen. Er besteht auch aus einer Titanlegierung und ist ebenfalls mit keramischem Knochenersatzmaterial beschichtet.
Die Beweglichkeit des künstlichen Hüftgelenkes wird überprüft und die Beinlänge kontrolliert. Eine Drainage muss heutzutage nicht mehr gelegt werden.
Durch die moderne Schmerztherapie ist der Eingriff sehr schmerzarm geworden. Einige Zentren bevorzugen für die postoperative Schmerztherapie ein Nervenkatheter, andere eine Schmerzpumpe.
Risiken des Eingriffes sind die allgemeinen Narkoserisiken, Blutverlust, Blutergussbildung und Wundheilungsstörungen. Das Risiko für einen Nerven- bzw. Gefäßschaden oder eine Infektion ist weitaus geringer als ein Prozent.
Durch die neuen Operationsmethoden mit Muskelerhalt gehört die früher gefürchtete Komplikation der Gelenkausrenkung quasi der Vergangenheit an. Nahezu alle Operateure lassen den Patienten spätestens am Tag nach der Operation voll belasten, manche sogar schon am OP-Tag. Aktuell haben in Deutschland einige Chirurgen angefangen, künstliche Hüftgelenke ambulant zu operieren. In den USA ist das schon seit einigen Jahren möglich.
Der Aufenthalt im Krankenhaus dauert zwischen fünf bis sieben Tage. Dann folgt eine dreiwöchige stationäre Anschlussheilbehandlung in einer Reha-Einrichtung.
Hier werden neben abschwellenden Maßnahmen, Verbesserung der Funktion, muskulärer Stabilisation und Verbesserung der Mobilität auch Gleichgewichtstraining und physikalische Therapien durchgeführt.
Die Genesungszeit beläuft sich auf drei Monate, ebenso wie die Arbeitsunfähigkeit für eine mittelschwere körperliche Tätigkeit.
Nach der Genesungszeit können jüngere Patienten nach drei Monaten wieder mit Sport beginnen. Stoßbelastung sowie Mannschafts- und Kontaktsportarten sollten gemieden werden.
Ein hervorragendes klinisches Ergebnis bedarf operativer Expertise, eines hochmotivierten Patienten und einer optimalen Nachbehandlung.
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