Artikel 13/06/2011

Neue diagnostische Möglichkeiten zur Früherkennung bei Prostatakrebs

Team jameda
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Die Früherkennung des Prostatakarzinom ist unabdingbare Voraussetzung zu Heilung und zum Organerhalt (Fokaltherapie).

Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes in der westlichen Welt. Da der Tumor nur in frühen Stadien geheilt werden kann und hier meist keine Beschwerden verursacht, kommt der Früherkennung eine entscheidende Bedeutung zu. Die Eckpfeiler der Früherkennung bestehen aus einer Abtastung der Prostata und der Bestimmung des PSA-Wertes (prostataspezifisches Antigen) im Blut. Bei Auffälligkeiten erfolgt meist eine ultraschallgesteuerte Biopsie der Prostata. Da ein Karzinom im gewöhnlichen Ultraschall nicht sicher darstellbar ist, erfolgt die Biopsie nach einem bestimmten Schema (routinemäßig mindestens 12 fach oder mehr Biopsien). Große Studien konnten jedoch zeigen, dass bei den sog. randomisierten Biopsien viele Prostatakarzinome vor allem im Frühstadium übersehen werden. Deshalb sind genauere bildgebende Verfahren vor der Biopsie nötig.

Hierzu gehören in der Frühdiagnostik die mit der transrektalen Sonographie kombinierte Elastographie und die MRT (Magnetresonanz-Tomographie) einschließlich der Endorectalspule und die Spektroskopie.

Im Idealfall erfolgt die Früherkennung des Karzinoms in der Prostata so, dass der Herd in der Prostata lokalisiert werden kann.

Nur in einem solchen Stadium kann es gelingen, den Krebsherd zu zerstören und das Organ Prostata zu erhalten, eine sogenannte Fokaltherapie durchzuführen.

Als geeignetes Verfahren zur Fokaltherapie erscheint vor allen anderen Maßnahmen als schonendste Behandlung die HIFU- Therapie geeignet, das Karzinom durch Überhitzung zu zerstören (Hochfokussierter Ultraschall). Hierdurch könnten wesentlich aggressivere Maßnahmen wie radikale Operation – offen oder robotergesteuert- oder Bestrahlung (von außen oder in die Prostata eingebrachtes radioaktives Material) vermieden werden.

Die neuen, hochmodernen Diagnosemaßnahmen und die Möglichkeit für eine die Prostata erhaltende, schonende Zerstörung des Krebsherdes werden dargestellt.

Ultraschall-gestützte Echtzeit-Elastographie:

Die Ultraschall-gestützte Elastographie ist ein innovatives bildgebendes Verfahren, welches die Elastizität von Gewebe misst und je nach Dehnungsgrad verschieden farbig darstellt. Das Verfahren macht sich die Tatsache zunutze, dass sich harte Gewebeanteile – so auch Tumorgewebe - bei Druck weniger stark verformen als weiches Gewebe. Die Untersuchung ist kurz und schmerzfrei und erfolgt wie beim transrektalen Ultraschall durch den Enddarm. Dabei übt der Arzt mit dem Schallkopf einen leichten Druck auf die Prostata aus oder der Patient hustet kurz. Aufgrund der unterschiedlichen Dehnungseigenschaften von Tumor und normalen Gewebe entstehen minimale Zeitverschiebungen der Echosignale. Diese werden mit Hilfe einer speziellen Software auf dem Monitor in Echtzeit farbig dargestellt und auffällige Areale im Ultraschallbild markiert.

Dies ermöglicht dem erfahrenen Arzt eine gezieltere Entnahme von Gewebeproben zur Abklärung eines Prostatakarzinoms. Die Trefferquote der Elastographie liegt aktuellen Studien zufolge gegenüber der konventionellen Sonographie deutlich höher. Die Elastographie ist daher eine zusätzliche Methode bei der Diagnostik bzw. zum Ausschluss eines Prostatakarzinoms.

Hochauflösende MRT der Prostata mit in den Enddarm eingeführter Verstärkungsspule (Endo-MRT):

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist das genaueste Bildgebungsverfahren, insbesondere in der Diagnostik von Weichteilgeweben. Als hochauflösende, endorektale MRT-Untersuchung der Prostata ist sie der transrektalen Ultraschalluntersuchung bezüglich der Erkennung von Prostatakarzinomen, der Lokalisation und Feststellung des Tumorstadium überlegen.

Neben der Beurteilung von Größe und Struktur ergeben Funktionsuntersuchungen der Prostata wie die Durchblutungsmessung und die MRT-Spektroskopie weitere Hinweise auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms. Diese Verfahren werden innerhalb der hochauflösenden MRT-Untersuchung in einem Untersuchungsgang angewendet.

Magnetresonanz- Spektroskopie:

Die unterschiedlichen Resonanz-Eigenschaften von Molekülen in einem starken Magnetfeld können zur Analyse und Darstellung von Geweben eingesetzt werden. Anhand der unterschiedlichen Resonanzfrequenzen lassen sich einzelne molekulare Bestandteile von Geweben identifizieren und quantifizieren. Diesen Vorgang nennt man Magnetresonanz-Spektroskopie. Die Magnetresonanz-Spektroskopie bei Prostatauntersuchungen misst Citrat und Cholin. Citrat wird von gesundem Prostatagewebe produziert. Da Prostatakarzinome zur Energiegewinnung verstärkt Citrat verbrauchen, sinkt der intrazelluläre Citratgehalt von Prostatagewebe bei Prostataerkrankungen ab. Cholin ist ein Bestandteil der Zellmembran und bei bösartigen Prostataerkrankungen, einhergehend mit Zellvermehrung, erhöht. Das Prostatakarzinom soll in Rahmen einer Magnetresonanz-Spektroskopie also an einer Citrat-Erniedrigung und einer Cholin-Erhöhung erkannt werden.

Es gibt Patienten, bei denen eine PSA-Erhöhung vorliegt, aber der Urologe mit seinen Untersuchungsverfahren keinen Tumor und keine andere Erklärung für die PSA-Erhöhung finden kann. Für diese Patienten kann die Magnetresonanz-Spektroskopie eine sinnvolle Erweiterung des diagnostischen Spektrums darstellen, um bei weiteren Stanzbiopsien gezielt verdächtige Areale der Prostata histologisch zu untersuchen.

Die Magnetresonanz-Spektroskopie, wie alle anderen Bildgebenden Verfahren, kann aber das Vorliegen eines Prostatakarzinoms nicht beweisen. Der histologische Nachweis durch Prostatabiopsie bleibt weiterhin unbedingte Voraussetzung für die Tumorbehandlung.

Histo- Scanning (Erkennen des Krebses im transrectalen Ultraschall durch Vergleich mit nachgewiesenen Krebsregionen über eine spezielle Software):

Es erfolgt die Anfertigung eines dreidimensionalen Ultraschallbildes der Prostata, danach ein Vergleich des Bildes mit multiplen abgelegten Ultraschallbildern der Prostata mit feingeweblich gesichertem Prostatakrebs. Es folgt die Markierung suspekter Areale, dreidimensional auf dem aktuellen Prostatabild zur Auffindung bei der Biopsie.

Die Verfahren ergeben Aufschluss über die exakte Lage und das Stadium, in dem sich ein vorhandener Tumor befindet.

Wenn wir heutzutage Prostatakrebs behandeln, wird die Prostata komplett zerstört. Wenn wir operieren, entfernen wir die ganze Prostata. Bei einer Strahlenbehandlung bestrahlen wir die ganze Prostata, denn wir wissen, dass das Prostatakarzinom multifokal sein kann.

In einigen Fällen, wenn durch Biopsien nachgewiesen wurde, dass kein weiterer Krebsherd vorliegt, bevorzugt man aber Behandlungen wie HIFU (hochkokussierten Ultraschall), die es ermöglichen, nur den Krebsherd zu behandeln und das restliche Drüsengewebe auszusparen.

Auf diese Art und Weise sind wir imstande, nur die „gefährlichen’ Bereiche zu behandeln und, falls sich im Laufe der Zeit ein Rezidiv bildet, eine erneute Behandlung vorzunehmen.

Der Vorteil dieser Behandlung ist, dass er nicht invasiv ist und viel weniger Nebenwirkungen erzeugt im Bezug auf Inkontinenz und Potenz. Gleichzeitig ist die Effektivität, auf den Krebs bezogen, gleichwertig mit anderen Behandlungsmethoden. Diese neue Behandlungsmethode ist daher ein großer Umbruch bei der Behandlung des Prostatakarzinoms.

Je früher der Krebs erkannt wird, um so eher kann er dieser schonenden Behandlungsform zugeführt werden. Durch diese vergleichsweise sanfte Therapie sollte daher die Konsequent eines diagnostizierten Prostatakarzinoms in der Therapie ihren Schrecken für den Patienten verlieren. Geschätzt könnten z.Zt. etwa 20 % aller lokal begrenzten Karzinome so behandelt werden. Frühdiagnostik lohnt sich also!

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