Wieso ist die Operationstechnik bei der Implantation einer Hüftprothese so wichtig?
Die unterschiedlichen Hüftprothesenmodelle finden in den Medien regelmäßig große Beachtung. Dabei konnten sich in den letzten Jahrzehnten viele Modelle bewähren, mit hervorragenden Standzeiten und niedrigen Lockerungsraten. Im Gegensatz dazu gerät die Operationstechnik gerne in den Hintergrund. Dabei spielt die Behandlung der Weichteile - also der Muskeln und Sehnen - während der Operation eine entscheidende Rolle für die Schmerzfreiheit und die Gelenkfunktion nach der Operation. Ebenso hat die Operationstechnik einen wesentlichen Einfluss auf das Komplikationsrisiko nach dem Hüftgelenkersatz (z.B. Schmerz, Blutung, Ausrenkung, Hinken, etc.).
Was ist die AMIS-Technik? Was sind die Besonderheiten?
AMIS steht für „anterior minimally invasive surgery“. Wie der Name sagt, wird der Zugang zum Hüftgelenk minimal-invasiv von vorne („anterior“) durchgeführt mit dem Ziel, Hüftprothesen besonders gewebeschonend einsetzen zu können.
Besonderheiten sind der direkte vordere Zugang zum Hüftgelenk sowie die Verwendung eines speziellen Operationstisches. Der vordere Zugang stellt den kürzesten Weg zum Hüftgelenk dar, weshalb der Operateur selbst bei beleibten Patienten mit der minimal-invasiven Technik eine gute Übersicht hat. Der spezielle Operationstisch erlaubt dabei ein Absenken des zu operierenden Beines, wodurch wiederum eine gute Übersicht für die korrekte Implantatpositionierung erreicht wird.
Wodurch unterscheidet sich die AMIS von anderen Methoden?
Wesentliche Unterschiede zu anderen Methoden sind zum einen der direkte vordere Zugang. Bei den herkömmlichen Operationsverfahren mit seitlichem oder hinterem Zugang muss man direkt an den wichtigen Hüftmuskeln (Glutealmuskeln) vorbei und diese zur Seite halten. Die Glutealmuskeln sind kurz und reißen dabei leicht ein. Chronische seitliche Hüftschmerzen durch Sehnen und Muskelschäden - welche häufig als „Schleimbeutelentzündung“ bezeichnet werden - sind eine mögliche Folge. Bei AMIS verlaufen die angrenzenden Muskeln allesamt vom Becken zum Knie und reißen durch ihre Länge beim Auseinanderhalten nicht ein. Dies ist vergleichbar mit einer Harfe, bei der die langen Saiten deutlich einfacher auseinandergehalten werden können als die kurzen Saiten. Die wichtigen Glutealmuskeln werden somit bei AMIS geschont.
Der vordere Zugang ist ferner der einzige anatomische Zugang zum Hüftgelenk, der nicht von Nervenbahnen gekreuzt wird. Dadurch sind notwendige Erweiterungen des Zugangs ohne das Risiko einer Nervenschädigung möglich.
Welche Patienten sind für AMIS geeignet?
Prinzipiell sind die allermeisten Patienten mit Hüftarthrose oder Oberschenkelhalsbruch für die AMIS-Methode geeignet. Gerade bei den komplexen Fällen und bei beleibten Patienten hat AMIS Vorteile. Insbesondere bei komplexen Deformitäten im Pfannenbereich ist AMIS geeignet, da der Zugang eine beckenseitige Erweiterung anatomisch möglich macht. Zudem bietet AMIS Vorteile bei Patienten mit Vorerkrankungen, da eine muskelschonende Operationstechnik weniger belastend ist.
Weniger geeignet ist AMIS für Patienten, bei denen gleichzeitig zur Hüftprothese eine knöcherne Korrektur im Bereich des Oberschenkels notwendig wird oder bei denen ein Austausch des Hüftprothesenstiels erfolgen muss.
Welche Vorteile hat eine muskelschonende Operationstechnik für die Patienten?
Die positiven Auswirkungen sind bereits kurzfristig in einer rascheren Mobilisation der Patienten mit Reduktion von Komplikationen wie Blutverlust, Schmerzmittelbedarf und Ausrenkung zu sehen. Auch langfristig zeigt sich aufgrund der Schonung der wichtigen hüftumspannenden Muskulatur und der Sehnen eine bessere Funktion mit Schmerzfreiheit.
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