Artikel 06/02/2023

Minimal-invasive Hüft-Operation schont die Patientenpsyche

Prof. Dr. Lukas Konstantinidis Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
Prof. Dr. Lukas Konstantinidis
Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
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Operationen sind eine große Belastung für den Patienten, sowohl körperlich als auch psychisch. Das gilt ebenso für das Einpflanzen eines neuen Hüftgelenks. Wie sehr sich der Eingriff auf die Psyche des Patienten auswirkt, kommt offenbar auch darauf an, über welchen Zugangsweg die neue Hüfte eingesetzt wird.

200.000 neue Hüften jährlich

Häufigste Ursache für eine Hüftendoprothese (TEP) ist die Hüftgelenksarthrose. Von den in Deutschland jährlich etwa 200.000 neu eingepflanzten Hüften sind etwa 150.000 auf den Gelenkverschleiß zurückzuführen.

Seit in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die erste künstliche Hüfte eingesetzt wurde, hat sich der Eingriff enorm weiterentwickelt. Nicht nur die Materialien haben sich verändert, auch die Operationstechniken wurden immer mehr verfeinert. Ein Meilenstein am Hüftgelenk war die Einführung minimalinvasiver Operationen.

Angst und Sorge nach dem Eingriff

Doch ob 20. oder 21. Jahrhundert: Operationen bedeuten für den Patienten immer großen Stress. Die Angst vor der Narkose und dem Eingriff selbst, die Schmerzen danach und die Sorge, ob das Endergebnis zufriedenstellend ist - das sind nur einige der Gefühle und Gedanken, die Betroffene vor und nach ihrer Operation umtreiben.

Wie stark es nach einem operativen Eingriff zu Ängsten und Depressionen kommt, hängt natürlich zunächst einmal davon ab, wie belastbar die Patientenpsyche ist. Doch zumindest bei der Hüft-OP hat auch die Operationsmethode einen Einfluss auf das mentale Ergehen: Das hat kürzlich eine chinesisch-amerikanische Forschergruppe anhand einer Studie mit 95 Hüftpatienten herausgefunden.

Sie alle erhielten ein künstliches Hüftgelenk, wobei sich jedoch die OP-Verfahren unterschieden. 52 von ihnen wurden offen operiert, der Zugang zum Gelenk erfolgte bei ihnen traditionell von der Seite.
Die restlichen Patienten erhielten ihre Prothese auf minimalinvasivem Weg, 18 über einen Zugang von vorn (AMIS-Methode) und 18 von vorne-seitlich (ALMIS-Methode).

Weniger ängstlich und depressiv nach minimalinvasivem Eingriff

Drei Monate nach dem Eingriff untersuchten die Studienautoren mithilfe verschiedener Fragebögen den psychologischen Status der Patienten. Besonderen Wert legten sie dabei auf das Erfassen von Ängstlichkeit und Depression. Es stellte sich heraus, dass die offen operierten Patienten deutlich höhere Werte auf den Ängstlichkeits- und Depressionsskalen aufwiesen. Den minmalinvasiv operierten Hüftpatienten ging es nach dem Hüftgelenkersatz psychisch wesentlich besser. Auch was die allgemeine Vitalität und die sozialen Funktionen betraf, schnitten AMIS- und ALMIS-Patienten besser ab als die traditionell offen operierten.

Als mögliche Ursachen für die unterschiedlichen psychischen Einflüsse machten die Forscher zwei Aspekte aus: Zum einen war die Schnittlänge bei den minimalinvasiv operierten Patienten deutlich kürzer. Außerdem gaben sie auf der Schmerzskala geringere Schmerzen an. Insgesamt stellte sich heraus: Je größer die postoperativen Schmerzen waren, desto höher das Risiko für Ängstlichkeit und Depressionen.

Fazit

Beim Einsatz eines neuen Hüftgelenks senken minimalinvasive Methoden das Risiko, dass der Patient nach dem Eingriff depressiv und ängstlich wird. Dies sollte bei einer geplanten Hüft-OP immer in die Waagschale gelegt werden – sofern das minimalinvasive Vorgehen medizinisch und technisch möglich bzw. angeraten ist.

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