Nach einer Meniskus-Operation stehen viele Patienten vor der Frage, wie Sie am besten wieder Bewegung in ihren Alltag integrieren. Es gibt zwar einige allgemeingültige Tipps für den Wiedereinstieg. Doch der individuelle Blick ist ebenso entscheidend. Dieser Artikel zeigt, wie sinnvoll eine ‘Reha’ ist, bei der Arzt und Patient den Heilungsverlauf stets im Blick haben.
Der Meniskus wurde operiert, die Operation ist überstanden, geschafft!
Geschafft…?
Mitnichten! Jetzt beginnt die Phase der ‘Rückkehr’ in einen normalen Alltag, ins Berufsleben und zum Sport. Was also tun?
Ruhe oder Bewegung?
Schonung oder Belastung?
Alte Gewohnheiten ändern oder wieder aufnehmen?
Wie schön wäre es, wenn es eine pauschal und für alle Betroffene gültige Antwort nach Art eines ‘Kochrezepts’ gäbe.
Aber die gibt es – Sie ahnen es bereits – leider nicht.
So individuell wie Sie als Patient und Mensch sind, so unterschiedlich die operativen Verfahren sind, so differenziert sollte auch die postoperative Nachbehandlung aussehen. Aber es gibt ein paar Grundsätze, die Patienten im Alltag beherzigen sollten. Denn einige Empfehlungen sind grundsätzlicher Natur.
Es gibt einige allgemeingültige Tipps für den Wiedereinstieg. Dazu zählt, dass Bewegung und Belastung möglichst frühzeitig wieder aufgenommen werden.
Wenn
kann ab dem ersten Tag geübt werden – direkt im Anschluss an die Operation. Das Gelenk zu kühlen, kann bei Schmerzen und Gelenkschwellungen helfen. Ob Sie zusätzlich abschwellende Medikamente einnehmen sollten, muss im Einzelfall mit dem Arzt besprochen werden.
Dabei ist häufig nicht einmal Krankengymnastik oder eine medikamentöse Schmerztherapie notwendig. Als Faustregel gilt: Je kürzer die Zeitdauer einer zwangsweise verordneten Einschränkung, desto schneller ist eine vollständige Wiedererlangung der Funktion zu erwarten.
Das heißt, eine ‘Reha’ im Sinne der Rundumversorgung mit Krankengymnastik, Medikamenten und anderen Dingen ist in den meisten Fällen nicht notwendig.
Eine ‘Reha’ im Sinne der kontinuierlichen Betreuung und Kontrolle des Heilungsverlaufs nach der Operation ist hingegen unverzichtbar!
Zum empfohlenen Verhalten nach der Operation gehört das Aufbelasten zur ‘Entwöhnung’ von Gehstützen. Außerdem die unlimitierte Beugung und Streckung. Diese Maßnahmen sind vor allem dann wichtig, wenn nur ein Teil eines Innen- oder Außenmeniskus entfernt wurde.
Dennoch gibt es Fälle, in denen ‘weniger’ doch letztlich ‘mehr’ sein kann.
Ein forciertes Training mit hohen Belastungen (Gehstrecke, Gewicht, Treppen usw.) zu einem frühen Zeitpunkt kann eine Belastungsreaktion auslösen. Dazu gehört beispielsweise die Ergussbildung. Sie würde den weiteren Heilungsverlauf erschweren und verzögern.
Schonende Rückkehr zu normalen Belastungen
Viele Ärzte empfehlen ihren Patienten daher, eine schonende Rückkehr zu normalen Belastungen im Alltag über etwa 2 Wochen. Des Weiteren eine ‘Karenzzeit’ von ca. 6 Wochen für hohe Belastungen (z. B. Lauf- und Ballsportarten). Denn auch Knorpel und Weichteile brauchen ‘Erholung’, erst recht wenn sie über längere Zeit gelitten haben.
Das alles sind jedoch nur grobe Richtwerte, die der behandelnde Arzt immer individuell prüfen sollte. Er erstellt den Nachbehandlungsplan, am besten in schriftlicher Form, und gibt ihn weiter.
Damit sind wir wieder beim Ausgangspunkt dieses Artikels: A und O der Nachbehandlung ist die individuelle Betreuung des Patienten. Es muss sichergestellt sein, dass der Patient weiß, wie die Nachbehandlung aussehen soll. Er sollte wissen, wie der erwartete Verlauf ist und was zu tun ist, falls sich Abweichungen ergeben. Für den Fall der Fälle braucht er einen Ansprechpartner, der erreichbar ist. Der tatsächliche Verlauf muss nach Bedarf kontrolliert werden.
Teilresektion
Alles Vorgenannte trifft in den meisten Fällen, in denen ein Meniskus operiert wurde, zu. Die häufigste Operation am Meniskus ist nämlich die Teilresektion. Das heißt: die Entfernung eines schmerzenden Anteils des Meniskus, verbunden mit dem Bestreben möglichst viel intakte Meniskussubstanz zu erhalten.
Genähter bzw. ‘refixierter’ Miniskus
Ganz anders sieht es hingegen aus, wenn der Meniskus genäht bzw. ‘refixiert’ wurde. Die ‘Reparatur’ eines Meniskus sollte mit einer länger dauernden Schonung einhergehen. Das betrifft die Beweglichkeit und Belastung nach der Operation.
Das meist eher schlecht durchblutete Meniskusgewebe kann nur in etwa 7-20 % der Fälle überhaupt mit einer Naht versorgt werden. Es darf direkt nach der Operation noch keinen zu hohen Belastungen ausgesetzt werden. In diesen Fällen können die Patienten erwarten, dass ein detaillierter schriftlicher Nachbehandlungsplan mitgegeben wird. Er dokumentiert das geplante Vorgehen über die nächsten 3-6 Monate.
Thromboseprophylaxe
Außerdem sollte der Arzt auch über eine längere Zeit das Risiko für die Entstehung einer Thrombose abschätzen. Dabei handelt es sich um die Entstehung eines Gerinnsels / Blutpfropfs in einem Blutgefäß / einer Vene. In den meisten Fällen ist auch eine medikamentöse Thromboseprophylaxe notwendig. In der Regel werden hierzu Spritzen mit Heparin zur ‘Blutverdünnung’ verordnet.
Die sogenannte ‘Thromboseprophylaxe’ wird auch bei den meisten ‘einfachen’ Meniskusoperationen durchgeführt. Aber nur für eine kürzere Zeit.
Die Zeit, in der das Risiko für die Bildung einer Thrombose besonders hoch ist, ist im Falle einer Meniskusnaht somit in der Regel deutlich länger als nach einer Teilentfernung des Meniskus. Gleiches gilt für die Zeit der notwendigen anti-thrombotischen Therapie. Zu dieser Behandlung gehören immer auch regelmäßige Blutkontrollen. Dabei geht es um die Kontrolle der Zahl der Blutplättchen, um das Risiko von Blutungskomplikationen zu reduzieren. Eine zusätzliche Kompressionstherapie mit Strümpfen bei unproblematischen Verläufen und einfach gelagerten Fällen wird heute nicht mehr generell empfohlen.
Viele Patienten müssen mit Krücken entlastet werden. Oder sie bekommen eine Verordnung für spezielle Schienen zur Ruhigstellung und eventuellen Gelenkstabilisierung. Die Verwendungs- bzw. Tragedauer ist individuell unterschiedlich und von zahlreichen Faktoren abhängig. Das sollte im Nachbehandlungsplan festgelegt sein.
Nach einer Teilresektion sind Krücken und limitierende sowie stabilisierende Schienen in der Regel nicht oder nur kurzzeitig notwendig. Nach einer Meniskusnaht – den intraoperativen Befunden entsprechend – deutlich länger. Oft bis zu etwa 6 Wochen.
Schmerzen sollten nach einer einfachen Meniskusoperation nicht oder nur in geringem Maß auftreten. Werden nach einer solchen Operation Drainageschläuche in ein Gelenk eingelegt, können sie mehr Schmerzen verursachen als die Operationswunde. Mit Entfernung der Drainage nach 1-2 Tagen ist das jedoch auch meist behoben.
Ein operiertes Gelenk kann ‘beleidigt’ reagieren, wenn es zu früh bewegt wird. Es kann schmerzen, es kann sich Flüssigkeit im Gelenk ansammeln, das Knie wird dick, die Beweglichkeit ist eingeschränkt.
Dies ist kein Grund zur Panik, aber in jedem Fall bedarf es einer fachkundigen Einschätzung. Am besten durch den Operateur selbst. Dass sich ein frisch operiertes Gelenk etwas anders anfühlt als ein gesundes ohne Operation, ist die Regel und kein Grund zur Besorgnis. Insbesondere wenn die obligatorischen Kontrollen beim behandelnden Arzt zufriedenstellend verlaufen.
Befindet sich sehr viel Flüssigkeit im Gelenk, kann es notwendig werden, es mit einer Kanüle steril zu punktieren und die Flüssigkeit (Blut, Wundwasser) mit einer großen Spritze zu entfernen. Steril bedeutet: nach Aufklärung über das geplante Vorgehen und Aufklärung über die Risiken sowie unter peinlich genauer Beachtung der Hygienevorschriften.
Nach einer Operation sind physiotherapeutische Übungen wichtig. Sie können dabei helfen,
Wenn es im Nachbehandlungsplan erlaubt ist, helfen beispielsweise folgende Übungen:
Auch ein Fahrradergometer ist in der Physiotherapie eine wertvolle Unterstützung. Bei niedriger Belastung und möglichst hochgestelltem Sattel lässt es eine Bewegung ohne hohe Belastung des Kniegelenkes zu.
Sind die Wunden der Operation verheilt und die Fäden womöglich schon entfernt, dann ist auch das Gehen und Bewegen im Wasser sowie – in Abhängigkeit von den eigenen Fähigkeiten und dem bevorzugten Schwimmstil – das Schwimmen sehr förderlich. Neben den genannten Effekten kommt es auch, besonders im nicht zu warmen Wasser, zu einer entstauenden und abschwellenden Wirkung.
Der Fußballspieler, der wieder auf den Platz drängt, der Kletterer, der wieder in die Wand möchte und der Handballspieler, der womöglich das wichtigste Spiel des Jahres 2 Wochen nach der Operation verpassen würde. Sie und viele andere haben häufig falsche Vorstellungen von der Zeit, die ein Gelenk braucht, bevor es wieder fit für Belastungen ist. Fußballprofis und andere Leistungssportler, die drei Wochen nach einer Meniskusoperation an einem großen Wettkampf teilnehmen, sind weder der Regelfall noch standardmäßig vergleichbar mit den allermeisten unserer operierten Patienten. Manche zahlen auch einen hohen Preis für ein verfrühtes ‘Return-to-Sports’.
Eine generelle Empfehlung für den richtigen Zeitpunkt kann und darf es hier nicht geben. Sprechen Sie Ihre Planung konkret mit dem behandelnden Arzt ab. Legen Sie fest, welche ‘Meilensteine’ kontrolliert werden müssen, um im Verlauf zu beurteilen, ob Ihre Nachbehandlung regelrecht und erwartungsgemäß abläuft.
Zu einer erfolgreichen postoperativen Betreuung gehört ein Nachbehandlungsplan. Er enthält ein Schema, in das Erfahrungswerte einfließen, die allesamt der kritischen Wertung bedürfen. Es ist also kein strikt einzuhaltendes ‘Kochrezept’, das in jedem Fall befolgt werden muss und keiner weiteren Veränderung bedarf. Man geht von einem bekannten Ist-Zustand aus und berücksichtigt die Erfahrungswerte von zahlreichen Verläufen solcher oder ähnlicher Fälle der Vergangenheit. Sie dienen als Grundlage für die Prognose des weiteren Verlaufs.
Jedes relevante Zipfelchen Meniskus, das erhalten werden kann, ist für unser Kniegelenk wertvoll. In aussichtsreichen Fällen lohnt sich der Versuch, einen Meniskus zu erhalten, ihn zu nähen, zu refixieren – anstatt ihn zu entfernen! Es ist den höheren Aufwand – auch die längere Zeit der Nachbehandlung – wert.
In den letzten Jahren ist leider, getreu dem Motto ‘Mann beißt Hund’, viel Desinformation zum Thema Arthroskopie des Kniegelenkes und zur Meniskusoperation betrieben worden.
Die Arthroskopie ist eine Methode, keine eigenständige dedizierte Operation. Es ist unbestritten, dass sie minimalinvasives und schonendes Operieren ermöglicht. Sie ist ein wertvolles operatives Verfahren.
Einzelne Studien, mit teilweise gravierenden methodischen Fehlern, haben ihren Ruf leider nachhaltig beschädigt.
Fakt ist aber: Wenn die arthroskopische Meniskusoperation unverdienterweise in weiteren Verruf gerät, werden wir immer seltener die Chance haben, einen kleinen oder günstig gelegenen Meniskusriss durch eine erhaltende Technik wie eine Naht zu versorgen und zu erhalten. Doch so können wir die Entwicklung einer Arthrose verhindern. Je mehr Meniskus in einem Kniegelenk kaputt ist oder entfernt wird, desto größer das Risiko, dass sich vorzeitig – und schlimmer noch: unnötigerweise – eine Arthrose entwickelt. Darüber herrscht wenigstens Einigkeit.
Solche Totalschäden eines Gelenkes sollten vermieden werden, wann immer es geht!
Ganz zu schweigen von den zahlreichen Fällen, in denen Patienten durch Verunsicherung unnötig und lange Schmerzen aushalten. Dann erfährt ein bereits vorgeschädigtes Gelenk weiteren Schaden. Es ist kontraproduktiv, so lange zu warten, bis aus dem kleinen Riss endlich ein großer Riss geworden ist. Denn dann muss statt wenig Meniskusgewebe viel Meniskusgewebe entfernt werden. Vergleichbar mit einem kariösen Zahn, den man erst dann mit einer Füllung versorgt, wenn die Zungenspitze ganz hineinpasst. Aber auch da gibt es vielleicht anderslautende Meinungen…
Die Chance, dass ein Meniskusriss von selbst wieder heilt, ist tatsächlich ähnlich groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass ein Loch im Zahn wieder zuwächst… Auch mit Krankengymnastik, Magnetfeldtherapie, Wunderspritzen und Akupunktur etc. pp…
Operationen sind durchaus heikel und riskant, das ist unbestritten.
Aber grundsätzlich anzunehmen, dass die Alternativen besser sind, ist unter Umständen leider irreführend.
Bei Unklarheiten und weiteren Fragen: Wenden Sie sich an den Arzt Ihres Vertrauens!
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